
verloren und suchte nach dem Wege, der, wie er sagte, im vergangenen
Jahre nach Ouärgla und El Golea gelegentlich einer
Inspectionsreise des Generalgouverneurs von Algier für den hohen
Herrn frisch angelegt worden war. Er hatte ihn auch richtig
bald gefunden, und deutlich trug der Weg noch die Spuren der
Neuanlegung an sich. Aber auch er war versandet und ein der
Gegend Unkundiger hätte schwerlich hier einen Weg ausfindig
gemacht. Es war alles Sand in Sand, mit dem bekannten Wüstenstrauche
bestellt, aber auch mit einem Lyciurn und hier und da
mit einer Tamarix, welche auf feuchten Untergrund wies. Unser
Spahis war abgestiegen und wollte nach Nestern des Boufsiou
suchen, wie er alle kleinen Vögel nannte, und richtig kam er mit
einem solchen, wieder der Drymoeca angehörig, an. Diesmal
lagen 3 ganz frische Eierchen im Neste. Er hatte wirklich Glück
im Auffinden dieser Nester. Der Bodencharakter wechselte mit
Sandwüste und Sebkhaformation —.und in der westlichen Ferne
hoben sich die rothleuchtenden Höhenzüge der M’zab Gegend
entzückend ah. Gegen 12 Uhr, wo das Thermometer 45° Cls.
zeigte, lagerten wir an einem mit Tamarisken bewachsenen Hügel,
um unser Frühstück einzunehmen. Dann ging es nach kurzer
Rast weiter, und bald sahen wir die Oase N’gouqa vor uns. Aber
so nab sie uns zu sein schien, so endlos dehnte sich der Weg aus.
Zahlreiche Spuren von Schakalen, Fenneks und Zibethkatzen
wies der Sandboden auf, auch fand ich im Grabe einen Cadaver
der letzteren, welche, wie uns der Spahis sagte, hier ungemein
häufig seien. Endlich hatten wir den Weg überwunden, ritten
an Todtengräbern und zusammenhängenden arabischen Bestattungsplätzen
vorbei, und hielten um 7 25 Uhr in der höchst eigenartigen
Oase N’gouqa unseren Einzug. Vor dem grösseren Hause des. Kaid,
der sich ausführlich „Schich Sair ben M’amr ba Bia Kaid N’gouqa“
schrieb, machten wir Halt. Ehrfurchtsvoll verneigte sich der
alte Mann vor uns und öffnete Thür und Thor zu unserem Einzug.
Ein offener Säulengang war unser Schlafgemach, das wir mit Freude
begrüsSten. Ausserdem stand uns eine weiträumige Terrasse zur
Verfügung, auf der wir uns häufig ergingen und den Blick auf
die Oase genossen. Ich musste 3 Ammomanes dnctura abbalgen,
die wir unterwegs geschossen hatten, sowie Eier und Reptilien
conserviren. An dem die Häuser umzingelnden Wassergraben
tummelte sich allerhand Vogelvolk, ich sah und erkannte den
weissbürzeligen Waldwasserläufer, sowie Nachtigallen und Blauvehlchen
im dichten Strauchwerk. Der Kaid hatte uns sofort
mit Kaffee bewirthet, sowie einen mächtigen Küskussu (arabisches
Nationalgericht) für uns bereiten lassen. Wir überwiesen den- _
selben unseren Leuten und zogen die von meiner Frau zubereitete
und gewiss schmackhaftere Erbsensuppe vor. Die Bedürfnisse des
Magens waren befriedigt, rauchend und schwatzend sassen wir
noch einige Zeit da, bis wir ermüdet unsere Feldbetten aufsuchten
und in einen tiefen, erquickenden Schlaf fielen.
M ittw o c h , d en 5. A p r il 1893. Als wir erwachten, stand
schon die Sonne hellstrahlend am Himmel und wir merkten, dass
wir das Versäumte von gestriger Nacht heute reichlich wieder
nachgeholt hatten. In der That fühlten wir uns nach der Nachtruhe
ausserordentlich gestärkt und erfrischt. Nach dem obligaten
Tässchen Mokka liess ich alles zum Abmarsch richten, wahrend
ich in Begleitung von Herrn W. durch, die Oase ging, um mich
nach dem, was da kreucht und fleucht, umzusehen. Aber es war
herzlich wenig los — ein paar Phyllopneuste Bonellii vielleicht
noch das Erwähnenswertheste von Allem. Ich lenkte daher bald
meine Schritte aus der Oase heraus in die Wüste und kam auf
die Friedhöfe, welche rund herum die Oase umgaben. Aber auch
dort fand ich nichts, und da ich überhaupt keine rechte Ruhe
mehr auf meinem Gange hatte, strebte ich dem Hause des Kaid
wieder zu. Unterdessen hatte meine Frau den Frauen des Kaid
einen Besuch abgestattet. Die armen beklagenswerthen Wesen
wurden im äussersten Winkel eines langen Ganges verborgen
gehalten und hockten — zwei an der Zahl — in dunkler Nische.
Die jüngere wäre wirklich schön gewesen, von bräunlicher sammet-
artig glänzender Hautfarbe mit blitzenden Augen und pikanten
Gesichtszügen, ganz in rothe Gewänder gehüllt und über und über
mit bunten Perlen behängen. —
Bei meiner Rückkehr hoffte ich Alles zum Abmarsch bereit
zu finden, aber es war noch kaum etwas dafür geschehen und
meine Eile und Ünruhe somit ganz unbegründet gewesen. Erst
nachdem ich Feuer und Ermunterung in die schlaffe Gesellschaft
gebracht hatte, ging die Sache rascher vorwärts. Die
Kameele, welche der engen Strassen wegen nicht in die Stadt
konnten, sondern vor derselben im Hofraume lagern mussten,
wurden dort beladen. Ich hatte Abdallah den Befehl ertheilt,
den Oasenbewohnern zu sagen, sie sollten nach Nestern, Eiern
und Reptilien für mich suchen, wofür- sie Geld erhalten würden.