
Unter dem 26. März entnehme ich meinem Tagebuche
folgende hierhin gehörige Stelle:
„Unglaublich viele Wüstenhühner! Ft. senegalus ist bestimmt
darunter, dann aber noch eine andere Art, die beim Auffliegen
karrr-karrk sagt. Ich vermuthe alchata in ihr. Wir kamen
einer Schaar ganz nahe, und ich sah deutlich die Vögel auf dem
Boden umherlaufen, wo sie mir ein wenig gedrungen, fast wie
Caccabis petrosa erschienen.“
In der algerischen Sahara ist das Spiessflughuhn gemein.
Es findet sich auf den steinigen Hochplateaus zu Tausenden,
wo es die ariden und trockenen Strecken durch seine anmuthige
Gestalt, durch seine Haltung, Form, Stimme und Bewegung
hochgradig belebt. Auf dem Hochplateau, welches am Bordj-Saada
seinen Anfang nimmt und sich bis zum Chott Melr’hir hinzieht,
ist es eine überaus häufige Erscheinung, wurde aber nur dort
von uns bemerkt. Weder nördlich vor dem Bordj-Saada, noch
südlich in der Chott-Niederung haben wir es jemals gesehen.
Es verschwindet völlig von Kef el Dohr ah, und ist ebensowenig
bei Touggurt wie bei Ouärgla von uns wahrgenommen worden.
Dagegen trafen wir es wieder in den Hochplateaus im M’zab-
Gebiete, in Sonderheit am Oued N’tja. Dort treibt sich das
Spiessflughuhn besonders lebhaft in den Morgen- und Abendstunden
umher, wo es mit laut karkender Stimme seine Gegenwart
verkündigt und in grossen Schwärmen nnter pfeifendem
Flügelschlage in der Luft hin- und herwogt. Das ist ein gar
anmuthiges Bild, dem man nicht müde wird, immer wieder und
wieder zu folgen.
Kaum kündet der erste lichte Streifen im Osten das Kommen
der Sonne an, so sind die Spiessflughühner wach. Noch halten
die Schatten der Nacht das Erdreich umfangen und beginnen
eben dem siegenden Lichte zu weichen, noch ruft das
Käuzchen und schwebt die Nachtschwalbe gaukelnden Fluges
an Einem vorüber: da beginnt schon das Karken der Hühner.
Erst k lin gt. es ganz vereinzelt und leise herüber,
gleichsam als scheuten sich die Wüstenhühner, die noch
herrschende Stille der Nacht zu stören, bald aber vernimmt
man es öfter und lauter, bis es zu einem wahren Mahnrufe wird,
den müden Schläfer zu wecken. Nun taucht auch die Sonne
auf und wirft ihre Strahlen erwärmend und belebend auf das
erstarrte Gelände. Im Nu ist Alles erwacht und beginnt die
Arbeit, zu der es berufen ist. Diese goldenen Morgenstunden
nutzt das Spiessflughuhn reichlich aus. In erster Linie zieht es
der Tränke zu, in zweiter der Nahrung. Wo die kleinste Lache
übrig geblieben ist, decken Wüstenhühner den Platz, jedoch
immer nur für wenige Augenblicke, um ebenso rasch wieder zu
verschwinden, wie sie gekommen sind. Wenn man daher Ja,gd
auf sie machen will, braucht man sich nur gedeckt au eine
Thalrinne zu postiren, die Wasser führt. Die Hühner kommen
bestimmt dahin, sofern man nur früh genug am Platze ist und
gedeckt genug auf demselben steht. Je höher die Sonne steigt,
desto ruhiger werden die Hühner, das hastige Hin- und Herfliegen
lässt nach, und auch die Lebhaftigkeit der Stimme ver-
siecht mehr und mehr vor dem glühenden Feuerball. Von 10 Uhr
ab sieht man nur noch vereinzelt die lärmenden Flüge in der
Luft, und um die Mittagszeit verstummen sie ganz. Erst wenn
die Sonne zur Rüste geht, erleben sie wieder vor unseren Augen,
jedoch nicht in dieser Fülle mehr, auch nicht in der Lebhaftigkeit
und in der Kraft ihrer Stimme, wie am Morgen.
Erwähnenswerth finde ich es, dass nach Aussage der Eingeborenen
das Spiessflughuhn zur Hochsommerzeit auf die Erntefelder
kommt und dieselben schaarenweise bedecken soll. Ich
sah auch Ueberreste dieser schmucken Vögel aus der letzten
Jagdsaison bei der Wirthin im Hotel des Etrangers in Batna,
in welcher Gegend ich diese Hühner sonst nicht vermuthet hätte.
Bekanntlich stehen die Geschlechter dieser Gruppe ihrer
Zeichnung und Färbung nach weit auseinander. So auch das
Spiessflughuhn. Aus eigener Anschauung kannte ich bisher nur
das (J dieses prachtvollen Vogels. Als ich nun am 21. April,
gerade vor dem Eintritt in das Thal des Oued N’?a ein Wüstenhuhn
erlegte, erkannte ich es wohl gleich als nicht aber als
das von Fteroclwrus alchata. Ich war ganz aufgeregt, als ich
das Huhn in Händen hielt und es nicht unterzubringen wusste.
In dieser Stimmung wurde ich noch gehalten, als Tags darauf
mein Schwager ebenfalls ein ? schoss, das ich mit dem meinigen
identificiren konnte. Erst nach und nach wurde es mir klar,
dass es ja nur das § von Pteroclurus alchata sein konnte.
Beide Stücke hatten annähernd legreife Eier im Schlauch, das
erste hatte bereits ein Ei abgelegt. Leider gelang es mir aber nicht,
die Stelle zu finden, wo das Ei lag, obschon ich des anderen
Tages die ganze Umgegend fleissig darnach absuchte. Ueberhaupt