
Tagesstunden Hessen wir vorübergehen, und machten uns dann
um 4 Uhr auf, um uns Ouärgla selbst, in Sonderheit aber die
Oase und Umgebung anzusehen. Europäische Gebäude sind nur
wenig vorhanden, sie beschränken sich auf eine Kaserne und ein
Hospital für die Soldaten sowie eine Kasbah, welche das Bureau
arabe ausmacht, und wo also auch wir untergebracht waren. An
einer der Umfassungsmauer ist eine Marmortafel angebracht,
welche die Namen der an der unglücklichen Expedition Flatters
Theilnehmenden enthält, die von hier aus in den Sudan vordrang
und bis auf 2 Mann völlig aufgerieben wurde. Einen von diesen
dem Tode entronnenen Neger sahen wir in Gardäia, der uns
dort vorgeführt wurde und uns seinen mit vielen Messerstichen
verunstalteten Körper zeigte. Wahre Schreckensgeschichten über
die wilden Touareggs hörten wir aus seinem Munde. Mit grossem
Stolze zeigte uns Abdallah auch seinen Namen auf der Tafel,
da er die erste Expedition mitgemacht, an der zweiten (verunglückten)
dagegen nicht Theil genommen habe. Wie ich hörte,
ist diese Tafel erst kürzlich zum ehrenden Andenken des Major
Flatters angebracht worden, da die erste Aufzeichnung in die
rohe Mauer gemacht wurde und zwar in französischen und
arabischen Lettern, welche in verhältnissmässig kurzer Zeit
unlesbar wurden und sich dann bald ganz verwischt haben sollen.
Während meine Frau mit dem Spahis und Abdallah auszog, um
einige Aufnahmen von Ouärgla und Umgegend zu machen, ging
ich mit Herrn W. auf eine kleine Recognoscirungstour aus.
Ueberall wo man hinsah, deckte weisser Sand die Ebene, welche
das charakteristische Gepräge wie bei Touggourt angenommen
hatte. Wir gruben fleissig in den Sandhügeln herum und achteten
gespannt auf Vögel und Reptilien. Mein Schwager hatte einen
prächtigen Stenodactylus an’s Tageslicht gefördert, der sofort
gegriffen und in die Alcöholtube geworfen wurde. Auch eine
interessante seitlich gestachelte Jfimelia1) fand ich unterSteinen
und im Gemäuer, die mir vorher noch nirgends begegnet war.
In der grossen Oase war es eine Lust umherzuwandeln, aber
Vögel gab es wenig. Zwar sahen wir überall die Palmentäubchen
in trauter Zusammengehörigkeit pärchenweise fliegen oder sitzen
und rucksen, auch Wiedehopfe und Sumpfsperlinge, — aber ausser
diesen alltäglichen Erscheinungen nicht einen Vogel, der mein
x) Vrionotheca coronata, Oliv.
M. Koenig phot. Bonner Lichtdr.-Anst.
Strasse in Ouärgla.
Nachdruck verboten.