
wendend und ab und zu einen schäckernden Ton von sich gebend.
Ich erlegte ein paar dieser niedlichen Dinger. In einem Seiten-
thale des Oued M’zab machten wir Halt und genossen unser
Frühstück. Auch unsere Leute freuten sich ein wenig rasten zu
dürfen und gaben sich daher ohne Anstand der Ruhe hin. Aus
grossem Leichtsinn hatten sie die Maulthiere zu entsatteln vei'-
gessen. Diese pflegen sich nämlich, sobald sie den Reiter von
ihrem Rücken wissen und sich unbeaufsichtigt sehen, auf den
Boden zu werfen und sich dort mehrmals um und um zu
wälzen, so dass sie oft auf dem Rücken liegen, die Beine in der
Luft umherwerfend. Sie thun dies offenbar, um ihre durchnässte,
mit Schweiss getränkte Haut zu trocknen und das dadurch entstandene
juckende Reizgefühl zu befriedigen. Nun war ein grosses
Malheur passirt, indem die Sattelbänder bei dieser Evolution
natürlich rissen und in einen Zustand versetzt wurden, dass sie
den Sattel kaum noch zu halten vermochten. Zwar entluden wir
unseren ganzen Zorn über die Nachlässigkeit auf das Haupt des
eigens zur Aufsicht dafür mitgenommenen Führers, allein den
Schaden hatten wir einmal wieder zu tragen, der diesmal sich
zu einem ganz empfindlichen für uns gestaltete. Denn unglücklicherweise
musste es gerade der Sattel meiner Frau Sein, welchen
wir als einen besonders gut construirten auf unseren Reisen stets
mit uns zu führen pflegen. —
Beim Abstreifen der Hügelgegend entdeckte ich in einer
tiefen Felsspalte ein Nest des weissköpfigen Trauersteinschmätzers,
leider wieder ohne Eier. Das dazugehörige Pärchen wurde im
Interesse der Wissenschaft erlegt und genau auf den augenblicklichen
Stand der Fortpflanzungsmomente geprüft, wobei sich
das $ als mit halblegereifen Eiern behaftet erwies. Nach längerem
Aufenthalte am Saribbusche nahmen wir den Weitermarsch
auf. Glücklicherweise konnte der Sattel meiner Frau soweit
reparirt werden, dass er, wenn auch schwankend und wackelnd
doch einigermaassen wieder seiner Bestimmung entsprach. Die
durchrittene Gegend nahm nun einen sehr eigenartigen, welligen
Dünencharakter an, sodass wir bald in den Thälern versanken,
bald weitblickend auf der Höhe standen. Aber trotzdem hatten
wir unsere voraus geeilten Kameele lange Zeit nicht wahrnehmen
können, und schon glaubten wir, dass sie einen anderen, als den
von uns begangenen Weg eingeschlagen hätten, als sie zu unserer
Freude vor uns auftauchten. Wir hielten uns nun nicht mehr
mit Sammeln und Absitzen auf, sondern suchten den weit vorangeeilten
Vortrab zu erreichen. Als wir ihm mit Mühe und Noth
beigekommen waren, vermissten wir zu unserer Ueberraschung
el Haja, uuseren gutwilligen und besten Maulthiertreiber. Er
war zunächst mit Abdallah vorangeritten, hatte aber dann auf
uns warten wollen und die Zwischenzeit mit Beten ausgefüllt.
Zu sehr darin vertieft, hat er unser Nachkommen nicht bemerkt
und alsdann herumirrend Richtung und Spur verloren. Lange
noch zogen wir im Flussbette des M’zab dahin, das der Chambi
Oued Nouemra nannte, wahrscheinlich eine Bezeichnung für einen
bestimmten Abschnitt des Oued M’zab. Hier erblickte ich vielfach
eine Melolontha über den Sanddünen fliegend, unserem sogen.
Julikäfer1) ähnlich, von dem ich einige Stücke sammelte. Die
Sonne war stark am Sinken, als wir „Halt“ zu machen beschlossen,
obwohl wir die beiden betreffenden Brunnen noch nicht erreicht
hatten. Es war ein Muldenthal mit vielen grossen Saribbüschen
umgeben, wo wir unser Zelt aufschlugen. Wir hofften nun durch
Anlegen eines grossen Feuers dem verirrten Haja den Ort unseres
Nachtlagers kenntlich zu machen. Als es dunkelte, liess ich denn
auch ein grosses Feuer anmachen, das hell auf lodernd mit grader
Flamme emporschlug. Auch Revolver und Flintenschüsse gaben
wir ab, — doch leider alles umsonst, von unserem guten Haja
war nichts zu sehen, nichts zu hören. Lange Zeit sassen wir vor
unseren Zelten, welche magisch beleuchtet wurden von den rings
herum gen Himmel lodernden Feuerflammen. Wir konnten uns
nicht satt sehen an dem hübschen Bilde, das uns der Gesichtskreis
auf die malerisch gruppirte Karawanentruppe im Nachtlager
bot, und mussten wieder und immer wieder unser Entzücken
darüber aussprechen. — Das Licht unserer Arbeitslampe auf
dem Tische zog mannigfaltige Insecten an. Schier alle Ordnungen
aus dieser grossen Klasse summten und schwirrten um uns herum,
dass es eine Lust war; die meisten Repräsentanten stellten die
Coleóptera, Orthopthera und Lepidoptera, von welch’ letzteren die
Kleinschmetterlinge besonders zahlreich vertreten waren. —
S o n n a b e n d , d e p 15. A p r il 1893. Wieder war die Nacht
empfindlich kalt gewesen; fröstelnd und zähneklappernd erhoben
wir uns vom Lager. Natürlich erkundigten wir uns zunächst
J) Nach Herrn Major Dr. v. Heyden’s gütiger Aussage eine nov.
sp: Pachydema Koenigi, Heyden.