
tretende Hornviper (Vipere cornue der Franzosen — Lefa der
Araber) berüchtigt sei. Sogleich machten wir uns auf die Suche
nach diesen begehrten Giftschlangen. Ich wandte jeden am Bordj
liegenden Stein um und spähte fleissig auf dem Sandboden nach den
Spuren der Hornviper, — aber nichts liess sich sehen, was auf das
Vorhandensein dieser giftigen Leiber hätte schliessen lassen. In
den Fugen und Mauerritzen vermuthete ich die grosse Wüstenform
der Tarentola mauritanica, die Lataste als Varietät deserti
beschrieb, aber auch diese mangelte, — und so machten wir uns
denn auf die Suche nach anderem Gethier in die.Umgegend des
Bordj. Auf dem röthlich angehauchten Sandboden, der überhäuft
war mit weissblinkenden Steinchen, huschte die das Gepräge des
Bodens trefflich wiedergebende, d. h. also auf sandfarbenem Untergründe
weiss getüpfelte Eidechse A-canthodactylus scutellatus in der
Varietät exigua einher, deren wir mehrere fingen. Mein Schwager
hatte eine hübsche Agame (Agame inermis, ßeuss) gegriffen und
kam triumphirehd damit heran. Als ich ihm bedeutete, dass das
gerade keine Rarität sei, und wir noch viele davon sehen und
sammeln würden, wandte er sich auf die Suche nach Anderem.
Kaum war er fortgegangen, als er auch schon wieder herankam,
und mir ein Reptil vorzeigte, über dessen Vorkommen hier in
der ariden, trockenen Wüste ich hochgradig erstaunt war. Ich
wollte meinen Augen nicht trauen, als ich das Ding sah: ein
Chamaeleon! Es habe auf einem Wüstenstrauche gesessen und
sich ruhig greifen lassen. Natürlich sah ich es mir genau an,
da ich aus dem Werke von B o u le n g e r1) wusste, — dass kürzlich
von F. M ü lle r ein Chamaeleon saharicus benannt worden ist,
welches in Bou-Saada (nicht zu verwechseln mit Bordj-Saada)
aufgefunden wurde. Aber ich konnte am vorliegenden Exemplar
nichts Auffälliges und vom gemeinen Chamaeleon Verschiedenes
entdecken, bedauerte auch, dass es noch ein junges, nicht völlig
ausgewachsenes Stück war, an welchem die Helmcrista die
zur Abzweigung veranlasst hatte — noch nicht genügend entwickelt
war. Immerhin war es ein bemerkenswerther kund, da
die nächste Oase „El Berd“ noch stundenweit entfernt war und
doch wohl nicht anzunehmen ist, dass das Reptil aus dem Heimaths-
*) Boulenger. Catalogue of the Reptiles and Batrachians of Bar-
bary (Morocco, Algeria, Tunisia) based chiefly upon the Notes and Collec-
tions made 1880—84 by M. Fernand Lataste in „Transactions of the
Zoological Society of London“ Vol. XIII, part 3, October 1891. -
gebiet, in die seinem Naturell und Wesen gar nicht zusagende
trockene Wüste ausgewandert ist. Neugierig, ob nicht noch
mehrere Individuen auf dem Strauche vorhanden wären, liess ich
mich zu demselben heranführen und durchmusterte ihn Zweig
für Zweig, ohne ein zweites Stück darauf zu entdecken. Auch
die Nachbarsträucher wurden untersucht, — leider aber gleichfalls
ohne Erfolg. Da es auch ornithologisch nicht viel gab, kehrten
wir zum Bordj zurück, wo wir den Courier antrafen, der eben
von Touggourt kommend, angelangt war und die Pferde wechselte.
Einige Offiziere mit bekannten Gesichtern entstiegen dem Schwitzkasten
und trugen deutlich die Spuren einer abstrapazirten Fahrt
an sich. Nachdem wir unsere vertrockneten Gaumen durch einen
Tropfen des herrlichen Eau St. Galmier angefeuchtet hatten, ging
es weiter. Auch der Courier war fertig, und so fuhren wir beiderseits
in entgegengesetzter Richtung auseinander. Wir legten
nun die Strecke bis zur Oase Ourläna ohne nennenswerthen
Aufenthalt zurück und langten dort um 4% Uhr an, unsere Herren
3/4 Stunden später. Von M’raier nach Ourlana beträgt die Strecke
an 45 Kilom. Erwähnenswerth ist es, dass man bis kurz vor
Eintritt in die Oase Ourläna noch immer — allerdings nur noch
in zartesten Umrissen und vom Dunste umschleiert die schöne
Silhouette der Berge von Biscra sehen kann. Die über 160 Kilom.
betragende Entfernung entrückt die Berge dem menschlichen Gesichtskreise
erst von da ab gänzlich. — Es war das Landhaus des
Mr. Fourou, dem die grosse Oase unterstellt ist, und dessen
Gastlichkeit wir es zu danken hatten, dass wir hier Unterkunft
fanden. Er hatte uns aus freien Stücken sein Haus zur Verfügung
gestellt. Wir fuhren durch ein grosses hölzernes Thor in den
mit einzelnen Dattelpalmen bestandenen sandigen Hofraum und
erhielten durch 2 Bedienstete des Hefrn Fourou 2 geräumige
Zimmer angewiesen, welche wir sofort uns herzurichten begannen.
Fast mehr noch wie in M’raier belästigten uns hier die Mosquitos,
welche, da wir bei Licht arbeiten mussten, nicht abzuwehren
waren und hauptsächlich dadurch lästig wurden, dass sie in ihrer
Kleinheit sich mit Vorliebe durch die Kleider arbeiteten und mit
ihren Stichen überall ein schmerzliches Jucken hervorriefen. —
In der Nähe des Hauses sprudelt ein artesischer Brunnen in
überraschender Klarheit sein helles Wasser in der Hutform eines
Pilzes hervor, aber es ist salzig und kaum zu geniessen, während
es beim Waschen eine wohlthuende Empfindung hervorruft. Wir