
man beiden Arten in gleichmässiger Ausbreitung, eine von beiden
prävalirt stets; wenn aber neben scutellatus auch pardalis auf-
tritt, so ist es die Form deserti, Licht., welche sich ebenfalls als
die der Wüste kennzeichnet und viel kleiner und schmächtiger,
auch sandfarbener und ausdrucksloser erscheint, als die stärkere,
gross gefelderte, weit in den Norden des Atlas vordringende
Subspecies Bedriagae, Lataste. Auch die dritte Art Acantho-
dactylus bosManus, Daud. in der Varietät aspera, Aud. belebte
die Gegend, — die behendeste von allen ihrer Gattung, graufarbig
und längsgestreift mit hochorangerothem Schwänze, eine
wahre Zierde und Pracht der Eidechsenfauna in der Wüste.
Nach 20 Kilom. Fahrt gelangen wir an den Oglat Sétil oder
Oglat Stall, wie ihn Abdallah nannte, einen Sandflecken, der sich
durch die Anwesenheit mehrerer gegrabener Brunnenlöcher auszeichnet.
Das Wasser ist nicht schlecht von Geschmack, aber
trübe und schmutzig. Die Maulthiere werden abgesattelt und
getränkt, und wir geniessen unser Frühstück mit grossem Appetit.
Die Stärkung that uns wohl, und dann gings mit frischen Kräften
weiter. Ein überraschendes Schauspiel gewährte eine grosse
Dromedarheerde, die von Weitem das im naheliegenden Flussbett
des Ouëd el Fähama noch streifenweise stehen gebliebene
Wasser gewittert haben mochte, denn in lächerlichem Trabe
kamen die Hengste und Stuten, begleitet von ihren reizenden
Füllen, mit urkomischen lustigen Sprüngen auf das nasse Element
losgestürzt, dabei fortwährend brüllend, ' schreiend, plärrend,
ächzend und stöhnend. Bald nach unserem Aufbruch vom Oglet
wurden 2 Bordj sichtbar, die in ihren hellen Umrissen vor uns
lagen. Es waren die Gebäude des Télégraphe optique von Kef
el Dohr, die wir links liegen Hessen und nun durch tiefen, losen
Sand bergab in die Einsenkung des Chott Melrhir herabfuhren.
Diese sandige Gegend trug in namhafter Anzahl eine von uns
bis jetzt noch nicht beobachtete Eupborbiastaude, die mir gleich
dadurch auffiel, dass eine Menge schöner Wolfsmilchraupen auf
den Stengeln sassen und diese zum Theil schon vollständig abgefressen
hatten. Gespannt auf den wahrscheinlich ganz wüsten-,
farbigen Schmetterling nahm ich einige mit, in der Hoffnung,
dass sie sich unterwegs einspinnen und verpuppen würden. Die
in der Folgezeit massenhaft angetroffenen und eingesammelten
Sphinxraupen thaten mir auch den Gefallen, krochen indessen
sehr rasch aus, so dass ich die meisten als abgeflattert und
vertrocknet wegwerfen musste. Eine gesunde Puppe jedoch
brachte ich nach Bonn, welche am 21. Juni auskroch und einen
sehr hellfarbigen interessanten Schwärmer lieferte, nämlich die
Deilephila mauritana, var. deserti. Als unsere Blicke auf die Poste
optique fielen, sahen wir die heute morgen um 2 Uhr von Chegga
aufgebrochene Colonne Militair und erkannten darunter unsern
Freund von gestern, der sofort zu uns heranritt, uns begrüsste
und „bon voyage“ wünschte. Der sandige Boden war vielfach
mit. glänzenden schwarzen Steinchen bedeckt, und wahrte seinen
Charakter bis zum Beginne des Salzsees. Gerade wo dieser einsetzt,
war ein artesischer Brunnen, der Oum el Diour, der uns und
unsere Thiere noch einmal mit Wasser versorgte. An der Quelle
wie an den durch sie entstandenen Tümpeln tummelten sich
allerlei Regenpfeifer und Langbeiner, ich sah und erkannte unter
ihnen Aegiálites cantianus, Tringa minuta und alpina, sowie
Machetes pugnax in überwiegender Anzahl. Dann begann eine
trostlose mit Salycorniengewächs bestandene Sebkha. Dieser Chott
ist einer der interessantesten und steht vielleicht einzig in seiner
Art da. Vermuthlich zusammenhängend mit dem bei Gabés beginnenden
Chott el Djerid ist er dadurch so merkwürdig, dass
er schon verhältnissmässig tief im Lande liegt und vom Mittelmeer
aus kaum noch gespeist werden dürfte. Er liegt unter dem
Niveau des Meeres bei Gabés und soll unglaubliche Tiefen und
Schlünde besitzen, welche bereits ganze Karawanen, die von
den wegbaren Pfaden abgekommen sind, verschlungen haben.
Daher heisst er auch Melrhir, d. h. unergründlich tief, bodenlos.
Alljährlich fordert er noch seine Opfer, wie uns Abdállah erzählte,
der mich bei jedem Schritt ängstlich anrief, den ich eines Vogels
wegen nach dem Innern zu machte. Uebrigens war ein ganz armseliges
Vogelleben da; nur die Saxícola deserti gewahrte ich
pärchenweise auf den Salzstauden, oenanthe war auf dem Zuge
und das Auffallendste, was ich sah, war eine männliche Steindrossel
(Montícola saxatilis), die ich gerne erlegt hätte,
und der ich deshalb lange nachging. Eine wunderbare Fata
morgana — der Franzose nennt es mirage — spiegelte sich uns
vor. Wir sahen einen grossen See, dessen im Winde gekräuselte
Wellen an eine Insel schlugen, auf der ein stattliches viereckiges
Gebäude stand, Palmen umringten dasselbe und mehrere einzelne,
verstreute Häuser tauchten noch hier und da auf; das vermeintliche
Wasser wurde im Horizonte begrenzt durch eine lila-
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