
in seinen anderwärts sehr contrastirenden Farben nicht, ab, wenn
man dem in der Sonne weissblendenden Salze, vermengt mit den
ab und zu schwarzen Brocken der Erdkruste, Rechnung trägt.
Tristram hat dem Vogel in übergrosser Eile, nicht wissend, dass
er das 9 und die noch unreifen Jugendstadien der zu Ingens
gehörigen Vögel in Händen hatte, den sehr zutreffenden Namen
halophila (salzliebend) gegeben, weil er diese Vögel als vorwiegende
Bewohner jener salzhaltigen Berge und Hügelgegenden
kennen gelernt hat. Solche Namengebungen aber, welche auf
nicht ausreichendem Material, sowie auf unzulänglicher Prüfung
der gesammelten Objecte beruhen, können die grössten Verwirrungen
in der Wissenschaft hervorrufen und die nachhaltigsten
Unklarheiten in der Litteratur nach sich ziehen. So hat auch
Dresser in seinem Werke: „Birds of Europe“ durch Aufnahme
der Tristram sehen Species, die er zudem noch mit der erythraea,
Hempr. u. Ehrbg. identificirt hat, grosse Unklarheit hervorgebracht
und den augenblicklichen Stand der Wissenschaft keineswegs
gefördert. Die in seinem Werke zur Abbildung gelangten Vögel
sind alle anstandslos als 99 oder auch unreife 3 3 der S. Ingens
anzusprechen, und somit die Species erythraea, Hempr. u. Ehrbg.
überhaupt aus der Liste der Steinschmätzer zu streichen.
Wir sind als Menschen und Forscher keineswegs frei von
Irrthümern und Fehlern und sollen diese gegenseitig zu entschuldigen
suchen, wo immer es möglich ist — aber ebenso ist
es auch Pflicht eines jeden Forschers, seinen Mitberufenen auf
einen begangenen Fehler aufmerksam zu machen, sowie seinerseits
bei Erkenntniss desselben, den Fehler einzusehen und
richtig zu stellen. Ich hatte denn auch erwartet, dass in dem
ersten Supplementhefte, welches Dresser als fleissiger und unermüdlicher
Bearbeiter seines hervorragenden Werkes „Birds of
Europe“ im Januar 95 zur Ausgabe gelangen liess, dieser gewaltige
Irrthum von ihm selbst berichtigt worden wäre, was zu
meinem grössten Erstaunen leider nicht der Fall war. Ich
verweise daher auf Seebohm’s Bearbeitung des V. Bandes des
„Catalogue of the Birds in the British Museum“, wo genannter
Forscher unter Saxícola Ingens die richtige Synonymie zu dieser
Art giebt, sowie auf Dixon’s Berichtigung dieser Frage bei Besprechung
der S. Ingens im Ibis (a. a. 0.). —
Die meiner Arbeit beigegebene Tafel (Tab. IV), von J. G.
Keulemans gefertigt, stellt die beiden Geschlechter dieser Art
iff tadelloser Ausführung naturgetreu dar, sowie ein sehr altes,
aber noch fortpflanzungsfähiges 9 auf Tab. V, mit adultissima
bezeichnet.*)
Aus Vorstehendem erhellt, wie nöthig und erforderlich die
Prüfung und Revision der an Bälgen gemachten Arten ist. Licht
und Wahrheit kann hier einzig und allein nur die Beobachtung
der in der Freiheit lebenden Vögel bringen, zumal im Frühjahr,
wo man die Paare angegattet findet. Uebrigens ist es hierbei
auffallend, dass Tristram in den Exemplaren seiner halophila
nicht die Weibchen, resp. die jungen 3 3 zu Ingens vermuthet
hatte, da jene, einmal keine männlichen Sexualcharaktere aufwiesen,
und Tristram andererseits das 9 von Ingens offenbar
nicht kannte. Schier unfasslich ist es aber von Dresser, dass er
bei der Diagnose des 9 von Ingens sagt: haud a mare distin-
guenda. Nach Analogie der Gattung Saxícola hätte er von vornherein
schliessen müssen, dass das 9 in unscheinbarer, dem 3
jedenfalls nicht gleichkommender Färbung vorliegen müsste.
Die einzige Ausnahme, welche, so viel ich weiss, beim Genus
Saxícola vorkommt, macht S. isabellina, Rüpp., wo 3 und 9 in
der Färbung nicht zu unterscheiden sind. Anders verhalten
sich dagegen zu dieser Thatsache die schwarzen Bergschmätzer,
welche auch daher schon aus diesem Grunde am besten unter
besonderem Genusnamen (Dromolaea, Cab.) unterzubringen sind.
Ma a s s e und B e s c h r e i b u n g d e r Vögel,
a) 3 ad., erlegt bei Biskra, 11. 3. 93.
Länge: 15,5 cm; Breite: 25 cm; Brustweite: 4,5 cm;
Flügellänge: 10 cm; Schwanz: 6,5 cm; Schnabellänge: 2 cm;
Lauf: 2,6 cm.
*1 Ich muss diese Bezeichnung rechtfertigen, da ich wohl weiss,
dass die Superlativbildung des Adjectives adultus sprachlich nicht existirt.
Der abgebildete Vogel zeichnet sich durch eine dem 3 gleichkommende,
tief schwarze Kehle aus, die bei den 9 9 durchschnittlich nur angedeutet
ist. Da ich ihn aber dem 3 angegattet traf, und die Sektion unabweis-
lich erwies, dass er in kürzester Frist Eier gelegt haben würde, habe ich
mir nicht anders zu helfen gewusst, als durch die Bezeichnung adultissima,
welche einmal das hohe Alter des Vogels andeuten, zum anderen
aber besagen sollte, dass der Vogel keineswegs hahnenfedrig resp. steril
sei, wie wir dies bei vielen anderen Vögeln, besonders bei den in Polygamie
lebenden kennen. — Der Verfasser.