
Fehlt bei Gurney, jr., on the Ornith. of Algeria, Ibis, 1871.
Fehlt bei Dixon, on Bi reis of Pro v. Constantine, Ibis 1882.
Dieses vollendete Wüstengebilde — eine Gazelle unter den
Vögeln — haben wir auf unserer Reise vielfach zu beobachten
Gelegenheit gehabt. Der isabellfarbige Wüstenläufer ist über
die ganze algerische Sahara verbreitet und findet sich ebensowohl
am Rande derselben als im tiefsten Innern vor. Schon in der
Umgebung von Biscra stösst man hier und da auf ihn, wie folgende
Tagebuchaufzeichnung beweisen mag.
Fr ei t ag, den 15. Apr i l 1892. „Um 5Uhr morgens nachBordj-
Saada aufgebrochen. Es war ein wundervoller Morgen, der Vollmond
stand auf der einen Seite, während die Sonne auf der
anderen wie ein glühender Feuerball aufging. Auf der Mitte der
Wegstrecke (bei Mouleina) liess ich Halt machen, und wie ich
aus dem Wagen steige, fliegt ein Paar Cursorius auf und setzt
sich unweit vom Wege nieder. Ich schiesse und verletze das
welchem ich nachgehe. Aber die auffliegendenWanderheuschrecken
verwirrten Augen und Sinne, und vor lauter Heuschrecken sah
ich auch wahrscheinlich den Cursorius nicht wieder aufgehen.
Ich suchte eifrig nach ihm und ging wiederholt das ganze Revier
ab. Während der Nachsuche sah ich das <3 vielfach herumfliegen
und offenbar nach dem ? suchen, wobei es auch seine Stimme,
die etwas quäkend klang, erschallen liess. Gerade sehe ich es
wieder auffliegen und die Richtung auf mich zunehmen, als ich
mich rasch auf den Boden werfe und den über mich wegfliegenden
Vogel mit Dunst aus der Luft herabschiesse. So hatte ich
doch wenigstens das <J, während mir das angegattete ? zu meinem
grössten Verdrusse verloren ging.“
An diesem Tage sah ich südlich von Bordj-Saada auf dem
steinigen Hochplateau noch 3 Wüstenläufer. Meine Bemühungen
aber, mich an sie schussgerecht heranzupirschen, misslangen. Auch
bei Chetma und Sidi Khelil begegnete ich diesen Rennvögeln zu
wiederholten Malen. Kaum hatte ich sie' jedoch erblickt, als sie
auch schon wieder meinem Gesichtskreise entschwunden waren.
Sie sind Renner in des Wortes vollster Bedeutung und entziehen
sich allen Nachstellungen mehr durch Laufen, als durch Fliegen.
Glücklicher auf der Jagd nach ihnen war ich im Jahre 1893.
Schon am ersten Tage unserer Wüstenreise (am 25. 3. 93) erlegte
ich an einem Brunnen, der etwa die Mitte des Weges von Bordj-
Saada nach Bordj-Chegga bezeichnet, einen Cursorius. Ein Pärchen
war zusammen, ich schlich es an und erlegte das <$, während
das $ entkam. In der Folgezeit hatte ich mehrfach Gelegenheit
diese interessanten Vögel zu sehen und zu beobachten. Eigentlich:
habe ich sie überall in der Wüste gefunden: auf den Hochplateaus
ebensowohl als auf den sandigen Flächen, zwischen und neben
den Sanddünen, selbst stellenweise in der Sebkha und in den
feuchten Chottniederungen. Plötzlich und unerwartet kommt
eine kleine Schaar von 5—8 Stück an Einem vorbeigelaufen, hält
einen Augenblick inne, reckt die Hälse und schnellt dann wieder
davon, so unheimlich rasch, dass man glaubt, es seien Phantasiegebilde
gewesen, die plötzlich dem Boden vor unseren Augen
entwuchsen und dann wieder in denselben verschwanden.
Wenn die Zeit der sengenden Mittagssonne herange-
kömmen ist, erschlaffen Thiere und Menschen auf der Marsch-:
route. Das Kameel hat nicht mehr den Wüstensohn: auf seinen
Fersen mit dem heiseren Kehllaute, der es zum Aüsschreiten
anfeuern soll, denn selbst dem Beduinen erschlaffen die Glieder,
ermattet der Gaumen. Er hat sich; darum auf den Rücken
seines Thieres geschwungen, die Bürde vermehrend, welche das
zum Lasttragen verdammte Schiff der Wüste ohnehin würdevoll
trägt. Aber der heisere Ruf ist verstummt, und das Kameel setzt
langsamer einen Fuss vor den anderen, hier und da den Kopf
zu Boden neigend und ein Büschel Haifagras ausraufend. Da
kommt der Wüstenrennvogel geflogen und lässt am Kopfe des.
ermüdeten Thieres ähnliche Laute ertönen, wie sie der Beduine
zum Antreiben seines Kameels hervorbringt. „Küit-Küit-n’harck,
n’harck, küit-küit-n’harck, n’harck“ erschallt es in’s Ohr des.
Kameeles, und dieses schreitet wieder wacker aus, vermeinend den
anreizenden Ruf seines Herrn zu vernehmen und die gleich darauf
folgende Züchtigung zu erfahren. Lächelnd und dankbar sieht
der Beduine dem wunderbaren Vogel nach und preist Allah für
seine Gnade und Güte, dass Er ihm in der schweren Zeit den
Saüak öl Ibel — nämlich den Kameelantreiber — vom Himmel
gesandt hat.
Zu wiederholten Malen haben wir diese Thatsache, welche
das empfängliche Gemüth des Arabers phantasievoll ausgeschmückt
hat, bestätigt gefunden, nur in anderer Deutung, in anderer
Klärung. Mit Vorliebe sucht der Wüstenläufer die belebteren
Wüstenpfade auf, weil sich am Miste der Kameele eine reiche
Insektenwelt einfindet, der jener Vogel nacbjagt. Er weiss es