
¡Hilfe ■
Natürlich erkundigten wir uns auch nach dem Lebenslaufe
der Einwohner, sowie ihrer Lebensweise, nach ihren Pflichten
und sonstigen Geschäften, deren Resultat allerdings ein mehr wie
trauriges war. Mit Wehmuth hörten wir sie von ihrer Heimath
erzählen, welche sie erst nach jahrelanger Verbannung Wiedersehen
könnten. Ausser dem Menschen, der ihnen alle 2—3 Wochen
ihren Lebensunterhalt auf einem Maulthiere brächte und sie für
die gesammte Zeit verproviantirte, sähen sie jahrelang überhaupt
keinen Europäer, und wir könnten uns denken, was für ein Evénement
unser heutiges Erscheinen in ihrem sonst so einförmigen Leben
bilde. Sie klagten einstimmig über die schreckliche Oede und die
im Sommer geradezu wahnsinnig werdende Hitze. Wir fanden es
schon jetzt über alle Maassen heiss (48° Cels.), wurden aber
unterrichtet, dass diese Temperatur eine niedrige gegen die im
Sommer obwaltende genannt werden müsste. Wir konnten uns
nach Allem, was sie uns erzählten, nicht des Eindrucks erwehren,
dass der Aufenthalt hier in der schrecklichen Oede eine Strafversetzung
sei, was wir auch anderweitig bestätigt hörten.
Natürlich brachte ich auch die Rede auf das Land und seine
Thiere. Aber sie schienen wenig erbaut vom Lande selbst zu
sein und wussten mir ausser Gazellen und Hasen, der Houbära,
dem Wüstenläufer und der auffallenden Milka kein Thier zu nennen,
welches mein Interesse erregt hätte. Grosse Thiere gäbe es hier
nicht und die kleineren wären der Mühe nicht werth, dass man
auf sie achte. Sie brachten mir zwei Trappeneier, eines zerbrochen,
das andere noch nicht en tleert, welche ihnen die herumstreifenden
Araber zugetragen hatten. Als ich ihnen mein sichtliches
Wohlgefallen darüber zu erkennen gab, machten sie mir
dieselben zum Geschenk. Von höchstem Interesse waren mir
zerbrochene Eischalenstücke vom Strauss, welche sie mir ebenfalls
übergaben. Man fände ihrer stellenweise noch genug in diesem
Lande, während man den Vogel nicht mehr zu Gesicht bekäme,
ein beredtes Zeugniss, dass auch hier einmal der grosse Vogel
gelebt hat, durch die intensiven Nachstellungen aber mehr und
mehr zuriickgedrängt worden ist. Auch bei Ouärgla, wo er noch
vor etlichen Jahrzehnten gelebt hat, und wo Canon Tristram im
Jahre 1858 noch ein Nest mit Eiern gefunden, ist er längst ausgerottet
und kommt selbst um El Goléa nicht mehr vor. Schwerlich
dürfte er augenblicklich im Lande der französischen Herrschaft
überhaupt Vorkommen, und ich vermuthe, dass man auch noch
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