
sie mit der Geschwindigkeit eines Cursorius über die Fläche,
tummelt sich mit Meisterschaft zwischen den vielfachen Hügeln
oder erhebt sich auch schwankenden Fluges ganz wie ein Wiedehopf,
um baldigst wieder auf den Boden einzufallen und ihre
Marschroute weiter fortzusetzen. Zur Frühjahrszeit lebt sie
zumeist in Paaren, scheint indessen auch dann noch gesellschaftslustig
zu sein, da ich oftmals 3 — 6 Stück davon neben einander
traf. Man kommt zumeist ganz überraschend in die kleine Gesellschaft
hinein und sieht dann die einzelnen Glieder derselben
nach allen Richtungen auseinanderlaufen, bald jedoch wieder
stehen bleiben und das Bestreben zeigen, sich baldmöglichst
wieder zu vereinigen. Sehr oft klingt die getragene Weise aus
weiter Ferne zu einem herüber. Man lauscht ihr unwillkürlich,
springt vom Saumthier und will sie, die Erzeugerin dieser Töne,
anschleichen, denn schon hat man sie in der Luft erblickt, einer
Leuchtkugel gleich emporsteigen und dann wieder zu Boden
gleiten sehen. Während man die Entfernung auf kaum 100 Schritte
abgeschätzt hatte, steigt plötzlich die Lerche mit ihren klagenden
Tönen weit über das Doppelte vor einem auf und vfergrössert die
Entfernung, je eifriger man sich der Annäherung hingiebt. Ermüdet
giebt man die Verfolgung auf und wendet sich der Karawane
wieder zu. Da sitzt die begehrte Lerche plötzlich vor
einem auf dem Boden und macht nach ihrer Art emsig Jagd auf
die laufende und fliegende Kerfe. Man schiesst sie, sieht sich
um und wird gewahr, dass man sich genau auf derselben Stelle
befindet, wo man die Lerche zuerst in die Luft hat steigen sehen.
Ganz dicht an ihr vielleicht ist der hastige Schütze vorbeigelaufen
ohne sie bemerkt zu haben. Jetzt richtet er das Feuerrohr
auf sie und endet mit dem Schüsse ihr Leben. Wenn er
sie aber aufhebt kann er sich eines gelinden Vorwurfes nicht
erwehren, diesen herrlichen Vogel geschossen zu haben, zumal
er so zutraülich und ohne Scheu vor ihm dagesessen hat. Doch
siegt zum Glück in kurzer Zeit die berechtigte Freude des
Forschers über die Errungenschaft und lässt dadurch das getödtete
Thier noch heiliger, noch werthvoller vor ihm erscheinen. Wir
haben viele dieser Lerchen auf unserer Wüstenreise erlegt, sie
aber jedesmal mit voller Achtung und Pietät zu Nutz und Frommem
der Wissenschaft behandelt. Eigentlich haben wir die Wüstenläuferlerchen
in der Sähara nirgends vermisst und sie so zu sagen
überall angetroffen,. wenngleich immer mehr in sandigen als
steinigen Geländen. Um Touggourt und Ouärgla war sie am
häufigsten, belebte indessen auch die Hochplateaus und fehlte
nicht absolut in den Sebkhagegenden, sofern beide mit Sand
untermischt waren, öder vereinzelte Dünen und Sandhügel trugen.
Einen unbeschreiblichen Reiz gewährt es, den männlichen
Vogel in der Balz zu beobachten. Er steigt dann vom Boden
oder von der Spitze eines Wüsteustrauches, worauf er sich gern
niederlässt, kerzengrade einige Meter hoch in die Luft, mit einer
Schnelligkeit, die ich nur mit einer bengalischen Leuchtkugel
vergleichen kann, und fällt dann mit ausgebreiteten Schwingen,
viel langsamer, als er emporgestiegen ist, wieder herab, während
er seine wehmüthige, wahrhaft ergreifende Weise singt. Diese
besteht aus einer Scala von 3—4 Tönen, welche im (jegensatz
zu den übrigen Tonleitern der Vögel nicht abwärts, sondern
aufwärts angeklungen wird und etwas ungemein Wehmüthiges
und Klagendes hat. In der Regel folgt dann noch ein lebhafter
Triller nach, das Ganze bekräftigend und abrundend. So einfach
diese Strophe ist, so wunderbar passt sie in die Wüstenstimmung
hinein und muss mächtig des Menschen Herz ergreifen. Sie hat
auch deshalb dem Araber nicht eindruckslos bleiben können, der
es wieder einmal meisterhaft verstanden hat, um die Töne der
Müka, wie um das herrliche Gebilde selbst, den Märchenzauber
zu weben.
„Einst, — so erzählte unser Führer Abdallah, als er uns
alle lauschend der Töne, welche die Wüstenläuferlerche sang,
erblickte, — kam gleissnerisch glänzend im Schuppengewande
die Lefax) zur Müka und bot ihr Treue und Freundschaft an.
Harmlos ging die Müka auf das Anerbieten ein und lebte glücklich
und in Frieden mit der Schlange. Da entbrannte die letztere
voll Glut und Leidenschaft zum Vogel. Sie knüpfte das eheliche
Band 'mit ihr, und glücklich ob der Frucht der Liebe baute die
Müka ihr Nest auf dem Boden neben dem Schlupfloche ihres
gleissnerischen Gemahls. Eifrig brütete sie die Eier und zeitigte
die Jungen. Als sie nun Futter holen ging und ein wenig länger
ausbleiben musste, sagte sie zu ihrem Gatten: „Bleibe hier und
hüte meine Jungen,“ was die Schlange auch treulich zu thun versprach
Aber die Lefa war böse in ihrem Herzen, und als sich
i) Arabische Bezeichnung der Hornviper (Gerastes cornutus,
Forskäl).