
die Miika weit genug entfernt hatte, fiel sie über die Jungen her
und frass sie auf. Wie nun die Omma (Mutter) zurückkam, sah
sie am listigen Blicke der Schlange, was diese gethan hatte. Voll
Schmerz stieg sie in die Luft und weinte bitter über das Leid,
das ihr widerfahren war. Bis heute noch kann sie den Schmerz
nicht verwinden und klagt in diesen, auch dich, o Herr, ergreifenden
Tönen die Untreue und Ruchlosigkeit der Löfa an.“
Gespannt hatten wir der kurzen Beduinenmähr gelauscht,
und als Abdallah geendigt hatte, waren wir voll Staunen und
Bewunderung oh der Beobachtungsgabe, die dem Menschenkinde
der Wüste eigen ist. Fällt doch kein Thier in der Sahara durch
seine klagenden Töne als Spiegel der Reinheit und Unschuld so
auf, als die Müka, und hebt sich doch kein Thier durch seinen
stechenden unheilvollen Blick mehr ab, als die Lefa! Ja, meisterhaft
hat es der Beduine verstanden, Harmlosigkeit und List einander
gegenüber zu stellen und gerade jene Gebilde dazu auszuwählen
und zu verkörpern, welche als besonders characteristisch
und typisch die sonst so öde und arme. Wüste birgt. —
Wenden wir uns nach dieser Erzählung der Naturgeschichte
unserer Lerche wieder zu. Von grösstem Interesse ist das Fortpflanzungsgeschäft
der Cerfhilauda. Sie fällt in die Frühjahrsmonate,
doch findet man selten vor Mitte April das Nest mit dem
vollen Gelege. Lange schon trachtete ich darnach, das Nest aufzufinden
und die kostbaren Eier zu erlangen. Vielfach hatte ich
vorjährige Nester stets auf der Spitze eines gedrungenen, halbkugelförmigen
Wüstenstrauches, mit unzähligen Spinnfäden umwoben,
gefunden, welche ich mit ziemlicher Sicherheit der Wüstenläuferlerche
zuschrieb und auch darin Recht behalten sollte.
Das erste und einzige Nest, welches ich persönlich fand,
datirt vom 13. April 93. Es war früh am Morgen. Ich hatte
eben das Glück gehabt, das Nest der Otocorys mit Eiern auszuheben
und war just der bereits aufgebrochenen Karawane wieder
beigekommen, als ich mit unverkennbarem Abfluge vom Neste eine
Certhilauda gewahrte, die vor den Tritten meines Saumthieres
abstrich. Schon vom Rücken meines Maulesels erblickte ich das
von mir sehnlichst Herbeigewünschte. Das grosse, umfangreiche,
nichtsdestoweniger dem Boden ganz vortrefflich angepasste Nest,
welches 3 schwach bebrütete Eier enthielt, stand frei ä'uf dem
Boden, dicht am Rande der betretenen Karawanenstrasse. Das
zweite Nest fand mein Schwager am darauf folgenden Tage. Er
hatte sich weit von uns entfernt, eifrig auf der Suche nach Vögeln
und Nestern begriffen. Wir mussten halt machen, um den kaum
noch Sichtbaren herankommen zu lassen. Rascher jedoch, als wir
dachten, kam er angesprengt und hielt ein verknotetes Taschentuch
in Händen, das ein Otocorys- und ein Certhilauda-N est enthielt.
Letzteres hatte er auf der Spitze eines Strauches gefunden,
verrathen von dem brütenden Vogel, der ängstlich vor ihm abgestrichen
war.
I. Nest mit 2 Eiern (das volle Gelege bestand aus 3 Stück,
von denen leider 1 beim Entleeren zerbrach).
Gef. auf dem Wegmarsche nach Bordj Dzélfana, 13. 4. 93.
Das grosse, schöne Nest stand frei auf dem Boden und hob
sich vollständig von ihm ab, war also keineswegs einer Vertiefung
angepasst. Es ist fest und schön gebaut, in der äusseren Peripherie
mit einer Menge von kleineren und gröberen, wirr durcheinander
gelegten Zweigen von Wüstensträuchern, Grashalmen etc.
versehen, während die Nestmulde mit wolligen Blüthentheilchen
weich gebettet ist.. In die Peripherie eingewoben finden sich bald
grössere, bald kleinere Netzklümpchen, die ganz mit dem feinen
Wüstensande durchsetzt und wahrscheinlich Producte einer Sandspinne
sind. Diese Spinngewebe sind anscheinend characteristisch
für die Nester der Cerfhilauda.
Umfang: 62 cm; Höhe: 9,3 cm; Durchmesser: 18 cm; Durchmesser
der Nestmulde: 7 cm; Tiefe der Nestmulde: 5,2 cm.
Die Eier sind keineswegs gross, wie Tristram u. A. angeben,
vielmehr auffallend klein auf milchweissem Grunde, mit zahlreichen
fahl lehmbraunen Flecken und Tüpfeln, zumal am stumpfen Pole
versehen. Die hellaschfarbenen Schalenflecken liegen ungemein
zart der Oberfläche auf. Die Eier sind von bauchiger Gestalt
ohne Glanz.
a) 2 x 1,5 cm. b) 2 X 1,6 cm.
0,135 gr. 0,15 gr.
II. Nest mit 3 Eiern, (Gelege), gefunden von F. Westphal
auf der Spitze eines Wüstenstrauches in der Nähe des Bordj-
Dzélfana, 14. 4. 93.
Das grosse Nest enthält in seiner äusseren Peripherie abgestorbene,
grobe Aeste und Zweige von Limoniastrum und
anderen Wüstensträuchern, ist dann mit einer Schicht Grashalme
gebaut, in der zahllose Spinngewebe eingeflochten sind. Auch