
hatte ich nicht das Glück, die von mir so sehr begehrten Eier
der Wüstenhühner aufzufinden. — Ein drittes Exemplar dieser
Art schoss mein Schwager am Bir Stall, den 4. Mai 93, ein adultes cj.
Seit einem Jahre halte ich Spiessflughühner in der Gefangenschaft
und kann berichten, dass sie sich daselbst sehr gut halten.
Sie haben im letzten Frühjahre fleissig Eier gelegt und zwar
Ende Mai und dann noch einmal im Juni und Juli. Einige Eier
waren weichschalig und entbehrten dann auch jedesmal der
characteristischen ockerfarbigen Deckfarbe; erst als ich Kalk und
Mörtel verabreichte, wurden die Eier hartschalig. Das Gelege
bestand aus 2 Eiern, in einigen Fällen wurde auch nur 1 Ei
gelegt. Ein Paar hat gebrütet und zwar abwechselnd, das 9
sowohl, wie auch das cj. Nach genau 25 tägiger, sehr emsiger
Bebrütung wurden 2 allerliebste Dunenjunge gezeitigt, von denen
das eine bereits nach 8 Tagen kränkelte und bald darauf starb,
während das andere prächtig heranwuchs und über die Hälfte
erwachsen war, als es unter auffallenden Erscheinungen erkrankte.
Es konnte nämlich plötzlich nicht mehr laufen und wurde nach
und nach immer schwächer, bis es eingiug. Bei der Section
zeigte es sich, dass es an Knochenerweichung (Rhachitis) zu
Grunde gegangen war. Das 9 dokumentirte eine rührende Liebe
zu seinen Jungen und schlug muthig die Annäherung der anderen
Hühner ab. Besonders erbost erwies es sich beim Anblicke eines
weit abstehenden Wüstenbussards, den es wüthend mit den
Blicken verfolgte und mit gesträubten Rückenfedern gegen ihn
Stellung nahm. Die Alten huderten die Jungen oft und sassen
nachts über fest auf ihnen. Die beiden ersten Tage sass das 9
ununterbrochen auf den Jungen. Die Locke war ein zartes
„kück-kück“, worauf die Jungen piepsend antworteten. Die
Nahrung stückelte ihnen Vater und Mutter vor, doch waren sie
schon am dritten Tage selbstständig genug, diese sich eigens "zu
suchen. Im Allgemeinen sind die Spiessflughühner verträglicher
Natur und erweisen sich nur im Frühjahre, in der Balzzeit,
kampflustig, wo man dann auch oft ihre karkende Stimme hört.
Die S cj bissen und stritten sich hartnäckig und anhaltend herum.
Bei angemessenem Körnerfutter, von dem man möglichst verschiedenartiges
verabreichen muss, sowie reichlichem Grünzeug
halten sie sich ganz vortrefflich in der Gefangenschaft und
machen dem Pfleger durch ihr Wesen und Gebahren, sowie
durch ihre anmuthige Haltung und Bewegung grosse Freude.
Eine hochinteressante Erscheinung bei diesen Wüstenhühnern
ist die Verfärbung des Kleingefieders. Das alte geschlechtsreife
<J im Hochzeitskleide hat bekanntlich eine tiefschwarze' Kehle
und olivfarbene Rückenfedern, welche einen schwefelgelben
Spitzenfleck tragen. Wenn nun das Huhn im Hochsommer in
die Mauser tritt, wachsen aus dem Oberrücken gefelderte, d. h.
mehrfach gestreifte, mit schwarzen Querbinden versehene Federn
hervor, welche jedesmal gelb gerändert sind. Allmählich nimmt
diese gelbe Ränderung an Umfang und Ausdehnung zu, während
die schwarzen Querstreifen mehr und mehr verblassen und zurücktreten,
bis die Feder eine olivgrüne Gesammtfärbung erhält und
mit einem schwefelgelben Spitzenfleck endigt. Im August und
September tragen die ein den 9 $ annähernd gleichkommendes
Gefieder auf der Oberseite bis auf die graublauen Augenflecken,
welche die Schulterdeckfedern der 9 ? so hochgradig
zieren, doch pflegt schon im Oktober der Vorgang der Verfärbung
so ausdrucksvoll gewirkt zu haben, dass die cJo dann
nur noch hier und da die quergestreiften Federn zeigen. Die
Kopffedern zeigen ebenfalls ursprünglich, d. h. gleich nach der
Mauser die Neigung, das 9 -liehe Gefieder nachzuahmen, indem
sie vielfach quergestreift und schwärzlich gefleckt erscheinen.
Alle diese Querwellen, Punkte und Streifen schwinden jedoch
zum Frühjahre hin, wo das rj bekanntlich den einfarbig schönen,
olivgrünen Kopf zeigt. Ebenso verschwindet der schwarze Kehl-
fleck nach der Mauser und wird weiss, wie beim 9- Erst nach
längst überstandener Mauser beginnt er sich schwarz zu färben,
und nimmt dann mit jeder Woche an Umfang und Ausdruck zu.
Wenn man jedoch die Kehlfedern genau untersucht, wird man
gewahr, dass sie an der Basis von Anfang an schwarz gefärbt
und nur die Spitzen weiss sind, welche das Schwarz anfänglich
völlig decken, bis die spröden Randstrahlen allmählich abbröckeln,
jede einzelne Feder aber gleichzeitig von Innen heraus mit dem
kohlschwarzen Pigmente durchdrungen wird.
Indem ich das genügend bekannte Frühlingskleid dieses
Wüstenhuhnes übergehe, will ich das Dunenkleid und das Jugendkleid
eingehender beschreiben, da beide noch wenig gekannt zu
sein scheinen.
Das 8 Tage alte Dunenjunge trägt oberseits braungelbe,
schwarz- und weissgefleckte Dunenfedern, welche an der Spitze
in ein oder mehi’ere pinselartige Haargebilde auslaufen. Auf