
Natürlich liess ich es mir sehr angelegen sein, noch mehrere
Stücke dieser Eidechse zu fangen und hatte in kurzer Zeit sechs
Exemplare erbeutet. Sie kamen jedoch nur auf einer Stelle vor,
wo auch die ausgeprägte Wüstenform des Acanthodadylus par-
dalis auftrat, während die in der Sandwüste vorherrschende Art
des Acanthodadylus scutellatus ganz zurückgedrängt erschien.
Der Fang der Eidechsen hatte mich über Gebühr an der betreffenden
Stelle aufgehalten, und ich musste eilen, um meine
vorgerückte Karawane wieder zu erreichen. Kaum war ich ihr
beigekommen, als ich ein prächtiges cj der Saxícola lugens auf
einem erhöhten Steine sitzen sah. Es benahm sich auffallender,
denn je, machte Knixe und Verbeugungen, sperrte den Schnabel
und schlug abwechselnd mit den Flügeln. Da es das erste (beiläufig
gesagt auch das letzte Stück) war, welches ich auf meiner Reise
ah Biscra gewahrte, (während die Art um Biscra seihst herum
häufig ist,) sprang ich von meinem Reitthiere ab und erlegte das
niedliche Vögelchen. Als ich es aufhob, wälzte ich auch die
Steine um, auf denen es gesessen und erblickte eine grosse,
dickleibige Hornviper darunter. Nun konnte ich mir auch das
auffallende Benehmen des Vogels erklären, denn die giftige und
gefährliche Schlange wird wahrscheinlich mit einem Theile ihres
Körpers sichtbar gewesen sein, welche der scharfsichtige Vogel
wahrgenommen und markirt hat. Alle Schmätzer haben für die
auf dem Boden lebenden ihnen und ihrer Brut gefährlich werdenden
Reptilien ein äusserst wachsames Auge. Gewahren sie
eine Schlange, so legen sie ein auffallendes Benehmen an den
Tag, ähnlich wie unsere Finken beim Auffinden eines Käuzchens.
hat die allgemeine Angabe.N.-Africa (worunter aber in Lichtenstein’s resp.
Martens-Weinlands Katalog „Aegypten Nubien“ zu verstehen ist). —
Unsere Typen im Senckenbergianum konnte ich noch nicht vergleichen,
aber Smith’s gute Abbildung und Boulenger’s Beschreibung von 1887.
Alles stimmt vortrefflich, nur hat Ihr Stück 55 + 12 Schuppen um die
Bauchmitte, während Boulenger 60 + 12 bis 65 + 12 angiebt. Das ist
aber kein Grund die Form als Varietät zu trennen. Wunderbar bleibt
immerhin, dass die Art sich durch die dortige Isolirung nicht schon
mehr modificirt hat Ihre Entdeckung der Eidechse Eremias rubropundata,
Licht, bei Ouárgla, die Sie als für ganz N.-W.-Africa neu
betrachten dürfen, vermehrt wiederum die Anzahl jener Reptilien, die die
nordafricanische Wüste als bestes Mittel ihrer weiten Verbreitung benutzt
haben, und denen sie nicht wie z. B. den Landschnecken eine unüberwindliche
Schranke in ihrer Dispersion geworden ist.......................
Mit herzl. Grusse I h r ..............Prof. Dr. Böttger.
Dies wissen auch die Araber allgemein und bestätigten mir die
Thatsache wiederholt, welche ich selbst öfters zu beobachten
Gelegenheit hatte. — Aber es blieb nicht lange Zeit zum Nachdenken
und Ueberlegen,' denn die Schlange hatte sich bereits
herausbegeben und wollte sich — wenn auch schwerfällig, gerade
davon machen. Eilig griff ich nach meiner grossen Pincette,
fasste damit das Thier an die Schwanzspitze und betäubte es
durch einige Schläge und Würfe auf den Boden, dann fasste
ich es ruhig aber fest in den Nacken und brachte es meiner
Karawane zu, wo es mit dem Ausrufe „Ldfa Lefa“ (Hornviper
auf arabisch) betrachtet und in Alcohol geworfen wurde. Es
war das erste Stück, welches wir auf der Reise erbeuteten. Die
Höhenzüge wurden durchritten, und bald sahen wir uns auf einem
steinigen, mit Flugsand untermischten Hochplateau; halbkugelförmige,
mit stechenden Dornen bewehrte Büsche und Stauden,
auch Halfabüschel und andere Gräser zierten den Boden. Aber
die Fauna war nicht so reichhaltig wie in den Bergen. Ein braunes
Vögelchen mit abgerundetem Schwänze lenkte meine Aufmerksamkeit
auf sich, und mein Schwager war eifrig bemüht es zu
schiessen. Als er damit ankam, erkannte ich, zu meinem nicht
geringen Erstaunen, unsere echte Nachtigall (Lusänia vera), die
hier einzeln gerade auf dem Zuge gewesen sein mochte. Da sie
ohne sonderlichen Werth für mich war, verfütterte ich sie den beiden
jungen Bussarden, die einen unersättlichen Hunger zu haben
schienen, beständig schrieen und nach Nahrung verlangten. Wir
hatten zu dem Zwecke von Ouärgla ein ziemlich grosses Stück
rohen Fleisches mitgenommen und fütterten alle Augenblicke
unsere Schreihälse, derer sich in Sonderheit meine Frau angenommen
hatte, und sie in einem Körbchen vor sich auf dem
Schoosse führte. Die Treiber gaben sich auch fleissig dem
Reptilienfange hin, und schleppten alle Augenblicke einen Acanthodadylus
oder eine Agama inermis herbei, wofür sie jedesmal
ein Kupferstück erhielten. Es waren zwei sonderbare Kerle, die
neugedungenen Kameelführer. Der eine von ihnen noch ein Junge,
Abdallah mit Namen, der andere im besten Alter mit völlig verschleiertem
Gesichte, mit dürren Armen und Beinen, aber zäh,
wie ein echter Wüstensohn mit ungemein elastischem Gange. Er
machte soviele und merkwürdige Gesten mit seinem Körper, dass
wir ihn für verrückt hielten und uns nicht genug über sein stets
vermummtes Gesicht und seine urkomischen Bewegungen wundern