
welche auf ihren Inspectionsreisen Ouargla und El Goléa besuchen
wollen, als Vorposten im Felde, kurz zu allen Leistungen herangezogen,
die man von einem Cavalleristen verlangt. Sie sind
daher stets zu Pferde, das ihnen zum unentbehrlichsten Loco-
motionsmittel wird. Ich werde später noch einmal Gelegenheit
haben, darauf zurückzukommen, und will hier nur kurz bemerken,
dass ein Spahiä es seiner Ehre zuwider halten würde, seinen
Dienst zu Fuss zu verrichten. Ich traf den Kommandanten im
Hofraum, er liess mich in sein Zimmer eintreten und fragte nach
meinem Begehr. Kaum hatte ich ihm das Geleitschreiben vom
Generalgouverneur übergeben, als er sofort alle meine Wünsche
zu befriedigen versprach und sich ausnehmend liebenswürdig
zeigte. Ich bat ihn um einen zuverlässigen tüchtigen Spahis, der
mehrfach die Reise nach Ouargla gemacht habe und den Weg
genau kennen müsse, da ich mich in Begleitung meiner Frau
befände und zum ersten Male speziell wissenschaftlicher Forschungen
wegen diese strapaziöse Reise unternähme. Auf seine
Versicherung hin, dass er mir einen Spahis mitgeben würde, auf
den ich mich fest verlassen könnte, wusste ich, dass der Commandant
meinen Wünschen und Anforderungen in bestem Sinne
gerecht werden würde. Höcht erstaunt auf meinem Geleitschreiben
auch El Goléa zu lesen, fragte er mich, ob ich denn allen Ernstes
vorhätte, auch dorthin meine Schritte zu lenken, da dié Reise
nicht nur an und für sich mit grossen Schwierigkeiten verbunden
wäre, sondern auch eine ganze Ausrüstung Soldaten verlange, um
die Sicherheit meiner Person zu gewährleisten. Sein Bezirk reiche
nur bis Ouargla, von wo er seinen Spahis zurückerwarte, und
wo mir der dort stationirte Capitaine zu meiner Weiterreise sogenannte
Deüras zur Verfügung stellen .würde. Die Deüras vertreten
die Spahis in den südlichsten Districten Algerien’s und zwar
nicht mehr zu Pferde, sondern auf Laufkameelen (Méhari).
Nun hatte ich zwar schon in Biscra halbwegs den Plan mit
El Goléa aufgegeben, muss aber gestehen, dass mich die Auffassung
des Commandanten zur Ausführung der Reise dorthin
ausserordentlich reizte. Ich stellte mich daher dieser Frage
noch unentschieden gegenüber und bemerkte nur, dass ich den
Rückweg jedenfalls durch die M’zab Gegend, über die Städte
Gardâïa, El Guérrara und El Alfa nehmen würde. Der Commandant
war sichtlich erstaunt über meinen grossen Reiseplan
und meinte, dass ich bald Erfahrungen machen würde, die mich
zur beschleunigten Rückkehr veranlassen würden, wünschte mir
indessen zu meiner Reise viel Glück, das er, wie alle Franzosen
in die Worte „bon voyage“ zusammenfasste. Nachdem ich nun
noch den Tag meiner Abreise auf Morgen 7 Uhr festgesetzt hatte,
verabschiedete ich mich dankend von dem Commandanten. Vor
dem Hotel traf ich meine Frau und die Herren, sowie Abdallah
versammelt, welche, gespannt auf das Ergebniss meiner Unterredung,
mich rasch alles erzählen Hessen. So froh wir Alle
darüber waren, schien Abdallah nicht recht befriedigt zu sein,
jedenfalls weil er sich dadurch gewissermassen eine Stufe herabgesetzt
fühlte, denn es war ja selbstverständlich, dass nun der
Spahis als Wegweiser die erste Stellung unter den Leuten von
uns zugewiesen erhielt. Nunmehr wurden die anderen geschäftlichen
Angelegenheiten geordnet, die Kameelführer von Biscra
abgefertigt, und mit einem Kameelverdinger verhandelt, 4 kräftige
neue Kameele mit Führern zu beschaffen. Dann ging es an ein
Sortiren der Kisten, Wasserfässer, Gewehre, Zelte und Betten
und sonstigen Utensilien. Alle Gepäckstücke und Reiseutensilien
lagen in wildem Chaos im Hofraume des Hotels durcheinander
und wurden nun der Reihe nach geordnet und aufgestellt,
um dem Kameeltreiber eine Uebersicht zu gewähren,
wieviel Thiere er für den Transport der Stücke erforderlich hielte.
Natürlich gab er sich Mühe mir verständlich zu machen, dass
die Lasten für 4 Kameele zu gross seien, und ich noch 2 andere
dazu nehmen sollte. Aber das erhielt er nicht bewilligt. Als er
meine definitive Antwort vernommen hatte, meinte er, dass
4 Kameele auch ausreichend wären, und zog von dannen. An
Arbeit fehlte es nun keinen Augenblick. Nachdem alles gepackt,
placirt und fertig gestellt war, musste ich einen gestern geschossenen
Milan (Milvus ater) präpariren, den ich auf dem
Rückwege nach Touggourt auf eine einzelnstehende Palme
aufbäumen sah und beim Abstreichen aus der Luft erlegte. Am
Nachmittage beschloss ich noch einmal mit Herrn W. in die
nähere Umgegend zu gehen, um nach dem sehr begehrten Gecko
zu suchen. Ich nahm unseren El Häja mit einer Stahlhacke
bewaffnet mit, und arbeitete nun tüchtig in den Sandhaufen
herum, liess mich auch, wenn mein Arm ermüdet war, von dem
Araber ablösen. Das Glück war mir nicht abhold, und wirklich
hatte ich ein prachtvolles Exemplar des Stenodactylus erwischt.
Mein Schwager hatte einen allerliebsten Gongylus gefangen, der
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