
Vorkommen und kann möglicherweise von mir übersehen worden
sein.
Am Sonnabend, den 8. April 1893 war mein Schwager
F. Westphal allein nach dem Djebel Klima von Ouärgla aus
geritten, während ich der vielen Arbeit wegen am Orte Zurückbleiben
musste. Er brachte einen ganzen Sack voll Herrlichkeiten
mit. Prachtvolle,' weissköpfige und weisssteissige Rennschmätzer,
auf die ich ihn besonders aufmerksam gemacht hatte,
sowie ein paar allerliebste Dunenjunge vom Wüstenbussard
(.Buteo desertorum), auch mancherlei Reptilien u. s, w. Die
grösste Ueberraschung sollte mir indessen noch Vorbehalten
bleiben, denn mit dem Schönsten kam er zuletzt. Immer noch
sehe ich ihn vor mir, meinen Schwager, wie er mit zitternden
Händen am Papier herumknitterte, in dem die Vögel eingewickelt
waren, bis der Inhalt endlich ans Tageslicht kam. Während mir
nur ein „Ah“ entschlüpfte, klopfte er mich tüchtig auf die
die Schulter und schnitt mir mit den Worten: „Ist er es nun,
oder ist er es nicht?“ alle übrigen Ausrufe ab. Wahrhaftig, der
Passer simplex] brachte ich endlich heraus. Zwei <J<$ und zwei
also 4 Stück im Ganzen hatte der Glücksmensch auf einmal
erbeutet! Ihm steht daher das Verdienst zu, den Wüstensperling
zuerst auf unserer Wüstenreise erbeutet zu haben. Er hatte sie
alle oben auf dem Djebel Klima geschossen und war noch einiger
Stücke verlustig gegangen, die in so tiefe Felsenspalten fielen,
dass er sie daraus nicht hervorlangen konnte. Wie merkwürdig
aber! Während wir gestern (am 7. 4. 93) auch nicht einen
einzigen dieser Vögel auf dem Berge erblickt hatten, waren sie
heute anscheinend in ziemlicher Anzahl vertreten, auch Segler
hatte mein Schwager zu Gesicht bekommen, von denen wir gestern
ebenfalls nicht die Spur entdecken konnten. So hängt das
Glück des Forschers von Tagen, ja oft nur von kurzen Momenten
ab.
In der Umgegend von Ouärgla kommt der Passer simplex
geeigneten Ortes überall, jedoch keineswegs in grossen Mengen
vor. Er ist ein einsamer Vogel und bewohnt die östlichen
Flecken in der sandigen Wüste. Seinen Lieblingsaufenthalt
bilden die an der Karawanenstrasse gelegenen Wüstenbrunnen,
in deren Gebälk er sein Nest anlegt. Auf und in Palmen habe
ich diesen Vogel niemals gesehen und bezweifle es daher, dass
er auf diesen Bäumen jemals Wohnung nehmen sollte. Er ist
ein ausgesprochener Stein- oder Erdvogel, ja ein Wüstenvogel par
excellence, der mit seinem Colorit ein prachtvolles Abbild der
grauen Kubba-ähnlichen Brunnenbedachungen ist und auch in
diese hineinpasst, wie kein anderer seines Gleichen. Ueberall,
wo sich Brunnen in der Umgebung von Ouárgla finden, kann
man auch mit ziemlicher Gewissheit auf den Passer simplex
rechnen: so trafen wir diesen seltenen Vogel etwa 24 Kilometer
von Ouárgla entfernt am Orte Melélah, wo ich zwei c5<3 schoss
und auch die Nester im Anfangsstadium zwischen dem Trage-
gebälke des Brunnens fand, dann begegneten wir einer verhältniss-
mässig grösseren'Anzahl von Wüstensperlingen am Bir Sáif vor
El Alia am 27. April 1893, wo die Nester, welche ich untersuchte,
theils eben ausgefallene Junge, theils stark bebrütete Eier
enthielten. Dort hatte ein jeder der 3 Brunnen auch sein
Paar Wüstensperlinge inne. Endlich trafen wir noch ein
Pärchen, welches ich ebenfalls erlegte, an einem Wüstenbrunnen
vor der Oase Bledet Amár am 29. 4. 93. Unsere ganze Ausbeute
bestand aus 12 Exemplaren dieser seltenen Art.
Nach meinen Erfahrungen muss ich den Passer simplex
als einen Bewohner der sandigen Wüste (Sáhel) bezeichnen, da
ich ihn auffallenderweise nur in diesen Districten, nicht ein
einziges Mal dagegen auf den steinigen Hochplateaus angetroffen
habe. So vermisste ich ihn auch in dem Gebiete der Beni
M’zab, sowohl in und um die Pentápolis selbst, als auch in der
weiteren Umgegend bis Guérrara und darüber hinaus. Dem entgegen
berichtet Loche, dass der Passer simplex nur im M’zab-
Gebiete vorkäme1).
Tristram sagt (a. a. 0.), dass er diesen Sperling in der
Oase von Hadjira im Jahre 1856 zuerst entdeckt und in einigen
Exemplaren erbeutet hätte, während Loche (s. Fussnote Absatz 3)
i) Hist. Nat. des Ois., 1867, I, pag. "139.
„Ce joli oiseau, dont rien n’égale la gentillesse et la vivacité, ne
se rencontre guère en Algérie, que dans le M’zab et il y niche sur les
palmiers“ und
„C’est près de Gardhàïa que nous avons capturé le beau mâle
adulte . . sowie zum Schluss
„le Corospisa simplex n’avait pas encore, que nous sachions, été
rencontré en Algérie, lorsque nous le capturâmes dans les Oasis du
M’zab, en 1856; ni M. Malherbe dans sa Faune ornithologique, ni aucun