
ausdrücklich betont, dass Tristram den Passer simplex vergeblich
auf seiner Expedition gesucht habe, und dass er (Loche) sich
glücklich schätzte, Tristram ein schönes Exemplar dieser Art
übergeben zu haben, welches er in der M’zab-Oase erlangt habe.
Tristram’s Angaben über die vorstehende Art entbehren
jeder eingehenden Genauigkeit, so .dass der Leser versucht wird
zu glauben, er habe den Passer simplex wenig oder doch kaum
gesehen. Denn dass es erst einer eingehenden Beobachtung bedurfte,
um diesen Vogel als eine gute neue Art anzusprechen,
erscheint mir eine mehr wie überflüssige Bemerkungx), da jeder
Ornithologe, wenn er ein Pärchen dieses Vogels zusammen gebracht
hat, schwerlich daran zweifeln dürfte, den Wüstensperling
sofort und ohne Weiteres als eine vorzügliche, in sich abgegrenzte
Art aufzufassen.
Dagegen stimmen Beide, sowohl Capitän Loche wie Canon
Tristram darin überein, dass der Passer simplex auf Dattelbäumen
niste, was ich — wie bereits gesagt — meinen Erfahrungen
entgegen, anfechten muss, obschon die Möglichkeit
nicht ausgeschlossen ist. Uebrigens stimmt Loche’s Beschreibung
der Eier dieses Vogels mit den von mir eigenhändig gesammelten
nicht überein, da der Grundton keineswegs ein bläulichweisser,
dagegen die Fleckung eine sehr starke (nicht geringe!) zu nennen
ist. Während ich ferner alle Wüstensperlinge in der freien
Wüste angetroffen habe, sagt Tristram das reine Gegentheil davon
aus. (s. Fussnote.)
Eine mit meinen gesammelten Erfahrungen durchaus übereinstimmende
Beschreibung des Verbreitungsgebietes und Aufenthaltes
dieses Vogels giebt Heuglin (a. a. 0. in seiner Ornithologie
Nordost-Afrikas, I. Band. p. 636), wo er sagt:
des auteurs qui se sont occupés de l’histoire naturelle de ce pays, ne
l’avaient mentionné dans leurs catalogues, ét M. le docteur Tristram,
auquel je fus heureux de pouvoir en offrir un bel exemplaire l’a infructueusement
cherché pendant l’exploration qu’il a effectué en 1857 dans
le sud des provinces d’Alger et de Constantine.
*) J never found the Desert Sparrow in the open country, nor
indeed more than a few yards from a tree, and J observed its habits the
more carefully for several days, as J fully believed i t to be a
new species.
„Der Wüstensperling hat nach meiner Erfahrung einen sehr
beschränkten Verbreitungsbezirk. Ich fand ihn nur an den
Wüstenbrunnen des südlichen Nubiens, also in der ganzen Ba-
juda, im nördlichen Kordofan und Senar und in der Wüste
zwischen Berber und Sauakin, hier jedoch nicht in den Gebirgen.
Er lebt als Standvogel in kleinen Flügen und paarweise wie
unser Feldsperling, nährt sich vorzüglich von Gramineensamen,
besucht gern die Lagerstätten von Karawanen, bäumt, fliegt,
zirpt und lockt ganz ähnlich dem Passer montanus.“
Dieser knappen, durchaus characteristjschen Beschreibung
Heuglin’s kann ich nur wenig hinzufügen, da sie sich vollständig
mit meinen Erfahrungen deckt.
Als ausschliesslichen Samenfresser möchte ich den Wüstensperling
nicht ansprechen, da ich mehrere Stücke schoss, welche
Insecten, geflügelte Ameisenlöwen (Myrmeleen) im Schnabel
hatten, wahrscheinlich zur Fütterung ihrer Jungen. Auch fand
ich Kropf und Magen reichlich mit Insectenresten gefüllt, worunter
Samen und andere Pflanzentheile, sowie die obligaten
Steinchen nicht fehlten.
Am 27. April 1893 war ich so glücklich, am Bir Säif vor
El Alia die Eier dieses Vogels zu erlangen. Sie lagen in einem
grossen Neste, welches in der Nische eines Brunnens unter dem
Niveau des Erdbodens angebracht war. Wir mussten von oben
her den Boden lockern und zogen dann das ganze Nest hervor,
welches 3 Eier enthielt, von denen eins leider verunglückte. Ein
anderes, am nämlichen Tage gewonnen, stand mitten im Brunnenloche,
zu dem wir unseren Chamby an einem Stricke herablassen
mussten. Es enthielt 2 eben den Eiern entschlüpfte, zartflaumige
Dunenjunge, welche wir selbstredend wieder einsetzten, da ein
Aufziehen dieser hochinteressanten Vögelchen unter den obwaltenden
Umständen gänzlich ausgeschlossen erschien.
Das Nest ist ein gewaltiger Bau von trockenen Halfa-
stengeln, Gräsern, Erodiumgrannen, Thierwolle, Federn und Leinwandläppchen,
unordentlich durcheinander geschichtet, trotzdemfest
und compact gebaut. Es enthält an einem Ende des oblongen,
jedenfalls der Mauernische durchaus entsprechenden Baues die
zierlich gerundete Nestmulde, deren Maasse folgende sind:
Durchmesser: 7 cm; Tiefe: 4,5 cm.
Die Eier, mit 3 Stücken das volle Gelege bildend, waren
leider so stark bebrütet, dass sie nicht mehr entleert werden