
Gewehr und streifte die Umgegend nach den kostbaren Lerchen
ah. Doch nichts liess sich blicken, und schon wälzte die Nacht
ihre dunklen Schatten über das Gelände, als ich zum Zelte zurückkehrte
und mir auf morgen eine noch gründlichere Durchsuchung
der Gegend vorbehielt.
Kaum dämmerte das Tageslicht, als ich auch schon mein
Vorhaben ausführte. Ein Paar Falkenlerchen, das .ich trippelnd
ohne Scheu vor mir einherlaufen sah, fiel noch glücklich in
meine Hände, damit war aber die Gunst Diana’s auch erschöpft,
da ich nirgends mehr noch eine dieser Lerchen erblickte.
Das zweite Mal, wo ich mit dieser Lerche zusammentraf,
war in der Gegend vor dem Bordj Chegga, am 4. Mai 1893.
Wir hatten gerade Jagd auf die seltene Saxicola moesta gemacht
und eben wieder unsere Reitthiere bestiegen, als plötzlich eine
Bhamphocorys querein an uns vorübergeflogen kam. Eilends ging
ich ihr nach, jagte sie jedoch mehrmals auf, bis ich auf sie
feuern konnte. Der Schuss lähmte sie an einem Flügel, so dass
sie sich ans Laufen gab. Schnell bei der Hand, griff ich zu.
Das sollte ich indessen übel bezahlen, denn sie biss mich mit
ihrem gewaltigen Schnabel dermaassen in den Finger, dass
Blut floss, und ich mich eines gelinden Schmerzensschreies nicht
enthalten konnte. Das erlegte Exemplar war ein altes, schönes <J.
Demnach bestand die Ausbeute im Ganzen aus 6 Stück dieser
distinguirten, seltenen Lerche.
Auch diesmal habe ich einen richtigen Gesang von der
Falkenlerche nicht vernommen, wohl aber beim Fliegen ein
lerchenartiges Gezwitscher oder Gepisper, das einem annähernd
pfiffartigen Tone gleichkam, gehört. Die Falkenlerche bevorzugt
in der Wüste die Hochplateaus, tritt auch mit Vorliebe an der
Basis kleinerer Wüstenhügel auf, scheint aber mit jedem
Jahre ihren Aufenthalt zu verlegen, so dass sie an dem
Orte, wo sie in einem Jahre als Brutvogel angetroffen
wurde, im darauffolgenden Jahre nicht gesehen wird, andererseits
plötzlich wieder da erscheint, wo sie ehedem nicht beobachtet
wurde. Immer tritt sie auch dann nur in einigen Paaren
auf; von einer starken und grossen Ansammlung dieser Lerche
an einem Orte habe ich weder selbst etwas bemerkt, noch von
anderer Seite irgend welche Kunde vernommen.
In Tunis habe ich sie im Jahre 1887 an dem Djebel el
Meda unweit der Oase Ouderef angetroffen. Diese Stelle ist
später des Oefteren gerade wegen dieser Lerche aufgesucht
worden. Briefliche •Mittheilungen von Paul Spatz aus dem Jahre
1892 besagen, dass genannter Reisender die Falkenlerche dort
nicht mehr angetroffen habe. Wohl gelang es seinen und des
leider bald darauf verstorbenen Alessi’s Nachforschungen etliche
Paare am Oued Nakhla zu erbeuten, sowie die ersten 2 prachtvollen
Gelege von je 3 Eiern zu sammeln, welche in meinen
Besitz übergegangen sind, aber in späteren Jahren gelang es
nur selten, diese Lerchen überhaupt wieder aufzufinden. Auch
Whitaker erwähnt diese Lerche nicht. Ausdrücklich möchte
ich hierbei betonen, dass die Falkenlerche nicht leicht übersehen
werden kannr da sie anscheinend gerne fliegt und sich
auch qpf dem Boden durch ihre Beweglichkeit und geringe
Scheu dem einigermaassen aufmerksamen Beobachter nicht entzieht.
Sie ist und bleibt daher ein seltener Vogel der peträischen
Wüste von Algerien und Tunis!
Die Maasse von 2 frisch getödteten Vögeln waren:
a) <J, erlegt 21. 4. 93.
Länge: 17,3 cm; Breite: 35 cm; Flügellänge: 13,3 cm;
Brustweite: 6 cm; Schwanz: 7 cm; Unterdeckfedern der Flügel
russschwarz.
b) V, erlegt 21. 4. 93 (zusammengehöriges Paar).
Länge: 16,5 cm; Breite: 33 cm; Flügellänge: 12,3 cm;
Brustweite: 6 cm; Schwanz: 6 cm.
Das Nest, (gef. am 20. 4. 93 auf der Route von Gardáia
nach Oued N’qa) ist gross und schön gebaut. Die Materialien
dazu bilden Pflanzenstöckchen und Grashalme, zumeist aher
loser, feingekräuselter Bast, woraus das Nest nahezu ausschliesslich
besteht. Es stand, wie bereits gesagt, in der selbst gegrabenen
Mulde auf dem Boden, von einem Haifabüschel gedeckt und umringt
von kleineren Wüstensteinen, die wahrscheinlich zur besseren
Befestigung des Nestes ringsum die Peripherie des Aussenrandes
angebracht und fest in die Erde eingefügt waren. Diese höchst
auffallende Begleiterscheinung des Nestbaues finden wir ausser
bei Bhamphocorys auch bei Ammomanes algeriensis und cinctura,
sowie bei Otocorys bilopha, also bei den ausgesprochenen Wüstenlerchen,
mit Ausnahme der Certhilauda, welche sich dieser
Steinchen bei ihrem Nestbau nicht bedient.
Umfang des Nestes: 51 cm; Durchmesser: 16cm; Höhe: 4,5 cm;
Durchmesser der Nestmulde: 8 cm; Tiefe der Nestmulde: 2,5 cm.
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