
Wüstenhühner. So trafen wir sie bei M’raier und südlich davon
bis etwa zur Posthaltestation N’za ben R’zik. Von da ab verschwanden
sie und wurden erst wieder im M’zab - Gebiete (am
Oued N’ga) von uns beobachtet. Demnach ist das Senegal-Spiess-
flughuhn im südlichen Algerien häufig und Taczanowski hat
Recht, wenn er es als gemein in der Wüste bezeichnet. Dennoch
möchte ich diese Bezeichnung nicht absolut, sondern beschränkt aufgefasst
wissen. Es entspricht nicht jeder Wüstencharakter den
Anforderungen unseres Vogels, vielmehr nur stellenweise und
bedingt. Dort, wo grosse Sebkhaflächen sich vor dem Auge des
Reisenden dehnen, wo thonartiger oder lettiger Boden vorherrscht
und Büsche der feinblättrigen Tamarix africana, sowie die der
Salycornia frutescens auf Grundwasser weisen, dort wo ganze
Strecken öde liegen, wo nur das Cruciferengewächs Sisymbrium
cinereum, Desf. gedeiht, die Lieblingsnahrung dieser Hühner ausmachend:
dort ist die rechte und echte Stätte des Senegal-
Spiessflughuhnes. Vergeblich wird man es zwischen den Sanddünen,
wie im ganzen Sähelgebiete suchen, denn hier ist es
ebensowenig zu finden, wie seine anderen Gattungsverwandten
engeren und weiteren Sinnes. Häufiger schon wird es auf den
Hochplateaus getrolfen, am häufigsten unstreitig in den Sebkha-
niederungen, welche begrenzt oder umringt sind von der peträi-
schen Sahara.
Betrachtet man das Huhn näher, so muss man staunen
über die wunderbare Uebereinstimmung seines Gefieders mit
dem Boden, auf dem es lebt. Sein Kleid ist die genaue Wiedergabe
des thon - oder lettigen Grundes mit allen Nüancen
und Schattirungen, die auf demselben liegen. Es passt da,her
in die Sebkha mehr noch wie auf die steinigen Hochplateaus,
die bereits grellere Farben tragen und mehr Abwechselung
zeigen, als das lehmige und thonige Bodenelement der Wüstenniederungen.
Ich nehme aus diesem Grunde auch bestimmt an,
dass sich das Senegal-Spiessflughuhn in der Sebkha fortpflanzt,
obwohl ich es gerade im Mai noch auf den Hochplateaus angetroffen
habe. Leider ist es mir nicht geglückt, die für mich, so
begehrenswerthen Eier dieser Art zu finden. Nach Tristram
seien sie den Eiern von Fteroclurus alchata ähnlich, nur kleiner
gestaltet und mit feineren braunen Flecken bedeckt.> Hoffentlich
gelingt es mir das Huhn in die Gefangenschaft zu bringen und
alsdann Beobachtungen über die noch wenig gekannten Momente
der Fortpflanzung anzustellen, sowie die Eier selbst eingehend
zu beschreiben.
Im Fleisch gemessene Vögel ergaben folgende Maasse:
a) <3, erlegt bei Mouleina, 9. 3. 92.
Länge: 32 cm; Breite: 52cm; Brustweite 11 cm; Schwanz:
14,5 cm; Schnabellänge: 1,8 cm; Lauf: 2,5 cm; Mittelzehe: 1,9
cm; Nagel derselben: 0,9 cm; Innenzehe: 1,2 cm; Nagel derselben
0,5 cm; Aussenzehe: 1,3 cm; Nagel derselben 0,5 cm;
Hinterzehe: 0,3 cm.
Der Vogel war ausserordentlich fett. Im Magen viele Quarzkörner
und Grassamen, sowie anscheinend Stückchen von Salycornia,
die daselbst wächst, im Kropfe Theile von Sisymbrium
einer mm, Desf.
b) 9, erlegt bei Mouleina, 21. 3. 92.
Länge: 30 cm; Breite 49,5 cm; Brustweite: 11 cm; Flügellänge:
21,5 cm; Schwanz: 10,5 cm; Schnabellänge: 1,6 cm;
Lauf: 2 cm; Mittelzehe: 1,8 cm; Nagel derselben 0,6 cm; Aussenzehe:
1,1 cm; Nagel: 0,5 cm; Innenzehe: 1,3 cm; Nagel: 0,5 cm;
Hinternagel: 0,3 cm.
c) c3, erlegt bei Mouleina, 21. 3. 92.
Länge: 34 cm; Breite: 51 Cm; Brustweite 12 cm; Flügellänge:
22,5 cm; Schwanz: 14 cm; Lauf: 2 cm.
Die auf Tab. XH von E. de Maes abgebildeten Vögel stellen
c3 und 9 dar, welche beide am 21. März bei Mouleina erlegt
wurden und deren Maasse vorweg angegeben sind. Die Abbildung
habe ich aus dem Grunde gegeben, weil man diese Art in
der Paläarktischen Avifauna in der Regel nicht aufgenommen
findet. Sie ist indessen ebenso wie Fterocles coronatus unstreitig
in die Liste der Paläarktischen Vögel einzureihen. —
Schliesslich muss ich noch die Auffassung der beiden Gattungsnamen
Fterocles und Fteroclurus rechtfertigen. Der Genusname
Fterocles von t o nregdr der Flügel und y xleig, xleiddg der Schlüssel,
auch das Schlüsselbein, gebildet — vielleicht wegen der Flügelform
des Vogels (?) ist von Temminck 1815 aufgestellt worden und dürfte
allen Wüstenhühnern, welche keinen Schwanzspiess tragen, gelten,
während der neuerdings gemachte Genusname Fteroclurus, gebildet
von t o t i t s q o v der Flügel und o iggog das Ende des
Steissbeins, an welchem bei den Thieren der Schwanz sitzt, hier
wegen der auffallenden Spiesse als Schwanz selbst aufgefasst —