
hältnissmässig breiten Strassen und grossen Häusern. Jetzt freilich
waren nur die Trümmer davon vorhanden, aber deutlich sah man
die Fundamente der Häuser, die langlaufenden Strassen, überhaupt
den ganzen Stadttheil vor sich. Die massenhaft umherliegenden
-Steine verriethen Baumeister aus alter Zeit, denn
schwerlich würden die Wüsten-Araber, welche ihre Häuser aus
rohen ungebrannten Ziegeln hauen, hier oben auf der Bergeshöhe
eine solche Ausnahme gemacht, und regelrecht gehauene grosse
Steine zum Ausbau ihrer Häuser verwandt haben. Auch ein
grösser und tiefer Brunnen, welcher den ganzen Berg bis tief
unter die Basis desselben durchbohrte, zeugte nach seiner Anlage
und seinem Ausbau von einer anderen Zeit, von einem anderen
Volke. Welches da oben einst seine Wohnstätte gehabt — das
freilich entzog sich unserer Beurtheilung, wohl aber dürften wir
vermuthen, dass es die Römer waren, welche hier gehaust haben.
Nach den Forschungen Barth’s und früherer Reisender sollen
sich die Spuren der Römerherrschaft bis etwa zum 27. Breitengrade
nachweisen lassen, und somit läge Ouärgla und selbstredend
auch der Djebel Klima im Bereiche derselben. Denn
Ouärgla selbst liegt auf dem 31° 58' nördlicher Breite. Geradezu
schaudererregend schien uns der tiefe Brunnen zu sein und
unwillkürlich vergegenwärtigten wir uns die Schrecken desselben
für denjenigen, dessen Fuss am Rande gestrauchelt wäre und den
unglücklichen Leib bis in die Tiefe nach sich gezogen hätte. —
Wehei er würde im schauerlichen Verliesse da unten lebendig
begraben werden. Wir warfen Steine hinab, die wir nach 10
Secunden erst dumpf aufschlagen hörten. Ein kalter Schauder
lief über unsere Haut, weshalb ich vorschlug, diese Stätte zu
verlassen, um lieber am Fusse des Berges unsere Forschungen
und Untersuchungen weiter fortzusetzen. Das geschah auch, und
während wir uns anschickten, hinabzusteigen, kam unser Achmed
gelaufen und verständigte uns, dass er soeben eine ganze Familie
Schakale vor ihren Erdlöchern sitzen und spielen gesehen habe.
Vorsichtig näherten wir uns der bezeichneten Stelle, fanden auch
in Menge ihre Spuren, als abgenagte Knochen, Schädel, ihre
Losung, sowie ihre frisch im Sande zurückgebliebenen Fussstapfen,
aber von den Thieren selbst bekamen wir nichts zu sehen, nichts
zu hören. Sie hatten sich offenbar bei unserer Annäherung in
ihre Höhlen zurückgezogen. Andere Horste wurden entdeckt,
von denen mir einer dem Wüstenbussard (Buteo desertorum)
anzügehören schien, da ich die beiden Alten vielfach über demselben
kreisen sah. Doch war der Horst selbst leider unerreichbar
für uns, da er in einer Nische stand, deren Zugang wir nicht
finden konnten. Während wir, mein Schwager und ich, ’darüber
sinnend und erwägend zusammenstanden und unser Achmed sich
abmühte, an den Horst heranzukommen, hörten wir plötzlich
einen Schrei und sahen gleich darauf einen Uhu über uns wegfliegen.
In Gedankenschnelle hatte mein Schwager das Gewehr
angebackt und den herrlichen Vogel aus der Luft herabgeschossen.
Er war so sehr von der plötzlichen Erscheinung überrascht worden,
dass er aus Versehen die mit Vogeldunst geladene Patrone abgedrückt
hatte, welche indessen aus unmittelbarer Nähe genügend
gewirkt hatte, denn tödtlich getroffen rollte die schöne Eule uns
zu Füssen. Sie wurde nun eingehend von uns gemustert und
erwies sich als stattliches $ des Pharaonenuhus (Bubo ascalaphus).
Da ich sofort den Brutfleck wahrnahm, sowie die in Falten liegende
und angeschwollene Bauchhaut, schloss ich, dass die Eule von
Eiern oder von ihren noch kleinen Dunenjungen aufgeflogen sein
müsste und liess mir von Achmed genau die Stelle zeigen, wo
er den Vogel aufgescheucht hatte. Er bezeichnete einen Erdspalt,
der sich unter einem gewaltigen Felsblock in eine tiefe weitgehende
Runse erweiterte,' in welche wir abwechselnd hineinkrochen.
Aber der Spalt war so eng, dass wir nur auf dem
Bauche rutschend hineingelangen und soweit wir sehen konnten,
nichts von einem Uhuhorste zu entdecken vermochten. Unverrichteter
Sache mussten wir uns nach langem mühevollen
Arbeiten leider zurückziehen, doch bin ich heute noch der festen
Ansicht, dass in einer der Spalten die Eier des Uhus gelegen
haben müssen. Ich bedauerte die missglückte Suche nach dem
Uhuhorste sehr, da die Eier des Bubo ascalaphus ein grosses
Desiderat für meine Sammlung waren. Dafür wurde ich anderweitig
heute reichlich entschädigt. Auf den gewaltigen, chaotisch
durcheinander liegenden Erd- und Felsblöcken sah ich wiederholt
einen Trauerrennschmätzer, der mir eine weisse Kopfplatte zu
haben schien. Der Vogel war sehr scheu und flog regelmässig
ab, wenn ich mich in Schussnähe vorsichtig herangeschlichen
hatte. Endlich kam er mir zu Schuss und fiel, wie ich zu
meinem Schrecken sofort merkte, geflügelt an der von mir abgewandten
Blockseite zu Boden. Ich rannte, was ich konnte, kam
aber zu spät, da sich der Vogel bereits unter die riesengrossen
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