
Neuerdings hat ihn auch Whitaker1) aus der Regentschaft Tunis
nachgewiesen, wo er ihn in den Pinienwäldern nördlich von
Feriana getroffen und 2 Stück ((5 und Ç) erlegt hat.
Es lag nahe zu glauben, dass die in Algier brütenden
Kreuzschnäbel sich modificirt und nach und nach zu einer klimatischen
Subspecies herausgehildet hätten. Meine genauen Untersuchungen
ergaben indess das Gegentheil, desgleichen die Maasse
und Vergleiche an frisch geschossenen Stücken mit Bälgen der
nord- und mitteleuropäischen Vögel.
123. C o lum b a p a l u m b u s , Linné. 1766. — Ringeltaube.
Columba palumbus, Linné, Syst. Nat. I, pag. 87 (1766).
Columba torquata, Leach., Syst. Cat. M. u. B. Brit. M., p. 26 (1816).
Palumbus, Kaup., Natürl. Syst., pag. 107 (1829).
Palumbus excelsus, Bp., nov. spec. Comp. Rend. XLIII, p. 836 (1856).
Französich: Colombe ramier.
Englisch: Ring dove.
Arabisch: Zaatout (nach Loche).
Malherbe, Catal. Rais. d’Ois. de l’Algérie, 1846, p. 19.
Malherbe, Faune Ornith. de l’Algérie, 1855, p. 25.
Loche, Cat. Mamm. Ois., ohs. en Algérie, 1868, p. 97.
Fehlt bei Tristram, on the Orn. of North. Africa, Ibis, 1860.
Salvin, Five Months’ Birds’-nest. East. Atlas, Ibis, 1859, p. 318.
Loche, Expl. scientif. de l’Algérie, H. N. Ois., 1867, II, pag.
107—110, sp. 231 (Palumbus torquatus, Bp.) und sp. 332 {Palumbus
excelsus, Bp.).
Taczanowski,Uebers.d.Vög. Algeriens, Journ.f.Orn., 1870, p. 51.
Gurney, jr., on the Ornith. of Algeria, Ibis, 1871, p. 294.
Dixon, on the Birds ofProv. Constantine, Ibis, 1882, p. 577.
Die oft umstrittene Frage, ob die Aurèsberge eine neue
Art unserer Ringeltaube enthalten, darf ich nach meinen Forschungsergebnissen
unbedingt verneinen. Nicht einmal als leichte
Subspecies, geschweige denn als wirkliche Species vermag ich
die dort lebende Ringeltaube aufzufassen. Sie ist nichts weiter
als unsere echte Columba palumbus mit den bekannten schönen
Halsflecken, die allerdings ein wenig breiter zu sein scheinen,
on Tunisian Birds, Ibis 1895, pag. 98.
als durchweg bei unsern Vögeln. Das wäre das einzige Unterscheidungsmerkmal,
das aber auch hinfällig wird dadurch, dass
es in Europa, im Besonderen in Deutschland ebenso ausgezeichnete
Individuen giebt. Buvry ist zuerst auf diese Taube gestossen
und sagt darüber Folgendes1):
„Eine andere sehr anmuthige Erscheinung der Wälder
Algeriens ist die Ringeltaube Columba palumbus, var. Palumbus
excelsus, Bp., und es ist eine auffallende Thatsache, dass dieselbe
bis vor mir den Augen aller Forscher entgangen war und
von mir zuerst in jenen Gegenden beobachtet worden ist. Sie
ist grösser und stärker als Columba palumbus, hat bei Weitem
grössere Halsflecken, die bei einigen Exemplaren sogar um den
ganzen Hinterhals sich herumziehen. Auch in ihrem Habitus
bietet sie einigen Unterschied mit der europäischen Art dar. Im
Walde wird sie fast immer nur zu zweien angetroffen und wählt
meist die höchsten Gipfel alter abgestorbener Baumstämme zu
ihrem Aufenthalte. Erst nachdem das Brutgeschäft vollendet ist,
pflegt sie des Morgens sich zu Banden zu vereinigen und auf
die Bohnenfelder einzufallen.“
Der Prinz Charles Bonaparte hat auf Grund einiger durch
Buvry erlangten Stücke dieser Taube im Jahre 18562) die neue
Art aufgestellt, welche er Palumbus excelsus nennt und selbige
diagnösirt wie folgt:
„Maior (sc. Palumbo torquatö) macula subalari alba sicut
et in colli lateribus alba bifasciata spatio intermedio apiceque
nigris.“
Schon im Jahre 1860 geht aus einer Bemerkung von Chr.
Ludw. Brehm8) hervor, dass es mit der neuen Art nichts ist.
Es heisst nämlich dort auf pag. 390 wörtlich:
„Brehm erhielt durch Herrn Galliard’s Güte mehrere Ringeltauben
und fand sie den renthendorfer sehr ähnlich, ebenso die
aus Pommern. Den von Bonaparte als besondere Art aufgex)
Streifzüge in Algerien, III, der Wald Nrakta el Abbia, Cab.
Journ f. Orn., 1857, p. 195.
2) Comptes rendus de l’Acad. des sciences, tom XLIII.
3) Der Aufsatz in Cab. Journ. f. Orn. 1860 führt den Titel : Verzeichniss
der Vögel des Thaies Breyerz (Bruyère) im Canton Freiburg in
der Schweiz von Léon Olph. Gaillard aus Lyon. Nach brieflichen Mittheilungen
und Anmerkungen von Dr. Ludwig Brehm.