
gerne zum Beweise ihrer Freude die eine und andere Gefälligkeit
erweisen. Ich schlug ihre Aufforderungen zunächst rund ab,
übergab ihnen zwei Flaschen .Wein und bedeutete ihnen, dass ich
zu dem weiten Marsche nach oben weder Zeit noch Lust hätte.
Sie liessen indessen mit ihrer Bitte nicht nach, und so entschlossen
wir uns denn doch, ihrem Wunsche zu entsprechen und mit ihnen zu
gehen. Es war wirklich ein Opfer, was wir nach der angestrengten
Tour ihnen brachten, da ein ganz enormer Sturm obwaltete, bei welchem
man jeden Schritt vorwärts sich geradezu erkämpfen musste.
Als wir oben auf dem Berge angekommen waren, hiessen die Soldaten
uns eintreteü und eine halsbrecherische Leiter erklimmen,
bis wir oben auf ihrer Mansardenstube angelangt waren. Eine
Fallthüre schloss die Verbindung mit der Aussenwelt ab, und ich
gestehe, dass uns beim Anblicke dessen nicht gerade sonderlich
zu Muthe war. Doch liessen wir uns nichts merken und unterhielten
uns mit der ganzen Bande auf’s Harmloseste weiter. Unsere
Befürchtungen waren übrigens grundlos, da sich die Einwohner
dieses Thurmes als geschulte Soldaten von durchaus anständigem
Wesen erwiesen. Zunächst zeigten sie uns den telegraphischen
Apparat, der, wie uns schien, nach dem einfachsten Gesetze des
Morser’schen functionirte, auch nicht besonderer Pflege und Mühewaltung
bedürftig schien. Auch ein grosses Fernrohr stand neben
dem Apparate, dessen vorzügliche Linsen der Erste unter den
Soldaten lobte. Wir konnten nichts davon merken, da wir immer
ein gänz verschwommenes und dunkles Bild vor uns hatten trotz
aller Stellungen und Einschraubungen. Wild genug sah es übrigens
in der Kammer aus. Die Wände waren mit allen möglichen und
unmöglichen Bildern aus illustrirten Zeitungen geschmückt, an
den Seiten liefen Holzbänke entlang, auf welchen Decken, Stiefel
und andere Bekleidungsstücke unordentlich herumlagen, und in
der Mitte stand ein mit Wachstuch abgeschlagener Tisch. Die
einzigen vorhandenen Stühle waren altersschwach geworden und
konnten ihren Dienst nicht mehr verrichten. Doch wurden die
Bänke an den Tisch herangeschoben, §o dass wir darauf Platz
nehmen konnten. Nun wurde uns der Kaffee servirt, der auch
gerade nicht die sauberste Zubereitung verrieth, da eine fette
Oelschicht obenauf schwamm. Er wurde in zinnerne Becher
gegossen und uns mit einer verwitterten Masse, welche einstmals
vielleicht Zucker ähnlich gesehen haben mochte, präsentirt, —
indessen wir Zugriffen und tranken.
M. Koenig phot. Bonner Lichtdr.-Anst.
Spahis „Shada“ vor Dra el Kastir.
Nachdruck verboten.