
besondere Freude hatte ich noch in dem Auffinden eines kleinen,
ungemein zartleibigen, aber unversehrten Seps sepoides, der mit
Gedankenschnelle im Sande verschwand und von mir behutsam
ausgegvaben wurde. Unsere Kameeltreiber, welche mit ihren
Thieren uns weit voraus geeilt waren, gaben sich dem Schlangenfange
hin, und als wir sie eingeholt hatten, hielt der Chambi
sowohl als der Touareg je eine Hornviper und zwei Fsammophis
sibilans in Händen, Abdallah aber überreichte mir einen allerliebsten
jungen Waran, zartgelb auf dem Untergründe mit dunkelbraunen
Querbändern über Leib und Schwanz. Ich war höchst
überrascht beim Anblick dieses Exemplars und glaubte schon
an eine für Algerien neue Species, da ich das Thier anfänglich
für verschieden vom gemeinen Erd- oder Wüstenwaran, dem „Oran
der Araber, hielt. Aber das niödliche Stück erwies sich als
Jugendform des Varanus griseus, immerhin als werthvolles und
begehrenswerthes Exemplar für meine Sammlung. Solche Jugendstadien
vom gemeinen Waran sind auffallend selten, während
man grosse Individuen dieser Art in der echten Sandwüste
häufig gewahrt. Erstere mögen sehr versteckt leben und sl"
auch wohl in diesem Stadium grossen Anfeindungen und Nachstellungen
ausgesetzt. Auch das vorliegende Stück hatte ich nur
einem ganz besonders günstigen Umstande zu verdanken. Abdallah
erzählte mir nämlich, dass eine der Schlangen, eine Fsammophis,
im Kampfe mit der Eidechse gelegen hätte. Beide waren so in
einander verbissen gewesen, dass man sie ohne Mühe vom Boden
hätte aufnehmen können, und selbst in der Hand des Menschen
hätten sie sich nicht gegenseitig loslassen wollen. Ohne Zweitel
wäre die grosse Schlange im Rechte der Stufenfolge Siegerin geblieben
und hätte alsdann den ermatteten Waran gewürgt. * roh
der gesammelten Schätze zogen wir unseres Weges weiter, überall
hinspähend und auf Alles achtend. Da gewahren wir plötzlich
eine im Lager liegende Gazelle, welche nicht einmal aufs^and>
als wir auf kaum 60 Schritte an ihr vorüberzogen. Obgleich
alle Augen auf sie gerichtet waren, liess ich unsere Karawane
ruhig weiter ziehen, glitt behutsam von meinem Reitthiere und
näherte mich der noch immer ruhig vertraut daliegenden Gazelle,
Als ich niederkniete, stand sie auf, reckte sich und äugte ein
paar Mal zu mir herüber. Auch wartete ich die Breitstellung
nicht ab, und als ich die gestochene Büchse angebackt hatte, liess
ich es knallen. Ohne die geringste Notiz von der jedenfalls dicht
an ihr vorbeisausenden Kugel zu nehmen, ässte sie sich vertraut
weiter. Thörichterweise hatte ich nur eine Kugel mitgenommen
und musste nun eine andere erst holen. Vorsichtig pürschte ich
mich zurück und entnahm der Hand meines mir entgegenkommenden
Schwagers die Kugel. Alle diese Manipulationen
hatte die Gazelle ruhig ausgehalten, jetzt aber, als ich niederkniete
und das Gewehr anhob, wurde sie flüchtig und suchte in
weiten Sprüngen zu enteilen. Ich erkannte sie deutlich als Ricke,
während der Bock weiter abwärts längere Zeit vorher flüchtig
abgegangen war. Der nachgesandte Kugelschuss war ebenfalls
resultatlos geblieben, und fort die schöne Beute, welche ich schon
sicher am Sattelknopfe hängend wähnte. Während ich auf den
Anschuss ging, hörte ich plötzlich ein gewaltiges Sausen über
meinem Kopfe, etwa vergleichbar dem rauschenden Fluge
eines Adlers oder Edelfalken, und verwundert sah ich mich um.
Allein, ich erblickte nichts Vogelartiges in der Luft und war
hochgradig erstaunt, als der Spahis sofort angeritten kam und
mich fragte, ob ich das Brausen gehört hätte, welches über die
Köpfe unserer Karawane gegangen wäre. Lange wurde über die
Ursache gesprochen und gestritten, bis wir uns schliesslich darin
einig wurden, dass es entweder eine vom Rande eines Bordj in
die Wüste abgefeuerte Kanonenkugel oder ein Meteor gewesen
sein musste, denn eine Flintenkugel hätte dieses gewaltige Brausen
in der Luft nicht hervorrufen können. Dennoch mahnte ich zur
Vorsicht und liess meine Frau den grossen, breitrandigen und
weitleuchtenden Strohhut ablegen, der für den ev. im Hinterhalt
lauernden Mörder einen vortrefflichen Zielpunkt abgegeben hätte.
Aber wir merkten nichts Derartiges und vergassen bald die grosse
Gefahr, die vor Kurzem über uns geschwebt hatte.
Je weiter wir vordrangen, desto interessanter wurde die Gegend.
Reichlicher tra t der Sand auf, der das steinige Hochplateau oft
meterhoch umlagerte. Mit seinem Erscheinen wurde auch die Vegetation
eine üppigere und mannigfaltigere. Zwischen den bekannten
Wüstensträuchern zeigte sich ein bis jetzt noch nicht beobachtetes
Gnaphalium,1) schlank und hoch gewachsen mit dichten Blüthen-
knöspehen besetzt, sowie eine ganz am Boden aufliegende, hartstachelige
Distel und das von nun an so charakteristische, goldgelb
blühende Helianthemum hirtum, Pers. Wir ritten tapfer
weiter und machten erst um 6 Uhr in einer tief liegenden Erd*)
Bhauterium suaveolens, Desf.