
eine verhältnissmässig reiche Vegetation vorherrscht. Der für die
mediterrane oder Maquisvegetation so characteristische Sträuch-
oder Niederwald scheint ihren Ansprüchen am gerechtesten zu
werden, jedenfalls schon aus dem Grunde, weil jener Bedingung
für die Existenz einer grossen Menge niederer Lebewesen wird,
deren die Blaumerle zu ihrer täglichen Nahrung bedarf, denn sie
ist ein fressgieriger Vogel, der fortwährend der Nahrungssuche
obliegt. Zur Paarungszeit lässt das 3 seine herrliche Gesangesstrophe
von der Kuppe eines Steinblockes, oder der Spitze eines
Felsengrates ertönen, die um so mächtiger im Herzen des Menschen
wiederklingt, als die Umgebung der grotesken Wildniss gewaltigen
Eindruck macht, der Vogel selbst aber des Menschen volle Gunst,
Staunen und Bewunderung erwirbt. Die Blaumerle ist ein echter
und rechter Charactervogel des Mittelmeergebietes, ein Kind des
wolkenlosen Himmels und der azurblauen Meeresfläche, ja die
Wiedergabe des zarten Dunstäthers selbst, in dem er lebt.
Jeder, der ihn gesehen und seinen ausdrucksvollen Klängen gelauscht
hat, wird voll des Lobes sein über ihn und die wunderbare
Harmonie der schaffenden Natur und ihrer hervorzauhernden Kräfte.
Wie schon gesagt, habe ich die Blaumerle in den Aures-
bergen hei Batna brütend angetroffen. Kaum 100 m. hoch über
Batna ziehen sich in den Auresen scharfe Felsenkanten hin, die
oft pallissadenartig aus dem grünenden und blühenden Gesträuch
hervorstehen. Auf diesen Felsenkanten wird man die Blaumerle
nicht vermissen. Jedes Brutpaar hält sein abgegrenztes Revier
inne und scheint in der näheren Umgehung kein zweites Paar
neben sich zu dulden. Der Vogel sucht sich zur Anlegung seines
Nestes enge Felsenspalten aus, in die er sein Nest einzwängt.
Dasselbe ist keineswegs unsichtbar, zumal seiner groben Reiser
und Stöckchen wegen, die oft schon von Weitem das Nest ver-
rathen. Ich habe 2 Nester mit ihren Gelegen gesammelt, von
denen ich eines selbst aufzufinden das Glück hatte.
Ma a s s e und Bes c h r e i b u n g der sel ben:
I. Nest mit 4 Eiern (das volle Gelege bestand aus 5 Stück),
gefunden auf dem Pinienberge, Batna, den 13. 5. 93. Beide
Vögel (3 und 9) wurden am Neste erlegt.
Das grosse, aber ziemlich flache Nest hatte als Unterlage
eine Menge gröberer Stöcke, Rindenfasern u. dgl., welche heim
Ausnehmen des Nestes in der engen und schwer zugänglichen
Felsenspalte grösstentheils zurückgeblieben oder doch vom Neste
abgefallen sind. Das Nest stand somit auf einer umfangreichen
Basis grober Reiser und Stöcke, worauf die flache Nestmulde
ruhte. Diese ist aus Wurzeln gebaut und zwar so, dass am
Aussenrande gröbere Wurzelzweige, in der Mitte feinere zusammengetragen
sind. Die Nestmulde hat eine gewisse Aehnlichkeit mit
der der Hehervögel, nur dass letztere fester und kunstvoller gebaut
ist. Aeusserer Umfang: 62 cm; Durchmesser: 17 cm; Höhe:
7 cm; Durchmesser der Nestmulde: 11 cm; Tiefe der Nestmulde:
3 cm. Die schönen, in gefälliger Ellipse gestalteten Eier sind
auf licht grünlichblauem Grunde ausserordentlich fein, bald fahl
rostgelb, bald dunkel rothhraun, zumeist am stumpfen Pole gefleckt
und getippelt. Die helllilafarbenen Schalenflecken sind
nur schwach angedeutet. Von Innen gegen das Licht gesehen
sehen die Eier spangrün aus. Das Gelege war bereits ziemlich
stark bebrütet, doch ist es schadlos und sauber präparirt worden,
a) 2,8 X 2 cm. b) 2,8 x 2 cm.
0,32 gr. 0,32 gr.
e) 2,7 x 2 cm. d) 2,8 X 2 cm.
0,33 gr. 0,345 gr.
II. Nest mit Gelege von 5 Eiern, gefunden auf dem Pinienberge,
Batna, 19. 5. 93.
Das Nest stand in einer Felsenspalte, etwa in Manneshöhe
erreichbar. Es hat ebenfalls zur Unterlage eine Menge Reiser,
gröbere Wurzelstöckchen, Erdklumpen und Rindenfasern. Die
Nestmulde ist aus einem Wurzelgeflecht gebaut ohne eine Spur
von Wolle und Federn. Äusserer Umfang: 63 cm; Durchmesser
in der Längsachse: 21 cm; in der Querachse: 14 cm; (da das
Nest länglich gebaut ist der schmalen Felsenspalte angepasst)
Durchmesser der Nestmulde: 10 cm; Tiefe 4 cm; Höhe: 6,5 cm.
Die schönen, langgestreckten Eier sind auf grünlichblauem Untergründe
fast nur am stumpfen Pole rothhraun gefleckt und getippelt
mit deutlich hervortretenden helllilafarbenen Schalenflecken.
Sie maassen:
a) 2,9 X 2 cm. b) 3 X 2 cm.
0,32 gr. 0,32 gr.
c) 3 X 2 cm. d) 3 x 2 cm.
0,31 gr. 0,33 gr.
e) 3X 2 cm.
0,33 gr.