
in Schaaren oder Schwärmen vereinigt. Ich bezweifle auch, dass
die Vögel selbst zur Herbstzeit in grösser Ansammlung auf-
treten, da dieses dem Naturell unseres Vogels vollständig widersprechen
würde. Wohl habe ich sie in kleinen Familien zu 4—
8 Stück angetroffen, sie indessen niemals in grossen Schaaren
beisammen gesehen. In der Umgebung aller Zibanoasen, die
sich an die Basis der südlichen Auresberge lehnen, habe ich
häufig Jagd auf diese zu kleinen Familien vereinigten Lerchen
gemacht, so bei Seriäna, Gharta, Sidi Khelll u. a. Oasen, aber
auch dort nirgends grosse Ansammlungen dieser Lerche gefunden.
Sehr häufig dagegen begegnet man ihr paarweise mitten im Gebirge,
wo sie ihr Brutgebiet in einem weiten Umkreise zu behaupten
scheint. Gleichwohl ist ihr, — wie ich ausdrücklich
hervorheben möchte — ein heftiger und unfriedlicher Charakter
durchaus nicht eigen, nur entspricht die Absonderung ihrem Wesen
und ihrer Eigenart mehr wie die Geselligkeit.
Während unserer Wüstenreise bin ich der Ammomanes
algeriensis nur noch im M’zab-Gebiete und zwar bei Gardäia
selbst begegnet, wo die Höhenlage dieses Fleckens den Anforderungen
unseres Vögelchens durchaus entsprach, in allen
Zwischengebieten fehlte sie vollständig. Kurz vor dem Eintritt
in die Pentapolis vernahm ich auf der steinigen Berghöhe die
unverkennbaren Laute dieses Vogels. Dort trafen wir ihn denn
auch verhältnissmässig häufig an und fanden auch mehrfach die
werthvollen Nester und Eier.
Ich brauche wohl nicht erst zu versichern, dass ich mit
grösser Spannung auf die noch wenig gekannten Einzelheiten
des Brutgeschäftes, sowie auf die Nester und Eier selbst geachtet
habe. Ich hatte denn auch das Glück einige Nester selbst aufzufinden,
während mir andere zugetragen wurden, die ich auf
Grund des sicheren Materials als untrüglich dieser Art zugehörig
feststellen und erkennen konnte. Mein Tagebuch mag am besten
über den Fund des ersten Nestes berichten.
D i e n s t a g , den 29. März 1892.
„Eigentlich wollte ich heute nach Saada fahren, — allein
es hatte gestern dermaassen geregnet und gewittert, dass alle
Wege durchweicht waren, und es daher nicht rathsam schien,
dorthin aufzubrechen. Wie sehr der Regen das lehmige Erdreich
durchnässt und erweicht hatte, sah ich auf Tritt und Schritt, als
ich meinen Wreg auf die Berge zu einschlug, wo ich die bereits
am 13. März im Bau begriffenen Saxícola leucura- Nester auf
ihre Eier untersuchen wollte. Dort flog vor meinen Füssen unerwartet
eine Ammomanes ab, und ich ersah aus ihrem Fluge,
dass sie vom Neste abgeflogen sein musste. Dieses fand ich
denn auch gleich unter einem schräg aufwärts stehenden, das
Nest dachartig deckenden Steine, artig verborgen. Das wunderhübsche,
ziemlich fest gebaute und in der Peripherie mit flachen
Steinen fest umlagerte und ausgelegte Nest enthielt 3 Eier,
welche, wie ich beim Ausblasen merkte, das Gelege ausgemacht
hatten, denn die Eier waren schon ziemlich stark bebrütet.
<5 und 9 kamen beim Ausnehmen des Nestes heran und wurden
von mir erlegt. Ich war überglücklich, die Eier gefunden zu
haben. Die Ammomanes ist ein allerliebster Vogel. Bei den
Arabern in der Umgegend Biscra’s heisst er Bachliüla, so recht
ein Onomatopoétikon für diese Lerche, denn das <J steigt kerzen-
grade (nicht kletternd!) in die Luft und fällt dann ruckweise,
etwa wie ein Charadrios oder ein Totanus einige Fuss herab
und lässt sein lullendes Liedchen hören, das etwas ungemein
Liebliches an sich hat und etwa wie „Kriéüe - Kriéüe - Kriéüe“
klingt. Im arabischen Worte „Bachliüla“ ist dieselbe Silbenanzahl
und genau dieselbe Wiege enthalten. Der Lockton des
auf der Erde herumtrippelnden § klingt wie „hüp-hiüp“ und hat
doch eigentlich garnichts haubenlerchenartiges, viel eher etwas
heidelerchenartiges an sich.“
Maa s s e u n d Be s ch r e i bun g de r Ne s t e r und Eier :
I. Nest mit Gelege von 3 Eiern, gef. bei Biscra, 29. 3, 92.
Das sehr schöne Nest ist ganz und gar aus einem weichwolligen
Blüthengebilde einer Wüstenpflanze aufgebaut und mit
feinen Grashälmchen zart durchsetzt. Die Nestmulde enthält k ausser den weichwolligen Pflänzchen auch Thierwolle.
Umfang: 38 cm; Durchmesser: 12 cm; Höhe: 4,5 cm;
Durchmesser der Nestmulde: 7 cm; Tiefe der Nestmulde: 3,5 cm.
Die Eier stellen en miniature genau die Eier der Kham-
phocorys dar und sind auf cremefarbigem Grunde mit einer
Menge rothbrauner Flecken, Tüpfeln und Schmitzen und ebenso
grossen violetten Schalenflecken besäet, welche den Grund fast
ganz bedecken. Sie sind von gefälliger Eiform und geringem
Glanze. Das Eihäutchen schimmert gelb durch.