
wieder zu erheben, was ihm mit vieler Mühe auch gelang. Darauf
suchte er das Weite und flog ein längeres Stück als bisher, aber
wir sahen ihn deutlich einfallen. Sofort machte ich mich mit
Achmed auf die Nachsuche, doch überliefen wir ohne Zweifel den
Vogel, denn plötzlich sahen wir ihn vor dem hinterdrein gehenden
Kutscher auf- und davonfliegen. Noch einmal sah ich ihn einfallen,
überlief ihn jedoch abermals und bekam ihn jetzt nicht
mehr zu Schuss. Das war frellig ärgerlich genug! — Nach angestrengter
Jagd tra t ich um 4 Uhr nachmittags die Rückfahrt
an. Wenig erbaut über die Resultate des heutigen Tages, sehe
ich plötzlich wieder eine Kragentrappe auf dem Wege. Der
Kutscher fährt ihr hart auf den Leib und hält die Pferde an auf
mein Qeheiss. Ich nehme die Flinte an die Backe und feuere.
Der Vogel erhebt sich, ich feuere nochmals., Da fliegt er ab.
Doch nach kaum 100 Gängen senkt er sich zu Boden und verendet.
Ich hebe ein prachtvolles, durch die Lungen geschossenes
<J auf.“
Vorstehende Schilderungen mögen dafür sprechen, dass die
Kragentrappe ein harter Vogel ist, der einen starken Schuss
verträgt, bis er zu Falle kommt. Wenn die Schrote edle Theile
nicht verletzen, dürfte die Kragentrappe dem Schützen fast
immer verloren gehen.
Auch im Jahre 1893 habe ich mehrere Kragentrappen nicht
bekommen, obschon ich sie jedesmal aus naher Entfernung stark
verwundet hatte. Nur selten halten diese Vögel die Annäherung
des Menschen zu Fuss aus, während sie Wagen und Pferde dicht
herankommen lassen, ohne sonderliche Scheu zu zeigen. Sie
suchen ihr Heil immer erst durch Laufen zu gewinnen und bedienen
sich nur im äussersten Falle ihrer Schwingen. Einmal
erlegte ich auch zu Fuss eine Houbara, die unbedingt stark bebrütete
Eier oder Junge gehabt haben muss, da sie mich sonst
so nahe wohl nicht hätte ankommen lassen. Zudem hatte sie
sich höchst auffallender Weise geduckt, sodass ich, als ich über
einen Hügel schritt, den plötzlich vor mir auffliegenden Vogel
aus der Luft herabschiessen konnte. Leider war die Suche nach
den Eiern vergeblich.
Mit den Eiern der Kragentrappe verhält es sich genau so,
wie mit denen des Wüstenläufers. Früher gehörten sie zu den
grössten Seltenheiten in europäischen Sammlungen, sind aber
neuerdings mehrfach von den flachen Inseln des kanarischen
Archipels, Fuerteventura und Lanzarote, sowie aus Tunis nach
Europa gebracht worden. Ich besitze mehrere sehr schöne Gelege
dieser Art. —
Es verdient besonders hervorgehoben zu werden, dass die
Kragentrappe von den kanarischen Inseln ein durchweg dunkles
Kolorit trägt und von den Vögeln der tunesischen und algerischen
Sahara stark abweicht, welch’ letztere stets ein blasses, lehmgelbes
Gefieder auszeichnet. W. R o th s c h ild und E. H a r t e r t haben auf
diese Unterschiede hin den Vogel von Fuerteventura und Lanzarote
als besondere Species gefasst und ihm den Namen Houbara
Fuerteventurae1) gegeben.
Wenn ich mich auch durchaus für die Trennung beider
Formen aussprechen will, so möchte ich doch, da andere wesentlichere
Unterschiede nicht vorhanden sind, darauf hinweisen, dass
wir in solchen Fällen nicht zu artlicher, sondern nur zu unter-
artlicher Abzweigung, also zu subspecifischer Auffassung berechtigt
sind.
M a a s s e zw e ie r f r i s c h im F l e i s c h g em e s s e n e r
V ö g e l:
a) cj, erlegt auf der Route nach Saada, 26. 4. 92.
Länge: 71 cm; Breite: 122 cm; Brustweite: 19 cm; Flügellänge:
50 cm; Schnabellänge: 6,3 cm; Schnabelhöhe an der Basis:
1.5 cm; Schwanz: 26 cm; Lauflänge: 9,5 cm; Mittelzehe: 4 cm;
Nagel: 1 cm; Aussenzehe: 2,5 cm; Nagel: 0,7 cm; Innenzehe:
2,8 cm; Nagel: 1,1 cm; Iris: gelb.
b) Ç, erlegt bei Ouärgla, 10. 4. 93.
Länge: 60 cm; Breite: 95 cm; Brustweite: 18 cm; Elügellänge:
34.5 cm; Schwanzlänge: 20 cm.
Beide Stücke zieren ausgestopft meine Sammlung.
136. O e d i c n em u s c r e p i t a n s s a h a r a e , Rchw. 1893. —
Wüstentriel.
Französisch: Oedicnème criard.
Englisch: Stone Curlew.
Arabisch: Käiröuän.
Malherbe, Catal. Rais. d’Ois. de l’Algérie, 1846, pag. 20.
Malherbe, Fanne Ornith. de l’Algérie, 1855, pag. 29.
Loche, Catal. Mamm. Ois., obs. en Algérie, 1858, p. 122.
X) y. Novitates Zoologicae, Vol. I, pag. 689 und Vol. II, pag. 54-