
die Unruhe in immer grössere Angst und fingen an weiter nach
dem Innern zu traben. Sowie sie nun auf den feuchten Grund
traten, geriethen sie in ein Schwanken und Gleiten, rutschten
noch ein paar Mal und stürzten dann mit ihrer ganzen Last zu
Boden, die dumpf aufschlagend die feuchte Erde weit im Bogen
spritzen liess, während die armen Thiere mit strampelnden Beinen
einen geradezu jämmerlichen Anblick darboten. Im Nu waren
wir alle von unseren Sätteln gesprungen und legten hülfeleistend
Hand an. Vorerst mussten die Thiere ganz entlastet, dann auf
die Beine gebracht, festgehalten und auf den Weg geführt werden,
wo die anderen Kameele standen. Der Chambi stellte sich so
ungeschickt wie nur eben möglich an, sodass es uns völlig klar
war, dass wir allein mit ihm nicht weit gekommen wären. Mit
Geschick und Energie griff dagegen Shada ein, schnürte die
Kisten fester an und nach circa einstündigem Aufenthalte ging
die Karawane fürbass weiter, diesmal aber auf meinen Befehl
auch nicht um einen Meter auseinander. Jeder musste ausser auf
sich und sein Beitthier auch noch auf ein Kameel acht geben.
Der Chott bot nichts Bemerkenswerthes. Zwei Aasgeier kreisten
über uns in Schussweite. Auf einen derselben feuerte ich, —
deutlich hörte ich die Schroten klappen — aber davon flog der
grosse Vogel, ohne sich im mindesten etwas aus dem Schüsse zu
machen. Nach langem beschwerlichen Ritt durch den trostlosen
Chott kamen wir wieder auf Sandboden und hatten vor uns einen
Palmenhain. Es war Bledet-Amar, das Endziel unserer heutigen
Reise, zugleich auch die letzte der von Touggourt aus sich erstreckenden
Oasen. Wir machten Halt und lagerten uns, beschattet
von dem mächtigen Wedel einer Dattelpalme, um ein
wenig zu verschnaufen, zu essen und zu trinken. Eine Gruppe
von 5 malerisch sich erhebenden Palmenbäumen zog unser Augenmerk
besonders auf sich, und wir beschlossen in deren Zwischenräumen
„unsere Hütten zu bauen“. Es war das erste Mal auf
unserer diesjährigen Reise, dass wir in unsern Zelten campirten.
Wir hatten uns in Paris ein neues von „Picot“ praktisch erfundenes
Zelt gekauft, welches aus festen und doch leicht transportabelen
Eisenstäben das Gerüst bildete, das vermittelst eigener Stellung
schon Halt und Festigkeit auf dem Boden gewann, ausserdem
aber noch durch Eisenpflöcke, welche in den Boden eingerammt
wurden, besonders haltbar, fest und widerstandsfähig gemacht
wurde, Dieses innen mit grünem Tuche ausgestattete Zelt war
für meine Frau und mich bestimmt, während die Herren ein
anderes, einfacheres Zelt zur Verfügung hatten. Das Aufschlagen
der Zelte ging bei einiger Uebung, und wenn nicht besonders
starker Wind an der Aufrichtung derselben hinderlich war, sehr
rasch von Statten, ebenfalls die Aufstellung der zusammenlegbaren,
nicht genug für derartige Reisen zu empfehlenden Feldbetten.
Kaum hatten wir uns häuslich eingerichtet, als die Oasenbewohner
mit Hühnern und Eiern ankamen, und sie uns zum Kauf anboten.
Wir erstanden mehrere Eier und ein mageres Huhn, welches
meine Frau zur Suppenbereitung nöthig hatte. Während nun
die Vorkehrungen für die Abendmahlzeit getroffen wurden, machte
ich mich mit den beiden Herren auf die Suche. Die Gegend
wahrte noch genau denselben Charakter wie Touggourt, überall
sah man die bereits erwähnten Sandhaufen, welche den rosablühenden
Wüstenstrauch bargen. Uns wurde es zur Gewissheit,
dass sich alles thierische Leben tagsüber in die Sandhaufen flüchtet,
während es in der Nacht auf und zwischen ihnen sein Leben
entfaltet. Diese Sandhaufen durchsuchten wir fleissig, fanden
jedoch verhältnissmässig wenig; eine interessante Assel, mehrere
wie Glas durchsichtige Ameisen, die schwarzen bei Touggourt schon
erwähnten Pimelien, sowie die natürlich hier nicht fehlende Anthia
sexmaculata, welche übrigens ebenso Tag- wie Nachtthier zu sein
scheint. Von.Reptilien fingen wir heute die Agama inermis und den
Acanthodactylus scutellatus; die noch so intensive Suche nach dem
zarten Stenodactylus dagegen war vergeblich. Auch von Vögeln
sahen wir nur. wenig. Neben der Alaemon alaudipes war es eine
dunkelfarbene Galerita mit grossem Schnabel, welche sich ausser
dem Colorit an die typische macrorhyncha, Tristr. anlehnte. Gegen
Abend erhob sich ein heisser Wind, der den Sand um uns herumfegte,
wo wir gingen, standen oder sassen. Wir kehrten zu den
Zelten zurück und fanden meine Frau bei der mühsamen Bereitung
unseres Abendessens beschäftigt. Nicht diese war es an und für
sich, welche ihre äussersten Kräfte anstrengte, als vielmehr der
unausstehliche Wind und der feine Sandregen, der sie und die
zubereiteten Speisen fortwährend umgab. So lernten wir gleich
am ersten Tage die Unbilden einer solchen Reise reichlich kennen,
die wahrlich die ganze Widerstandskraft eines menschlichen
Willens verlangen, um sie zu überwinden. Aber dennoch verloren
wir unsern Humor nicht. Auf dem primitiven, aber ganz
praktischen Holztische stand der schwarz geräucherte Kessel mit