
nur, dass ich unausgesetzt auf sie Jagd zu machen suchte, nein,
immer und immer wieder war ich von Neuem über sie entzückt
und konnte mich nicht satt sehen an ihnen seihst und dem
Geiste, der aus ihrer Schöpfung sprach. Sind sie doch Meisterwerke
der schaffenden Natur, deren unvergleichliche Denkmäler!
Ich habe 4 Arten Flughühner angetroffen, von denen jede ihr
besonderes Gebiet für sich in Anspruch nahm und dieses voll
und ganz beherrschte. Die erste Stelle gebührt dem Sandflughuhne.
Nicht in der eigentlichen Sahara muss man nach ihm
suchen, weder im Sande zwischen den Dünen, noch auf den von
letzteren begrenzten Hochplateaus, sondern an den sogenannten
Wüstenrändern, in der eigentlichen Wüstensteppe. Ich habe es
niemals im erstgenannten Gebiete auf unserer Wüstenreise bemerkt,
obschon ich gewiss nicht in Abrede stellen will, dass es
dort jeweilig Vorkommen mag. Um so häufiger dagegen traf
ich es im letztgenannten Gelände. Lehmiger Boden, mit Steinen
durchsetzt, mit niederem Buschwerk und Halfabüscheln bestanden,
von Höhenzügen im Horizonte begrenzt und durch
Thalschluchten zerrissen und unterwaschen: — das ist das Gebiet
des Sandflughuhnes. Dort treibt es sich in Flügen von 10—50
Stück umher, bald hierhin, bald dorthin fallend und sich schnell
wieder vom Boden erhebend, wenn es die geringste Störung erfährt.
Es ist ein vollendeter Flieger, nicht minder auch ein
meisterhafter Läufer, so ungeschickt es auch aussehen mag, wenn
man es gebückt in wagerechter Haltung des Körpers vor sich
einherlaufen sieht. Das wird man gewahr, wenn man eine kleine
Gesellschaft anschleichen will und mit jeder Annäherung an den
Einfallsort merkt, wie rasch sie sich von diesem laufend entfernt.
Die Nahrung des Sandflughuhnes sind pflanzliche Bestandtheile
im weitaus grössten Sinne des Wortes, namentlich das Unkraut-
gesäme im breitesten Rahmen. Ganz besonders aber habe ich
eine Nährpflanze dieses Vogels kennen gelernt, eine Crucifere
nämlich, die oft weite Strecken des lehmhaltigen Bodens bedeckt
und gerade im März und April zur Samenreife gelangt: Sisym-
briunt cinereum, Desf. Ich habe beobachtet, dass die mit dieser Pflanze
bedeckten Stellen vom Sandflughuhne, nicht minder auch vom Sene-
galflughuhne rein abgeweidet werden, wobei keineswegs das Gesäme
allein genossen wird, sondern auch die Blüthen, sowie die an
und für sich zarten Pflänzchen in toto. Wenn nun die Hühner
die beiderseitigen Hautfalten am Kropfe angefüllt haben, streben
sie dem Wasser zu, um das nicht zu entbehrende Element dem
Geässten beizufügen und ihren Durst zu stillen. Ganz nach
Taubenart pumpen sie in knappen, kurzen Zügen das Wasser in
sich hinein und verlassen darauf schleunigst die Stelle der Tränke
wieder.
Ich habe das Sandflughuhn um Biscra herum häufiger
wahrgenommen und es auch in einigen Exemplaren erlegt. In
der Ebene von El Outäia traf ich es besonders häufig an und
habe mich fleissig der Jagd nach diesen schönen Hühnern hingegeben.
Sie waren im März noch zu Flügen vereinigt, die oft
40 Stück und mehr zählten. Ihr Ton ist jürrend — „jüirr,
jürrr, jü rrr“ — woran man sie schon aus weiter Ferne erkennen
kann. Diese Töne stossen sie fortwährend im Fliegen aus, auch
habe ich dieselben von einem fluglahm geschossenen Stücke, in
dem Momente gehört, als ich es greifen wollte. Auf dem Boden
verhalten sie sich dagegen fast ganz still, emsig der Nahrungssuche
obliegend. Man kann diese Wüstenhühner in der Luft
leicht erkennen, einmal an den bereits hervorgehobenen Stimmen,
und sodann an den schwarzen Bäuchen, die sich immer prägnant
genug abheben, wenn der Schwarm über den Jäger hinwegzieht
oder Schwenkungen nach rechts und links ausführt. Erinnert
man sich ferner daran, dass dieses Flughuhn der Spiesse entbehrt
und einen abgerundeten Schwanz (Rad) hat, so ist jeder Zweifel
ausgeschlossen, mit welcher Art es der sie wahrnehmende Jäger
zu thun hat.
Andere Fundorte, wo ich Sandflughühner angetroffen habe,
sind die Hochplateaus in der Nähe der Oasen Sidi Khelil und
Chetma, und die Sebkhagegend von Mouleina, allwo ich einem
grösseren Fluge — allerdings nur ein einziges Mal — begegnet
bin. Auffallender Weise bin ich dagegen auf unserer ganzen
Wüstenreise nirgends auf diese Art gestossen, obschon ich sie
mit Sicherheit an manchen Plätzen vermuthet habe. Auch im
M’zab-Gebiete scheint sie nicht’ häufig zu sein, da ich sie weder
in der Umgegend von Gardaia noch bei Guerrara erblickte. Bei
Batna habe ich Pterocles arenarius ebenfalls nicht wahrgenommen.
Es unterliegt keinem Zweifel, dass dieses Wüstenhuhn an
den angegebenen Fundorten Brutvogel ist, doch gelang es mir
trotz eifrigster Suche nicht, die begehrten Eier zu finden. Ich
vermuthe, dass die Eier spät, d. h. nicht vor Mitte Mai gelegt
werden.