
Beachtung schenkte und sie nur als zufällig dort liegend angesehen
hatte.
Endlich, wie bereits erwähnt, fand am 24. April mein Junge
Achmed ein Nest der 8. lugens mit 2 eben ausgebrüteten Jungen
und 4 stark bebrüteten Eiern. Das Nest stand aber dermaassen
versteckt, dass es der Unerfahrene gewiss nicht entdeckt haben
würde. Ganz im Dunkeln, von einer Erdscholle überdacht, stand
es in der Höhlung eines Salzberges und war ausserdem noch
umschüttet mit einer grossen Menge von Steinen, Scherben, harten
Erdkrusten u. dgl. mehr. Es musste also ein thierischer Räuber
vorhanden sein, der den Eiern di,eses Vogels lüstern nachstellt.
Mein Verdacht fiel nun gleich auf die dieselben Gegenden bewohnende
Stachelschwanzeidechse ( üromastix acantUnurus, Bell.)
und das um so mehr, als eine merkwürdige Aehnlichkeit im Bau
und der bewohnten Höhle dieses Reptils mit dem Standorte des
Vogelnestes vorherrschte. Der üromastix ist nämlich gegen
seines Gleichen ein bissiges, unleidliches Thier, und niemals
findet man 2 oder auch mehrere Individuen in einer Behausung,
welche sich ausserdem immer durch einige hervorgekratzte Sternchen
kennzeichnet. Auf der Wanderung meidet dieses Reptil
die so gezeichneten Erdhöhlen in der durch die Erfahrung ge--
machten Befürchtung, es könnte ihm das Eindringen in dieselben
das Leben gefährden. Auch vermag dasselbe an und für sich nicht
über loses Steingeröll zu kriechen, da es für die Fortbewegung
seines Körpers einer festen Unterlage, wie Felsen, grösserer
Steinblöcke oder unnachgiebiger Erde bedarf. Hierin mag auch
wohl der Hauptsache nach die Erklärung des Steinhaufens beim
Nestorte liegen, der erfahrungsgemäss dem Vogel Eier und
Junge sichert.
Ich habe mir selbstredend fortan die grösste Mühe gegeben,
den üromastix auf seinen Streifereien zu beobachten, habe ihn
aber, da er gegen die nahende Menschengestalt ausserordentlich
empfindlich ist, niemals in „flagranti“ betreffen können. Auch in
der Gefangenschaft, wo ich einen ganzen Sommer hindurch in
Bonn diese Eidechsen hielt, habe ich keine sichere Beobachtung
darüber machen können. Ich will es daher keineswegs fest behaupten,
dass der üromastix der Eierräuber sei, von dem es der
Hauptsache nach feststeht, dass er vorwiegend Pflanzenfresser
ist, möchte aber doch nach alledem, was ich mit meinen eigenen
Augen gesehen habe und-darnach zu schliessen und zu muthmassen
berechtigt bin, denselben tür den Sünder halten. Doch will ich
es nicht unerwähnt lassen, dass auch mehrere Mäuse und Ratten,
darunter die Macroscelides Rozeti die betreffenden Gegenden
bewohnen, und möglicher Weise auch diese berufen sind, alljährlich
Eier der Saxícola lugens zu zerstören. Dies wird in der
Regel stattfinden, wenn das Nest zur Zeit, da es Eier enthält,
noch nicht mit der nöthigen Schutzvorrichtung umgeben ist. Der
Vogel ist somit offenbar durch die bösen Erfahrungen, welche er
gemacht hat, zu der Aufschüttung des Steinhaufens veranlasst
worden. Dass er die Steinchen im Schnabel von Weitem her
mit grösser Mühe rastlos herbeischleppt, habe ich bei der
Dromolaea leucura gesehen, als ich mich behufs Beobachtung in
die Nähe eines im Bau begriffenen Nestes gestellt hatte. Genug
der Thatsache, die uns das hochgradige Anpassungsvermögen
und die Intelligenz dieses klugen Vogels zeigt.
Das Nest, gef. in den Salzhügeln bei Drouh, ist nach Steinschmätzerart
unordentlich und lose gebaut, aus den Fruchtgrannen
von Erodium, allerlei Gräsern und Pflanzentheilchen
aufgeschichtet, die flache Nestmulde mit Haaren gepolstert Umfang:
41 cm; Durchmesser: 13 cm; Höhe: 41 cm. Die Nestmulde
ist flach und geht in die Peripherie der Nestwand über.
Dagegen sind die Eier sehr charakteristisch. Sie sind von gedrungener,
bauchiger Form auf matt grünlichblauem, überaus
zartem Untergründe, mit feinen rothbraunen Pünktchen, worunter
die typischen violetten Schalenflecken nicht fehlen, am stumpfen
Pole in Kranzform gezeichnet. Abweichend von den 4 übrigen
ist ein Ei auf dem stumpfen Pole mit eigenthümlichen lehmbraunen
Klexen, Flecken und Punkten gezeichnet, dem die 4 stark
bebrüteten Eier aus dem ersten Neste gleichen.
a) 2 X 1,5 cm. b) 1,9 X 1,5 cm.
0,14 gr. 0,12 gr.
c) 2 X 1,5 cm.
0,13 gr.
d) 2 x 1,5 cm. e) 2 x 1,5 cm.
0,13 gr. 0,13 gr.
84. D r o m o la e a l e u c u r a , (Gmel.) 1788. —
Trauerrennschmätzer.
Turdus leucurus, Gmel. Syst. Nat. I, p. 820. (1788.)
Saxícola cachinnans, Temm. Man. d’Orn. I, p. 236. (1820.)
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