
Fehlt bei Gurney, jr., on the Ornith. of Algeria, Ibis 1871.
Fehlt bei Dixon, on the Birds of the Province of Constan-
tine, Ibis 1882. (besprochen unter Alauda magna)
Hierzu Tab. VII.
Ueber diese ausgezeichnete, gute Art kann ich diesmal
ausführlicher berichten, da es mir mehrfach vergönnt war, mit
ihr zusammenzutreffen. Sie ist ein treuer Bewohner der ausgesprochenen
Sand- oder Dünenwüste und strahlt von dort aus
nur selten auf die Hochplateaus aus. Sie ist deshalb schon
meiner Ansicht nach eine ganz vorzügliche Art, als sie ihr bestimmtes
Revier behauptet, in welchem man keine andere ihrer
nahverwandten Formen erblickt. Sie hat sich der Sähel und den
Erggegenden so vortrefflich anzupassen gewusst, dass sie allmählich
als modificirte Form derselben hervorgegangen ist. Als solche
muss sie betrachtet, als solche durchaus aufgefasst werden. Das
erste Mal, als ich mit ihr zusammentraf, war am 1. April 1893
an dem Wasserloche El Mouilah. Wir waren den ganzen Tag
in glühender Sonnenhitze geritten und hatten beschlossen, am genannten
Orte zu übernachten. Es mochte 4 Uhr Nachm. gewesen
sein, als wir den dort errichteten Trigonometrischen Stein erreicht
hatten und aus unseren Sätteln stiegen. Sofort schickte ich mich
an die hochinteressante Dünengegend, welche die Araber Areg
el Dem — d. h. Blutdünen nannten, abzustreifen. Beim Verfolgen
der niedlichen und sehr gewandten Sylvia deserti, Loche, welche
die einzige Vogelart der ganzen Umgegend zu sein schien, schlug
plötzlich eine wunderbar schöne Lerchenstrophe an mein Ohr.
Ich suchte lange nach dem Sänger, bis ich ihn hoch über mir
im klaren Aether als kaum erkennbaren Punkt entdeckt hatte.
Immer deutlicher wurde die Strophe, immer klarer die weh-
müthige Weise, der Vogel war am Fallen. Jetzt sauste er —
einem geworfenen Steine vergleichbar — an meinem Kopfe vorbei
und fiel dicht vor mir ein. Natürlich erlegte ich den kostbaren
Sänger, sofort ahnend, dass es die kleinschnäblige Wüstenhaubenlerche
sei, da ich einen so herrlichen Gesang noch von
keinem anderen Repräsentanten dieser Gruppe gehört hatte.
Während nämlich alle übrigen Haubenlerchen sich durch eine
eintönige, kurze Strophe auszeichnen, ist bei vorstehender Lerche
gerade das Gegentheil der Fall. Die Strophe ist ausserordentlich
lang und reich modulirt, wird mit Kraft und Selbstbewusstsein
vorgetragen und überrascht durch ihre Fülle und den tiefen
wohlklingenden Tonfall ganz ungemein. Sie hat mehr Aehnlichkeit
mit der lieblichen Strophe unserer Feldlerche, als mit dem einsilbigen
kurzen Gesang einer Haubenlerche. Ich wenigstens war
nicht wenig überrascht, in der Erzeugerin dieser herrlichen Töne
die Wüstenhaubenlerche zu erkennen, der ich lange Zeit gelauscht
hatte und die mich mit ihrem Meistergesänge geradezu an den
Ort gefesselt hielt. Später bin ich ihr öfters begegnet, immer
aber nur an solchen Stellen der Wüste, die ein ausgesprochenes
Sandgepräge wahrten. Am sichersten ist sie in den Dünen anzutreffen,
die ja mehrfach in der algerischen Sahara auftreten,
so z. B. bei El Alfa, vor Gardäia, am Bordj Dzelfana u. a. Das
Colorit ist ein ausgesprochenes Isabell, genau der Gegend angepasst,
wo die Lerche vorkommt. Dabei ist es bemerkenswerth,
dass der Ton keinesfalls immer derselbe ist, d. h. also bald sehr
hell, ins Fahlgelbe spielend, bald wiederum dunkler und grauer
erscheinen kann, immer aber ein unverkennbar isabellfarbenes
Gepräge besitzt. So ist also auch diese Haubenlerche, was das
Colorit anbelangt, veränderlich, bleibt aber anscheinend unter
allen Umständen, kleinschnäbelig mit ausgesprochenem isabellfarbigem
Tone. Sie ist eben ein getreues Kind ihres Bodens, auf
dem sie jedenfalls als Standvogel — jahraus, jahrein lebt. Nun
ist aber der Wüstensand keinesfalls überall gleichfarbig, sondern
je nach den Bestandtheilen der Erdmineralien, welche ihn bilden,
verschieden, d. h. also bald, röthlich isabell, bald fahlgelb, bald
wieder weiss mit einer grossen Reihe von Zwischenstufen mannigfachster
Schattierung. Ebenso ist auch das Farbenkleid unserer
Wüstenhaubenlerche. Ich besitze Stücke aus Tunis, gesammelt
von Paul Spatz und Alessi, welche semmelgelb in ihrem Gesammt-
colorit sind und beträchtlich abweichen von meinen algerischen
und tripolitanischen Stücken.
Die Vögel auf der sonst so schönen Tafel von Keulemans
sind leider etwas zu dunkel gerathen, in Sonderheit sind die
übertrieben markirten dunklen Rückenstriche beim ? als verfehlt
zu bezeichnen. Das abgebildete <J ist der bei El Mouilah (am
1. 4. 93.) erlegte Vogel, das 9 wurde bei Kef el Dohr am 4. 5. 93.
im abgetragenen (abgebrüteten) Federkleide geschossen. Bedauerlicherweise
sind die Maasse an den frischen Vögeln von
mir nicht genommen worden. So viel vermag ich indessen mit