
Das sauber zubereitete Abendmahl liessen wir uns in Gesellschaft
eines französischen Ingenieurs, der behufs Einrichtung
und Vervollkommnung der optischen Telegraphen von der Regierung
hierhin gesandt war, vortrefflich schmecken, unterhielten
uns angeregt über das uns augenblicklich alle hochgradig
interessirende Thema „die Sahara“, präparirten und conser-
virten alle gesammelten Objecte und legten uns dann m die
sauber vorgerichteten Betten zur Ruhe nieder.
M o n tag , den 27. M ärz 1893. Erfrischt und gestärkt zu
neuen Unternehmungen erhoben wir uns vom Lager. Die Herren
schnarchten noch, als wir zum Aufbruch mahnten, und einer von
ihnen äusserte naiv, dass man doch heute endlich einmal etwas
länger schlafen sollte. Aber das wurde nicht bewilligt, und so
musste er sich nolens volens in die Kleider werfen. Die Morgenluft
war frisch und angenehm, etwas abgekühlt durch einen
leichten Nachtregen, der bis in den Morgen hinein nachtröpfelte.
Die Sonne war verschleiert und ein sonderbares, da ungewohntes
Bild bot uns der Ausblick in die Natur. Um m®, Uhr
wurde gemeinsam aufgebrochen. Die Gegend war sandig und
wechselte mit dem sonst vorherrschenden peträischen Charakter
ab oft so, dass gewaltige Sanddünen sich querein .vorschoben und
der Gegend ein ganz eigenartiges Gepräge verliehen. Auch die
Flora schien verändert, - neben der gestern schon bemerkten
letzt ungemein häufig werdenden Euphorbiastaude, die lediglich
für die Existenz der Raupe des Nachtschwärmers da zu sein
schien traten verschiedene Gramineen (Haifa) und gelbbluhende
Compositen auf, die stellenweise ein farbenprächtiges Teppichbeet
bildeten und meine Frau veranlassten, eine kleine botanische
Einsammlung zu machen. Nun ging’s an drei
Palmen, der Quelle Ain Kerma, vorbei auf die Oase Sidi Khelil
zu welche wir rechts liegen liessen und alsdann durch einen
trockenen Salzsee (Chott) kamen. Einige unbedeutende Hugel-
erhebungen zeigten sich, und da sie nach des Kutschers Aussage
die letzten vor Touggourt seien, liess ieh halten, um J e vielen
Cavernen an den Rändern der abgeplatteten Berge nach Nestern
zu untersuchen. Ich vermuthete die Dromolaea leucura dort als
Brutvogel, und da mir dieser gerade hier der geographischen
Verbreitung wegen sehr interessant gewesen wäre, schaute ich
fleissig nach ihm aus. Aber weder er noch seine beiden südlichen
Verwandten (Dromolaea leucopyga und leueocephala) liessen
sich sehen, und ich musste das Facit ziehen, dass wahrscheinlich
der ganze Strich, welcher mit der Tiefebene am südlichen Abhange
des Atlas einsetzt und bis weit über Touggourt hinausreicht, weder
von der einen noch von der anderen Art bewohnt wird. Während
der weissschwänzige Trauerrennschmätzer die letzten bergigen
Erhebungen von Biscra bewohnt, seinem weiteren Vordringen aber
nach Süden die sandige und peträische Ebene Halt gebietet, —
er hört also dort auf zu sein — tritt der weisssteissige und
weissköpfige Trauerrennschmätzer erst in den bergigen Erhebungen
der südlichen Wüste von Touggourt auf, dort seinen nördlichen
Verwandten ersetzend und repräsentirend. Mithin muss das
ganze zwischen den letzten Ausläufern des Atlas und den bergigen
Erhebungen der eigentlichen Wüste liegende Gelände südlich von
Touggourt als. Intervall aufgefasst werden, welcher dazu dient,
die Arten gegenseitig geographisch abzuschliessen und zu bedingen.
Mit den Tafelbergen hörte der bis dahin noch hier und da durchbrechende
und obwaltende Charakter des steinigen Hochplateaus
auf. Von da ab wurde die Gegend sandiger, wüstenartiger. Das
zeigte uns auch die Ornis. Hier hörte ich zum letzten Male die
Rufe der Wüstenhühner, deren eins mein Schwager geschossen
hatte und zwar ein von Pteroclurus senegalus. Sehr häufig
wurden jetzt 2 Vögel: die Certhilauda und der Cursorius. Meine
Fräu fing auf den Tafelbergen mehrere Exemplare der Wüstengottesanbeterin,
der sehr eigenartigen, auf den Boden angewiesenen
und in den Flug Werkzeugen verkümmerten Eromophila oder
Eremiaphila.
Gegen 11 Uhr theilten sich die Wolken, und die Sonne kam
durch, bald darauf alle Dunstschleier verjagend und ihre glühend
heissen Strahlen zu Boden sendend. Um die Mittagszeit hatten
wir das Bordj N’za Ben R’zik erreicht, wo Halt gemacht wurde,
um neue Kräfte für die Fortsetzung der beschwerlichen Tour
zu sammeln. Der Ort wird gekennzeichnet durch ein altes, längst
verlassenes und gänzlich verfallenes Haus, von welchem nur
die Wände noch stehen geblieben sind, umringt und bedeckt
von Schmutz und Unrath. Nicht weit davon ist eine Quelle
trinkbaren Wassers, welche in erster Linie zur Tränkung der
Reit- und Fahrthiere benutzt wird. Das in einem Becken angesammelte
Wasser wimmelte geradezu von Quappenstadien der
Bufo viridis, Laur. Abdallah machte uns darauf aufmerksam,
dass dieser Flecken im Sommer durch die hier massenhaft auf