
79. S a x í c o la a u r i t a , Temm. 1820. — Schwarzohriger
Gilbsteinschmätzer; Ohrensteinschmätzer.
Saxícola aurita, Temm. M. d’Orn. I p. 241. (1820.)
Saxícola albicoüis, Vieill. Tabl. Encycl. des trois Règn. de la
Nat. Ü p. 485. (1820.)
Sylvia rufescens, Savi. Orn. Tose, ff p. 223. (1827.)
Französisch: Traquet ou Motteux oreillard.
Englisch: Black-Eared Chat.
Arabisch : N’hâïsch (allgemein üblicher Name in Batna und Biscra
für alle der Gattung Saxícola Angehörigen Arten).'
Fehlt bei Malherbe, Catal. Rais. d’Ois. de l’Algérie, 1846.
Fehlt hei Malherbe, Faune Ornith. de l’Algérie, 1855.
Loche, Catal. Mamm. et Ois., ohs. en Algérie, 1858, p. 65.
Tristram, on the Ornith. of Northern Africa, Ibis, 1859,
p. 300.
Salvin, Five Months’ Birds’-nesting in the Eastern Atlas,
Ibis, 1859, pag. 307.
Loche, Expl. scientif. de l’Algérie, Hist. nat. des Ois., 1867,
Í, pag. 205.
Fehlt bei Taczanowski, Uebers. der Vögel Algeriens, Cab.
Journ. f. Orn. 1870.
Fehlt bei Gurney, jr., on the Ornith. of Algeria, Ibis 1871.
Dixon,ontheBirds oftheProvinceofConstantine,Ibisl882,p.562.
Der Ohrensteinschmätzer ist häufig zur Beobachtung gekommen,
ich habe ihn sowohl auf dem Zuge, als auch au den
Brutplätzen oft genug angetroffen. In der Wüste mag er nur
als Zugvogel Vorkommen, denn schon bei Biscra habe ich ihn
nirgends brütend wahrgenommen, wohl aber viele Individuen von
März ab auf dem Durchzuge gesehen. Dagegen ist er bei Batna
ein häufiger Brutvogel und wird wahrscheinlich durch das ganze
Atlasgebirge bis zur mittleren Höhe brütend gefunden werden.
Er hält sich am liebsten in den niedrigeren Lagen auf und
dürfte kaum über 1500 Meter emporsteigen. In den sonnigen
Muldenthälern mit zerrissenen Erdschluchten und an den trockenen
Flussbetten, sowie auf den mit Steingeröll bedeckten Berghängen
gewahrt man ihn desto häufiger. Er ist eben ein ausgesprochener
mediterraner Vogel, der am liebsten im Littoralgebiete selbst
sich aufhält, immerhin sich auch weitschichtig um die Basis der
Gebirgsstöcke verbreitet.
Wenn die Männchen im Frühjahr den Zug eröffnen, sind
sie noch keineswegs alle vollständig ausgefärbt. Viele von ihnen
tragen noch das Übergangskleid und stehen in der Verfärbung
ihres Prachtgefieders. Alle aber sind durch den sehr charac-
teristischen schwarzen Fleck in der Ohrgegend leicht von der
nächstfolgenden Art zu unterscheiden. Schwieriger schon, ich
möchte sagen bedeutend schwieriger ist das Auseinanderhalten
der beiden Arten bei den 99- Wenn S. aurita und stapazina
auf dem Zuge sind, mengen sich die Arten so untereinander,
dafs bei. der grossen Übereinstimmung und Aünlichkeit der 99
beider Arten es kaum möglich ist, das eine von dem ändern mit
Sicherheit zu unterscheiden. Das einzige Unterscheidungsmerkmal
mag in dem dunkleren und helleren Colorit liegen, indem das
9 von S. aurita blasser und heller (röthlich isabellfarben) gefärbt
erscheint, das 9 von S. stapazina dagegen einen dunkleren (grauen)
Farbenton trägt. Lange Zeit habe ich nicht in den Besitz eines
zweifellos echten 9 von S. stapazina kommen können, bis ich
endlich am 29. März 92 bei Biscra einen weiblichen Steinschmätzer
erlegte, welchen ich mit ziemlicher Gewissheit als S. stapazina
ansprechen konnte. Nur an den Nestern, wo man die Art an dem
<J untrüglich erkannt hat, kann man zu dem zugehörigen 9 gelangen,
muss aber auch da mit grösser Umsicht zu Werke gehen,
da beide Steinschmätzer, aurita sowohl wie stapazina, sehr vorsichtig
und scheu an ihren Brutplätzen sind.
Obschon ich gleich im ersten Jahre (1892) fleissig nach den
Nestern der S. aurita gesucht habe, bin icb doch erst im folgenden
Jahre in den Besitz derselben gekommen. Allem Anscheine
nach schreiten diese Vögel, zumal in Batna, ziemlich spät im
Jahre zur Brut, sodass man vor Anfang Mai wohl niemals Eier
im Neste antreffen wird. Das Nest steht gerade nicht sehr versteckt
unter Steinen am Boden, oder in Felsen ritzen, Spalten,
Löchern, in Uferwänden, auch in alten, verlassenen Gebäuden
u. s. w. Es ist fast immer lose und unordentlich gebaut und
enthält gewöhnlich um Mitte Mai das volle Gelege, welches aus
5 Eiern zu bestehen scheint. Die alten Vögel benehmen sich,
wie schon gesagt, ganz ausserordentlich scheu und vorsichtig am
Neste und halten die Annäherung des Menschen nie lange aus.
Gewöhnlich wird das brütende 9, sobald es des Menschen ansichtig
wird, sofort flüchtig, und naht sich auch, solange der Störenfried
nicht ganz ausser Sicht ist, dem Neste nicht leicht wieder.