
Gattung durchaus eigentümlichen Bauart als Cypseliaennester erkannte.
Die Segler hatten nach seiner Aussage heute die Bergeskante
umstürmt, während ich gestern nicht einen einzigen dieser
unsteten Gesellen sah. Es war bedauerlich, dass er keinen Cyp-
selus erlegt hatte, da so die Art natürlich nicht festzustellen war,
und möglicherweise der Cypselus affinis, Gray dort Vorkommen
könnte, da ich diesen ja bereits in Tunis auf dem viel nördlicher
gelegenen Djebel el Meda hei Gabes als Brutvogel angetroffen
und erlegt habe, *) Auch zeigte mir mein Schwager eine ganze
Hand voll zarter, sphärisch gestalteter Eischalen vor, die er neben
den Cypselidennestern in Menge vorgefunden hat. Es waren
vorigjährige Reptilieneier, die wohl zweifellos dem grossen Wüstengecko
(Tarentola mauritanica, var. deserti, Lataste) angehört
haben mochten. — An den mitgebrachten Schätzen fand nun
gleich die Fortsetzung der Arbeit statt, bis die untergehende
Sonne ein Halt auferlegte. Wir benutzten den herrlichen Abend
zu einem Spaziergange vor die Thore der Stadt und Hessen den
ganzen Zauber der südlichen Nacht auf uns einwirken. Ueber-
all aus den umliegenden Oasen klangen glockenhelle Stimmen
an unser Ohr, welche dem Gezirpe der mannigfaltigen Grillenarten
entstammten, welche die Wüste nnd ihre Oasen bargen, Töne,
welche den anmuthigen Hauch der Nacht noch schmeichelnder
und bewältigender über uns warfen, ja deren Reize erhöhten und
sie uns zu unbeschreiblichem Genüsse gestalteten. —
S o n n t a g , den 9. A p r il 1893. Schon früh erhob ich
mich vom Lager, um die Präparation des vorliegenden Materials
zu vollenden. Meine Aufwartung beim Capitaine hatte ich bereits
gestern gemacht und mich bei ihm für die genossene Gastfreundschaft
bedankt und verabschiedet. Der Zeltstangenbruch war
durch einen Schmiedemeister aus dem Regiment reparirt worden,
die Kameele bis Gardäia neu gedungen und somit Alles zur
Abreise vorgerichtet. Aber ohschon wir zeitig mit allem fertig
waren, auch die Sachen zum Aufladen bereit lagen, hatten sich
wieder einmal unvorhergesehene Schwierigkeiten eingestellt. Der
Chambi war mit seihen Kameelen nicht da, obgleich ich es ihm
gestern durch den Spahis wiederholt einschärfen liess, den Abend
vorher mit seinen Thieren nach Ouärgla zu kommen. Ich war
gerade Willens zum Capitaine zu gehen, um ihn zu bitten, behufs
i) Man vergleiche was ich darüber in meiner letzten Arbeit über
Tunis gesagt habe — Cab. Journ. f. Om. Jahrgang 1892, pg. .361.
Aufsuchung des Chambi das Nöthige zu veranlassen, als es hiess,
der Wackere sei eben eingetroffen. Nun hatte der Halunke
ein fünftes Kameel mitgebracht, behauptend, dass bei unseren
Lasten 4 Kameele die Reise durch die steinige M’zab-Gegend
nicht machen könnten. Wir waren wüthend auf den Chambi,
und es kam zu Thätlichkeiten. Eben wollte er, als ich ihm
rundweg erklärte, dass mich das fünfte Kameel nichts anginge,
und er dasselbe auf sein Conto zu nehmen hätte, die bereits
aufgeladenen Waaren wiederabwerfen, als er von einem von uns
gepackt und dafür abgestraft wurde. Nun war er in seinem
Ehrgefühl gekränkt, zog sich in das Bureau arahe zurück und
bedeutete uns, dass er die Reise nicht mitmachen werde. Ich
sah ein, dass ich mit Strenge und Heftigkeit bei ihm nichts
ausrichten würde, und zog nun andere Seiten auf. Nach wer
weiss wie vielen Vorstellungen und Manipulationen bekam ich
den Kerl doch so weit, dass er sein beharrliches, mit begleitender
Handbewegung, verstärktes „Makäsch“, was hier so viel
heissen sollte a ls: „Ich thue es nicht“, bei Seite liess, und wenn
auch mit sehr gekränkter Miene an das Beladen der übrigen
Kameele ging. Endlich war alles so weit fertig, und mit einem
Hamd’ullah ( = Gott sei Dank) bestiegen wir unsere Maulthiere
und verliessen Ouärgla. Obschon mir letzteres sehr viel gebracht
hatte, waren wir doch Alle froh, den wenig freundlichen Ort zu
verlassen. Offenbar herrschte eine Missstimmung unter dem
Volke vor, welche ich — wahrscheinlich wohl nicht mit Unrecht
— der Strenge und Unbeliebtheit des regierenden Capitaine’s
zuschrieb. Dazu kam, dass der Aufenthalt in dem staubigen,
dumpfen und unreinlichen Quartier geradezu gesundheitsgefährlich
wurde, was sich bereits bei Allen von uns durch heftige Kopf-
und Nervenschmerzen anzeigte. —
Mr. Long hatte uns eine lange Rechnung aufgesetzt, welche
wir ihm indessen gerne bezahlten, da er wirklich alles gethan
hatte, um uns zufrieden zu stellen und schliesslich doch auch
etwas verdienen wollte. Alle diese Einzelheiten einten sich aber
zum Eindrücke, dass wir gut daran thaten, Ouärgla heute zu
verlassen, und so gingen wir wohlgemuth unseres Weges. Wir
ritten zuerst durch die Oase, wo sich uns ein Geometer und
ein ihn begleitender, dienstthuender Soldat anschloss, die sich
alsbald in ein Wechselgespräch mit uns einliessen und uns viel
Interessantes von Ouärgla und Gardäia erzählten. Wie wir so