
heraus und sahen uns von der echten Sandwüste umgeben. Die
Sonne war unterdessen höher gestiegen und schickte uns ihre Gluth-
strahlen herab, dass wir die Hitze kaum zu ertragen vermeinten. —
Ein Sandhügel reiht sich dem ändern vor, gleich als oh
jeder von ihnen uns den Weg zum Berge erschweren, unser
Vordringen dorthin verwehren wollte. Aber die Hindernisse
wurden überwunden, und beharrlich näher rückten wir unserem
Ziele. Ich sass oftmals ab, um nach den Vögeln Umschau zu
halten, sah indessen nur die mit ihrem Farbencolorit hierhin
trefflich passende Wüstenläuferlerche (Certhilauda alaudipes), die
bekannte uiid schon oftmals vorerwähnte Müka der Araber. Oft
überraschte ich sie beim Auflesen ihrer Nahrung, oft auch im
trippelnden Gange und Laufe oder im wiedehopfartigen Fluge.
Ihre Nester aber fand ich heute nicht, so fieissig ich auch darnach
Umschau hielt. Die männlichen Vögel waren hochgradig erregt
und balzten in lieblicher Weise vor ihren auserkorenen Weibchen.
Ausser diesem mich immer sehr anziehenden Vogel sah ich kaum
einen anderen, so dass ich zu zweifeln anfing, ob der Berg auch
wohl von Interesse für mich sein werde. Die Vegetation war
nicht nur äusserst dürftig, sondern blieb schon strichweise gänzlich
aus, und ich erstaunte sehr, als wir am Fusse des Berges angelangt
waren und ich nicht den geringsten Pflanzenwuchs auf
ihm erkannte. So furchtbar öde und nackt hatte ich bis jetzt
noch keinen Berg gesehen! Mit herabgesetzter Erwartung trat
ich ihm näher. Er war aus röthlichem, fast ganz verwittertem
Gesteine zusammengesetzt, sodass das Gehen und Klettern darauf
eine grosse Umsicht und Vorsicht verlangte. Als ich ihn mit
meinen Blicken musterte, erkannte ich sofort einige Horste am
oberen Bande der Bergeskante, wohin ich meine Schritte zu lenken
beschloss. Vorher untersuchte ich jedoch einige grosse Risse und
Klüfte, da ich vor dem Eingang derselben Schmelz und Gewölle *)
fand. 'Herr W. kletterte in eine Runse hinein, welche ihn völlig
deckte und aufnahm. Als er wieder an’s Tageslicht kam, hielt
er eine Fledermaus in Händen, die ich als eine Plecotus*) ansprach,
wie mir schien mit verändertem, blassem Haarcolorit, ganz der
Wüste angepasst. Wir untersuchten nunmehr alle Schlupfwinkel,
D Schmelz ist der technische Ausdruck für den Koth der Raubvögel,
Gewölle für die unverdaulichen, vom Raubvogel wieder ausgewürgten Theile
Der Verfasser. seiner JNanrung. •
2) Otonycteris Hemprichi, Peters.
welche sich uns boten, fanden jedoch nichts mehr und beschlossen
deshalb, der Höhe zuzugehen, um die grossen Horste zu revi-
diren. Während Herr W. oben operiren sollte, wollte ich unten
bleiben, um den ev. abstreichenden Brutvogel schiessen zu können.
Aber der eine vielversprechende Horst blieb unzugänglich, war
auch wohl unbesetzt, da der durch Stein würfe geängstigte Vogel
sonst abgestrichen wäre, ausserdem. war weit und breit in der Luft
kein Raubvogel zu sehen. Auch einige andere entdeckte Horste
waren entweder leer, d. h. also unbesetzt, alt und verlassen, oder
waren .für den von oben nach unten Kletternden unerreichbar.
Gespannt achtete ich auf den südlichen Trauerrennschmätzer, den
ich hier mit Sicherheit vermuthete, und kaum hatte ich die Aufmerksamkeit
auf ihn gelenkt, als er sich auch schon zeigte. Er
kam dicht an mir vorübergeflogen, und leicht hätte ich ihn
schiessen können, wenn ich das Gewehr bereit gehabt hätte, —
so flog er in anmuthiger Schwebe von oben nach unten und setzte
sich auf einen grossen Felsblock, an dem wir vor Kurzem noch
unsere Untersuchungen angestellt hatten. Ich eilte ihm nach und
hoffte, ihn zu erlegen. Schon war ich ihm nahe gekommen, als
ein Schuss auf ihn fiel, der Vogel aber unbeschadet auf und davon
flog. In grösser Hast und Eile hatte mein Schwager auf ihn
geschossen aus einer Entfernung, die jeden Erfolg von vornherein
ausschloss. Das zutrauliche Vögelchen blieb jedoch nicht lange
aus, und diesmal kam es mir so nahe, dass ich es leicht erlegen
konnte. Es war ein hüsches, violett glänzendes <J. Nun
suchte ich alle mir zu Gesicht kommenden Ritzen und Fugen
nach dem offenbar brütenden ? ab, konnte es aber leider nicht
ausfindig machen. Unterdessen hatte Herr W. eine brillante
Fernsicht vom oberen Theil des Berges in Aussicht gestellt, und
da ein Weg nach oben führte, machte ich mich mit meiner Frau
dorthin auf. Als wir die Höhe erreicht hatten, wurden wir in
der That bewältigt von der Fernsicht. Grau in grau gehüllt lag
endlos um uns herum die Wüste, in welcher Ouärgla und deren
Oase als belebender Markstein hervortraten, während der Horizont
durch die rothleuchtende Hügelkette des M’zab-Gebietes lieblich
eingesäumt wurde. So eigenartig sich der Anblick aber auch
gestaltete, so sehr wir uns an ihm weideten und erfreuten und
unsere Augen nicht davon abwenden konnten: mehr noch mussten
wir unsere erstaunten Blicke auf den Boden richten. Denn der
Tafelberg hatte ehemals eine grosse Stadt getragen, mit ver-
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