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die Stadt selbst betritt. Zwar mangelt es ihr nicht an grossen,
stattlichen Häusern, an Hôtels, die mit Reisenden überfüllt
sind, welche Comfort und Luxus gewöhnt sind und beides auch
hier finden, — auch nicht an breiten Strassen und vielen Stadt-
plätzen, — aber mit, neben und unter ihnen stehen auch die
landesüblichen Baracken und Häuserwinkel der Eingeborenen
an schmutzigen Gassen und übelriechenden Pfaden; auf den Quais
sieht man den europäischen Dandi mit seiner elegant gekleideten
Dame neben dem beburnussten Araber, dem armen, in schmutzige
Lumpen gehüllten Beduinen oder der einherwatschelnden Jüdin;
prächtige mit echtem Araberblut bespannte Phaetons rollen neben
den mit erbärmlichen Kläppern dahintrollenden Hauderern, auch
Eselwagen und Hundekärrchen : -- Alles fährt und bewegt sich
und hüllt den bald hier- und dorthin schauenden Ankömmling in
einen furchtbaren Staub ein, der ihm bald lästig, bald entsetzlich
zuwider wird.' Erstaunt fragt er sich dann, wo die Reize jener
Stadt geblieben sind, die er vor Kurzem noch vom Schiffe und
der Landungsbrücke aus bewundert hat, etwas missstimmt kehrt
er in sein Hôtel zurück, wird durch die dort ihm gezollte Behandlung
wie über die unverschämten Preise hochgradig empört
und kehrt schliesslich freudigen Herzens der Stadt „Alger“
seinen Rücken. Alger ist eben weder eine Weltstadt nach europäischen
Begriffen, noch eine arabische nach afrikanischen.
Der Charakter beider ist so mit einander vermengt worden, dass
sich die eine .herrschend nicht erheben konnte, während die andere
sich verwischen musste: nicht die Vortheile beider sieht man in
wohlthuender Componente vor sich, wohl aber die Nachtheile
jeder einzelnen bei nicht zu vereinbarenden Gegensätzen weit von
einander divergirend sich schroff und crass sichtbar gestalten.
In der Stadt selbst mag daher nur derjenige bleiben, den geschäftliche
Angelegenheiten an dieselbe knüpfen. Der Reisende
hat mit einigen Tagen völlig genug und sehnt sich aus ihr wieder
heraus. Gerade so erging es auch uns. Nachdem wir im „Hôtel
de la Régence“ uns von der übelen Seefahrt einigermassen erholt
hatten, sahen wir uns die Stadt an, besuchten die mit Palmen
und vielen anderen südlichen Ziergewächsen bestellten Plätze,
und gingen der Höhe zu, wo wir uns längere Zeit in einem anscheinend
gut gepflegten öffentlichen Garten ergingen. Dann zog
es uns wieder an den Quai herunter, wo es uns am besten gefiel,
da die Aussicht auf den Haien Alger’s und das weite Meer, so
A lg e r .