
streifen gezierten Skink hervorholte und mir denselben mit
schmunzelndem Gesichte, stolz auf seine Leistung, überreichte.
Die Skinke — Sandfische, Poissons de sable wie der Franzose sie
nennt, bei den Arabern heisseu sie Scherschemäena — sind that-
sächlich Schwimmer in der Erde. Mit seitlich schlängelnder Bewegung
tauchen sie in den Sand und verschwinden in ihm mit
Gedankenschnelle. Auch die wunderbar gestalteten, mit Franzen
versehenen Grabfinger mögen nicht wenig zur raschen Fortbewegung
im Sande beitragen, wiewohl ich bei den behufs Beobachtung
auf den Sand hingelegten Stücken eine Fussbewegung niemals
wahrgenommen habe. Die Füsse scheinen im Gegentheil eng an
den Leib gelegt zu werden, ähnlich den Flossen der Fische beim
pfeilschnellen Durchschneiden des Wassers, während der spitze Kopf
gleich dem Bugspriet eines Schiffes den Sand zertheilt und tief in
ihn eindringt, bis das Reptil gänzlich in demselben verschwindet.
Diese eigenartigen, sehr verschieden gezeichneten Skinke werden
viel von den Arabern gefangen und mit Vorliebe von ihnen gegessen.
Die sonderbarsten Gerüchte über die Heilkraft im Fleische
dieser Thiere sind bei den Arabern im Umlaufe und spielen wie
so oft in ähnlichen Fällen bei Hebung von Schwächezuständen
als Aphrodisiaca eine hochwichtige und bedeutende Rolle. Es
ist selbstverständlich, dass diese interessanten Lebewesen nur
im losen Sande zu existiren vermögen, niemals aber im steinigen,
ihren Bewegungen äusserst hinderlich werdenden Bodenelemente.
Der Araber knüpft das Leben dieser Thiere so eng an den Sand,
dass er thatsächlich glaubt, sie ernährten sich auch vom Sande,
was ich mir oft von ihnen erzählen liess, und bei der angewandten
Belehrung meinerseits dabei immer auf den heftigsten Widerspruch
stiess. — Erwähnenswerth sind auch noch 2 grosse Warane, welche
der Touareg heute eingefangen hatte, und da sie die ersten auf
unserer Wüsten tour waren, erhielt er eine besondere Belohnung
dafür, womit er ausnehmend zufrieden war. Gegen 4 Uhr erreichten
wir unseren heutigen Bestimmungsort — das Bordj-Dzöl-
fana. Ein Käid ist in demselben anwesend, welcher auf den
durchreisenden General wartet, ausgezeichnet durch einen französischen
Orden auf seinem Burnuss. Wir profitiren von Seinen
mitgeschleppten Tischen, Stühlen und Bänken, in Sonderheit von
einem grossen Teppiche, den er auf dem losen Sandboden unseres
Quartiers ausbreiten lässt. Das Bordj ist entsetzlich schmutzig
und verwahrlost, in einem Zustande der aller Beschreibung
spottet. Alles was nicht niet- und nagelfest ist, liegt, zerbrochen
und zerschellt auf dem Hofe des Bordj umher, einen traurigen
Anblick gewährend. Desto malerischer liegt es selbst auf einer
Felsenkuppe, einen wunderbar schönen Fernblick in die Wüste
bietend. Mir wird der frische Kopf einer eben geschossenen
Gazelle überbracht, den ich für einige Kupferstücke erstehe. —
Meine Frau unterzieht sich der Mühe ein besonders schmackhaftes
Abendbrot zu bereiten zu Ehren des Geburtstages, den
heute Herr W. feiert. Es gab Hühner und Bratkartoffeln zum
Abendbrot, ein menschenwürdiges Essen hier in der Wildniss !
Wir sassen lange Zeit fröhlich beisammen, essend, rauchend und
schwatzend. Aber die Arbeit wurde auch nicht vergessen, welche mich
bis über Mitternacht an den nur dürftig beleuchteten Tisch fesselte.
F r e it a g , den 14. A p ril 1893. Den Beginn des Tages
verkündete uns heute das Laufen, Rennen und Murmeln der
vielen Araber, welche sich um das Bordj gesammelt hatten. Wie
immer in ähnlichen Fällen, so standen wir auch heute mit starken
Kopfschmerzen und grossem Unbehagen in Leib und Gliedern
auf. Wir rüsteten so rasch wir konnten zum Aufbruch, um die
reine Luft in Gottes freier Natur zu athmen und damit die bösen
Keime zu tödten, die in dem verpesteten Bordj unsere Körper
vergiftet hatten. Längst vor mir war Herr W. aufgestanden und
hatte die Umgegend nach ihren Vögeln abgestreift. Er hatte
Wüstenhühner gesehen, Rennvögel, Haubenlerchen und Trauersteinschmätzer.
Von letzteren erlegte er zwei Stück, ein
Pärchen von Dromolaea leucopyga, P. v. Württbg., welches im
Stalle des Bordj ein fertiges Nest besass. Als ich dieses aber mit
grösser Mühe hervorzerrte, wurde ich arg enttäuscht, da es keine
Eier hatte, ebenso war ein gestern in einer Felsenritze aufgefundenes
gleichfalls ohne Eier. —
Unser Abritt erfolgte um J/29 Uhr. Die Entfernung bis Gardäia
wurde auf 60 Kilom. geschätzt. Auch erzählte man uns, dass wir etwa
auf der Mitte des Weges 2 Brunnen mit gutem "Wasser antreffen
würden, wesshalb wir bis dahin heute zu reiten beschlossen. Es ging
nun von der Höhe herab in die weite, vor uns liegende Tiefebene.
Wir kamen zunächst an den beiden Brunnen von Dzdlfana vorüber,
welche wir gestern Abend bereits gründlich untersucht hatten. Aber
der Passer simplex schien diese Gegenden zu meiden, denn wir
fanden keine Spuren seiner Anwesenheit hierselbst vor. Dagegen
gestaltete sich das nunmehr wieder in steiniges Hochplateau über-
8