
frisch im Fleisch auf denaM rkt gebracht wird. Zu meinem
grössten Bedauern hatte ich gerade an dem Tage den Markt von
Ouärgla zu besuchen versäumt, wo, wie unser Wirth Long mir
sagte, ein mächtiges Stück dieser grossen Antilope zum Verkauf
ausgelegen hätte. Das oft gewaltige, in schöner Leierform
seitlich gekrümmte Gehörn wird nicht selten durch Beduinenkarawanen
aus dem tiefsten Süden nach Biscra gebracht, wo es
an Kauflustige im Preise von 7—15 Frs. abgetreten wird. Ich
seihst erstand für eine verhältnissmässig geringe Summe, ein
solches Prachtstück, das jetzt meine Gehörnsammlung ziert. Der
Araber nennt die Addax-Antilope „Bügri lüdsch“, d. h. wilde Kuh,
wahrscheinlich wegen ihrer Grösse und der immerhin etlichen
Aehnlichkeit mit dem zahmen Rindvieh. Von einem anderen Vertreter
der für Afrika so reichhaltigen Gattung Antilope habe ich
in Algerien sowohl wie in Tunis nie gehört. Loche führt noch
die Antilope (Alcelaphus) bubalis an, die neuerdings gar nicht
mehr dort vorzukommen scheint; — völlig zurückweisen aber
muss ich die mir oft ausgesprochene Ansicht, dass eine Oryx-
antilope im Süden Algerien’s auftreten könnte.
Nächst den Gazellen wurde die Monotonie der Gegend etwas
gemildert durch das Auftreten der niedlichen Ohrenlerche (Oto-
corys bilopha, Rüpp.), welche wir seit Chegga nicht mehr gesehen
hatten. Auch an Schlangen und Eidechsen wurde eine ganz nette
Ausbeute gemacht, von ersteren fing ich die beiden in der Steinwüste
häufigsten Arten Rsammophis sibilans, var. punctata und
die Coelopeltis producta, von letzteren beim Umwälzen grösserer
Steine einen wahren Riesen des Wüstengecko (Tarentola mauri-
tanica, var. deserti, Lataste).
Gegen 2 Uhr wurde das Gelände bewegter, von tiefen
Tbälern durchschnitten und mit welligen Bergen durchzogen.
Indem wir einige 50 Meter von der Höhe abwärts stiegen,
erblickten wir in anmuthiger Lage das Bordj mit mehreren
Nebengebäuden und einen Brunnen, el Hóbra mit Namen. Zwar
war es noch früh am Tage, aber der Himmel hatte sich verfinstert
und flösste uns beim Anblick Angst und Schrecken ein. Wir
waren froh, diese wahrscheinlich wieder unfreundlich sich gestaltende
Nacht in einem festen Gebäude zubringen zu können.
Es wurde also Halt gemacht, wir sprangen von unseren Reitthieren
und liessen die Kameele entlasten. Die zogen brummend und
plärrend dem Wasser zu und stillten ihren Durst in langen, nicht
endenwollenden Zügen. Aber auch uns gelüstete es nach dem
kühlenden Nass, welches wir behaglich schlürften und es leidlich
gut fanden.
In der Nähe des Ziehbrunnens war ein kleines mit einer
Schutzmauer gegen die Sandverwehungen umfriedigtes Gärtchen
angelegt, in welches ich durch eine offene Luke hineinkroch.
In dieser kleinen Oase hatte sich allerhand Vogelvolk eingefunden.
Unter manchen alltäglichen Erscheinungen sah ich eine
Sylvia, die ich beim ersten Blick für Rüppelli hielt. Aber die 2
von mir erlegten Exemplare erwiesen sich als Orpheussänger
(Sylvia orphaed), die gerade auf dem Durchzuge waien und
in dem freundlichen Gärtchen sich eine Ruhepause von ihrem
Wanderfluge gönnten. Inzwischen waren unsere Maulthiere
abgesattelt und in den Stall geführt worden, wo sie sich an ihrem
vorgeworfenen Futter gütlich thaten. Dem Pferdestall gegenüber
lag unser Quartier in 2 Abtheilungen, welches wir unseren Bedürfnissen
anpassten, so gut es eben ging. Der Fussboden war
cementirt, das Bordj überhaupt anscheinend neu, daher noch
ziemlich gut im Stande. Dennoch lag dicker Staub auf dem
Boden und verschlechterte die im Verliess an und für sich schon
dumpffeuchte, stickige Luft, welche vollends durch die Ausdünstung
des vorliegenden Pferdestalles geradezu verpestet wurde. Dessenungeachtet
waren wir Alle froher Laune, schlugen unsere Feldbetten
auf, richteten den Tisch und setzten uns an die Arbeit.
Wir hatten Glück gehabt, das Quartier unbesetzt zu finden; denn
an einem der nächsten Tage wollte ein General auf seiner In-
spectionsreise hier übernachten, dessen Vortrab an Soldaten,
Kanonen und Reitthieren auch bereits eingetroffen war. Der zur
Beaufsichtigung des Bordj angestellte Araber that sein Möglichstes,
um uns zufrieden zu stellen und bat uns, als wir auf alle seine
Angebote verzichteten, doch wenigstens seinen einzigen noch
übrig gebliebenen Hahn für unseren Suppentopf zu nehmen. Aber
uns dauerte das arme Thier, und wir wollten nicht die Veranlassung
sein, dem letzten der Mohikaner für die jeweilige
Befriedigung unserer Mägen den Hals umdrehen zu lassen. Auch
ein junges der Mutter abgefangenes Gazellchen brachte uns der
Scheich heran, welches ich gleichfalls verweigerte anzunehmen,
wohl wissend, wie schwer es hält, auf einer solchen Reise das
zarte Thierchen zu tränken und am Leben zu erhalten. Ich setzte
mich nun an die Präparation der heute gesammelten und er