
zwischen den majestätischen Dattelpalmen einherritten, merkten
wir erst, wie heiss es heute war, das Thermometer zeigte
48° Cels. Gleich hinter der Oase nahm uns eine vaste und öde
Sebkha auf. Niedrig über dem Boden strich eine Schwalbe,
welche mir von der rustica verschieden zu sein schien, und ich
bedauere heute noch sehr, dass ich sie nicht geschossen habe.
Nach der allerdings mir mangelhaft eingeprägten Erinnerung
schwebt sie mir im Ganzen als weniger metallisch glänzend, auf
dem Bürzel aber entschieden mattgrau gefärbt vor. Auch konnte
ich die Unterseite nicht zu Gesicht bekommen, welche jedenfalls
Ausschlag gebend gewesen wäre, und aus dem Grunde unterliess
ich es auch von meinem Maulthiere abzusteigen und auf die
Schwalbe zu fahnden. Welcher Species, die jedenfalls echte
Hirundo angehört haben mag, bleibt daher leider unentschieden,
doch vermuthe ich, das es rufula gewesen ist. Im Uebrigen
bot die gleichförmige Sebkha nichts Interessantes, weder ah
Vögeln, noch an Kriechthieren. Das änderte sich jedoch wie
mit einem Schlage, als wir den Rand der Sebkha erreicht hatten
und in ein gewelltes Hügelland geriethen, welches sich uns
ebenso schön an Naturscenerien als reichhaltig an Lebewesen
, präsentirte.
Es waren die charakteristischen, niedrigen Höhenzüge der
M’zab-Gegend, welche aus einem ganz verwitterten Gesteine
gebildet schienen, unendlich reich an bizarren Formen und
grotesken Blöcken, wilden Schluchten und wunderlich gestalteten
Figuren. So passirten wir ein Felsenthor, das nicht Menschenhand,
sondern die Natur geformt hatte, wie es schöner und
kunstgerechter nicht gedacht werden konnte, und um uns herum
lagen Schlangenköpfe, Sphinxe, Widder und allerhand Gethier,
wie sie die Phantasie des menschlichen Geistes aufnimmt und
beim Anblicke ausmalt. Gleich beim Beginne dieser Höhenzüge
wurde über steiler Bergeswand das Gebäude eines optischen
Telegraphen sichtbar, welcher, da er anscheinend auf der höchsten
Erhebung stand, einen wundervollen Rundblick auf drei verschiedene
Wüstengebiete gewähren musste, nämlich auf Sebkha,
Sand- und Bergwüste, der sich in der Ferne noch das petraeische
Hochplateau anreihte. Anziehend und hoch interessant wurde
auch das Thierleben. Hier wurden die herrlichen Vogelgestalten
der südlichen Trauerrennschmätzer mit ihrem tiefviolettblauen
Federkleide geradezu häufig, denn überall sahen wir sie in
ihrem zum Entzücken hinreissenden Schwebefluge oder hörten sie
vom Gipfel einer scharfen Bergeskante ihr schmätzerartiges
Liedchen singen. Auffallend war es, dass der weissköpfige, entschieden
praevalirte, während wir den weisssteissigen seltener
wahrnahmen. Ganz besondere Aufmerksamkeit lenkten wir auf
das Suchen ihrer Nester und der gänzlich unbekannten Eier;
die Nester fanden wir vielfach in Cavernen und Ritzen, aber
alle welche wir entdeckten, enthielten entweder noch keine Eier
oder waren schon von den flüggen Jungen verlassen worden.
So fand ich eins in der Höhle einer glatten Bergwand, welches
sich mir durch die massenhaft am Eingänge zusammengeschleppten
Steinchen sofort verrieth. Es war soeben von den Jungen verlassen
worden, da der auf dem Rande liegende in Menge aufgestapelte
Koth der Jungen noch feucht und frisch war. Häufig
sahen wir auch ein Edelfalkenpaar in der Luft sich jagen und
überschlagen, in vollendetem Fluge dahinstürmen oder keckernd
sich verfolgen. Ich vermag nicht mit Bestimmtheit zu sagen,
ob der kleine Berberfalk (Falco barbarus) nicht auch darunter
gewesen ist-, obschon ich die meisten der gesehenen Stücke
deutlich erkennen und sie als F. Feldeggi ansprechen konnte.
Auf einer Stelle zwischen den rothleuchtenden Bergen huschte
eine Eidechse, welche mir sofort als neu und unbekannt erschien.
Ich hatte wirklich grosse Mühe aufwenden müssen, um das flinke
Ding zu haschen, was mir endlich nach vielen vergeblichen Versuchen
auch gelang. Wie ich es in Händen hielt, bewunderte
ich die grossartige Uebereinstimmung der Färbung und Zeichnung
dieses Thieres mit dem Boden — es war ein getreues Spiegelbild
desselben — auf röthlich angehauchtem Untergründe mit
kleinen dunkelrothen, scharf markjrten Punkten bedeckt.1)
i) ich hielt diese Eidechse bei flüchtiger Betrachtung zunächst für
einen Acanthodactylus, erkannte sie aber später unter gütiger Mitwirkung
des Herrn Dr. Werner in Touggourt als eine Eremias und sandte daher
diese, wie ich wohl wusste, für Algier neue Eidechse von Biscra aus
an Herrn Prof. Boet tger nach Frankfurt a./M. zur Begutachtung ein,
welcher die Liebenswürdigkeit hatte, mir umgehend folgende Mittheilung
darüber zu machen: F r a n k f u r t a./M., den 23./5. 1893.
Sehr v e r ehr te r Freund! Das prächtige Eidechschen ist die bis
jetzt nur aus Aegypten und von der Sinai-Halbinsel bekannte Eremias
rubropunctata, Licht, zu deren Auffindung in N.-W.-Africa ich Ihnen
aufrichtig gratulire. Wir haben Küppel’sche Stücke aus Aegypten, das
British Museum nennt es von Cairo, Mt. Sinai und Sinaihalbinsel, Berlin