
Es erübrigt nunmehr die Arbeiten kritisch zu besprechen,
welche der vorliegenden Abhandlung vorausgegangen sind.
I. Als erster Versuch über die Ornis Algeriens muss die
von A lfre d M a lh e rb e im Jahre 1846 verfasste Schrift gelten,
welche den Titel „Catalogue Raisonné d’Oiseaux de l’Algérie,
comprenant la description de plusieurs espèces nouvelles“ führt
und in Mémoires de la Société d’Histoire naturelle“ (Metz 1846)
erschienen ist.
Diese Arbeit ist als die grundlegende für alle nachfolgenden
zu bezeichnen; Malherbe stützt seine Notizen über das Vorkommen
und den Zug der erwähnten Vögel auf die Aussagen
eines M. Ledoux, officier de génie dans la province de Bône,
und legt seinem Namensverzeichnisse die II. Ausgabe der Genera
of Birds von G. R. Gray zu Grunde.
In diesem Verzeichnisse werden 191 Arten aufgeführt, von
denen mit grösster Wahrscheinlichkeit folgende Species gestrichen
werden dürften, deren Vorkommen in Algerien der Autor selbst
als zweifelhaft hinstellt: 1. Strix choucou, Vieill. Spec. delend.
2. Emberiza lesbia. (?) (Emberiza lesbia, Gmel. = rustica, Pallas)
3. Ficus viridis. 4. Ficus canus. 5. Hiründo Eoissonneautii,
(Temm.) 6. Totanus (Actitis) macularia.
Die Angaben über Vorkommen und Verbreitung der Arten
sind im Allgemeinen richtig, und irrige Auffassungen unterlaufen
verhältnissmässig nur ganz selten. Besonders eingehend bespricht
Malherbe die Arten: Aquila chrysaëtus, Apuila Bonellii, Sylvia
rubiginosa — Aedon galactodes, Temm., Cuculus abyssiniens, Lath.
= [ Coccystes glandarius, (Linn.)/, Hirundo rupestris, Caprimulgus
ruficollis, Hemipodius (Turnix) tachydromus = [ Turnix syl-
vatica, (Desf.)/, Carbo africanus.
Ein hervorragendes Verdienst der Arbeit Malherbe’s ist es
jedoch, dass er mehrere Algerien specifisch zukommende Arten
als solche richtig erkannt und diese ausserordentlich treffend und
gut diaguosirt und beschrieben hat. Hiérhin gehören: 1. Pica
mauritanica, Malherbe 1843. 2. Farus Ledouci, Malherbe 1842. .
3. Farus coeruleanus. Malherbe 1842, fast gleichzeitig von Bonaparte
im Jahre 1841 in Revue Zool. als Parus ultramarinus aufgeführt,
sodass der Name Malherbe’s nur als Synonym gelten kann.
4. Ficus (Leuconotopicus) numidicus, Malherbe, Mémoires de
l’Acad. Roy. de Metz 1842—1843, Vol. 2, pag. 242; Revue zool.
par la Soc. Cuvier 1845, pag. 375. 5. Carbo africanus.
Dieser Arbeit lässt Malherbe im Jahre 1847 einen Nachtrag
folgen, betitelt „Premiere Suite au Catalogue Raisonné d’Oiseaux
de l’Algérie,“ ebenfalls in Mémoires de l’Académie royale de
Metz erschienen. Darin werden ff. Arten neu aufgeführt (*) und
bereits von ihm erwähnte eingehender behandelt (**): * Aquila
rapax\ * Aquila naevioides-, * Falco punicus, Lev. jr.; ** Fica
mauritanica, Malh.; *Motacilla citreola, Pallas; **Fringilla serinus,
Linné; ** Ficus numidicus, Malh.; * Chloropicus Vaillantii, Malh.
nov. sp. ; * Caprimulgus isabellinus, Temm. ; ** Anas (Erismatura)
leucocephala, Lath.
II. Die zweite Arbeit M a lh e rb e ’s, welche ebenfalls als ein
hochwichtiger Beitrag für die Kenntniss der Avifauna von Algerien
angesehen werden muss, erschien im Jahre 1855 unter
dem Titel „Faune Ornithologique de l’Algérie im Bulletin de la
Société d’Histoire naturelle du Département de la Moselle. In
der Einleitung bemerkt der eifrige Ornitholog, dass er vom Jahre
1838 ab das Studium der Vögel von Algerien betrieben habe,
unterstützt durch mancherlei Sendungen, welche er dem Eifer
und der grossen Liebenswürdigkeit des M. Ledoux zu danken
gehabt habe. Bis zum Jahre 1853 erhielt er die Zusendungen
des genannten Herrn, von da ab weitere durch einen gewissen
Dr. Eugène Grellois, der zunächst archäologischer Studien
wegen nach den warmen Quellen von Hammam Meskhoutin und
dem alten Calama (Ghuélma) gereist war, später jedoch nach der
Türkei übersiedelte, um in Constantinopel das französische Hospital
von Gulhané zu leiten.
Zahlreiche Hinzüfügungen — fährt Malherbe weiter fort,
— welche er unterdessen in verschiedenen Katalogen veröffentlicht
habe, schienen es ihm nöthig zu machen, dieselben nunmehr in
einer einzigen übersichtlichen Abhandjung zusammenzufassen,
und das um so mehr, als die Veröffentlichung der grossen, mit
Spannung erwarteten Arbeit unter dem Titel „l’Exploration
scientifique de l’Algérie einen unglücklichen Aufschub erfahren
habe, sodass für den vorge sehenen ornithologischen Theil zwar
15 Tafeln fertig vorlägen, bedauerlicher Weise aber kein Text
dieselben begleitete. Diese neue Arbeit, — spricht Malherbe zum
Schluss aus, — wird einen Jeden in Stand setzen, dieselbe nach und
nach zu vervollständigen, sodass er (Malherbe) sich dreimal
glücklich schätzen würde, wenn er durch seine Arbeit auf die
Avifauna der schönen französischen Besitzungen in Nord-Afrika