
(Otöcorys bilopha), das ich erlegte und mich über alle Maassen
daran erfreute. Zwar versicherte der Kutscher Joseph, dass ich
solcher Vögel bei Touggourt in Schaareu ansichtig werden würde,
als er meine ausgesprochene Freude darüber vernahm, doch konnte
er damit meinen Enthusiasmus nicht verringern. War es doch
aus ihrer grossen Gruppe eine der wenigen Lerchen, welche
mir bisher im Atlasgebiet nicht zu Händen resp. in der Freiheit
zu Schuss gekommen waren, und daher meine Freude über
die Erlangung derselben wohl begreiflich 1
Weiter rollte der Wagen und brachte uns nun ohne Aufenthalt
an das Endziel unserer heutigen Reise, nämlich nach dem Bordj
Chegga, 51 Kilometer entfernt von Biscra. Erstaunt blickten wir um
uns. Denn Chegga liegt reizend als Oasenfleckchen in der weiten
endlosen Wüste, umringt von 2 Palmengärtchen, die ihre Existenz
2 artesischen Brunnen verdanken, deren Wasser zwar lauwarm
und reich an Bittersalzen dem Gaumen des Menschen nicht zusagt,
dem Flecken aber von gewichtiger Bedeutung wird. Ein
reiches Vogelleben entfaltete sich dort. Auf den Palmen selbst
sah ich Lanius dealbatus und rutüans, Buticilla phoenicura, Mus-
c ic a p a luctuosa und Phyllopneuste-Arten, an dem Bachgerinsel und
den durch ihn entstehenden Pfützen Totanus ochropus und glareola,
sowie Telmatias gallinago, die auf dem Zuge waren. Ausserdem
tummelten sich in der Wüste Schaaren von Flughühnern, die mir
ihrer Stimme nach unbekannt waren. Es war Fteroclums alchata,
wie ich mich am folgenden Tage an einer dicht vor dem Wagen
aufgehenden Schaar überzeugen konnte. Kaum waren wir angelangt,
als ich mir aus dem Bordj einen Tisch heraustragen liess
und mich sofort an die Präparation der geschossenen Vögel setzte.
Trotz der mühevollen Arbeit war es mir ein Hochgenuss in der
echten Wildniss zu sein und die balsamische Luft zu athmen,
welche dem Palmeugärtchen entstieg, damit zugleich die Ruhe und
den Frieden auf mich einwirken zu lassen, welche nach den Strapazen
des Tages um so gerechter und lohnender auf den Körper
herabkommen. Füge ich dann noch hinzu, dass; ich wahrend
meiner Arbeit förmlich umschwärmt wurde von persischen Bienenfressern,
welche ihre Ruheplätze in den Wedeln der Dattelpalme
suchten und in nimmer endenwollendem Gewoge auf und ab wallten,
ihre gurgelnden Kehltöne ausstiessen und den Farbenschmelz ihres
Gefieders im Sonnenuntergang effectvoll spiegelten: dann mag
man mir glauben, dass auch die Poésie für uns nicht mangelte
in einer Gegend, wo der Mensch diese kaum ahnt, geschweige
denn zu finden glaubt.
S o n n ta g , d en -2 6. März 189 3. In fröhlicher Laune hatten
wir uns gestern Abend nach der Arbeit einen Mokka gebraut
und unser Abendbrot verzehrt, um alsdann dem Körper die
gewünschte Ruhe zu gönnen. Die war nun freilich sehr relativ
ausgefallen, denn erstens konnten wir in dem schauerlich kalten
Verliess, welches der Abendluft freien Zutritt gestattete, nicht
recht warm werden, sodann waren die Nerven von der noch
ungewohnten Arbeit überreizt — und endlich liess uns das Gebelfer
und Geheul der dicht an das Bordj herankommenden
Schakale nicht einschlafen, bis endlich der Körper seine Rechte
geltend machte und trotz aller Reizungen in den Schlaf verfiel.
Aber nur bis 2 Uhr dauerte dieser Zustand. Da schallten Tritte
und Anrufe, worauf ein Rennen und Laufen, Geklapper und Lärm
entstand, was uns die Gewissheit brachte, dass die Militaircolonne
sich zum Aufbruch rüstete.. Darnach wurde es wieder still, und
nun erst kam der erwünschte Schlaf voll und ganz über uns.
Die Bienenfresser waren unsere Wecker, denn kaum fing es an
zu hellen, so erwachten wir durch ihre laut in die Morgenstille
klingenden Rufe. Wir erhoben uns von unsern Feldbetten, nahmen
die Morgentoilette vor, gingen zähneklappernd auf und ab und
ersehnten den ersten Sonnenstrahl. Der liess denn auch nicht
lange auf sich warten und übergoss die erwachende Natur mit
Farbe, Licht und Wärme. Rasch wurde der Aufbruch bewerkstelligt,
und die Herren ritten um 3/27 Uhr .ab. Ich ging mit
meiner Frau voraus, um nach den Vögeln Ausschau zu halten.
Die kleinen Oasen wimmelten geradezu davon. Hier tummelte
sich eine ganze Schaar Crateropus, bald mit nach oben gestelztem
Schwänze auf dem Boden laufend, bald flötend und pfeifend in
anmuthigem Fluge von einem Strauche zum ändern ziehend,
dort schäckerte der hellfarbige Lanius und entfaltete sein erstaunliches
Nachahmungstalent, — im Dunkei der Dattelpalmen sassen
dicht beisammen die possirlichen Zwergohreulen und flogen eine
nach der anderen geräuschlos ab, als ich mich ihnen näherte.
Raubvögel kreisten über dem Fleck nach Beute spähend, und
drinnen selbst in der Oase war ein Gezirpe und Gezwitscher
von kleinerem Volk, dass es eine wahre Lust war, während das
Gesamintbild vervollständigt wurde durch die auf- und abfliegenden
farbenprächtigen Bienenfresser. Wie gerne wäre ich hier