
auf mein Ersuchen ein Schreiben ausstellte, auf Grund dessen
wir in seiner Ferme Nachtquartier finden sollten. Um 7 22 Uhr
hatten wir die Höhe erreicht, welche einen Blick in das romantisch
gelegene Thal von Oued Tága gewährte. Wir stiegen aus und
suchten fleissig nach Nestern der Pratíncola Moussieri. Es
wimmelte dort geradezu von dieser niedlichen Art, für welche
diese Gegend aber auch wie geschaffen zu sein schien. Ueberall
standen dichte Juniperusbüsche, die unser Vögelchen mit Vorliebe
zur Anlage seines Nestes wählt. Obschon die Männchen alle
Augenblicke sichtbar wurden und ängstlich lockten „hit — hit —
auch die Weibchen keineswegs vermisst wurden, fand ich dennoch
ihre Nester nicht. Wir gingen nun zur Ferme, wo ich mein Empfehlungsschreiben
vorzeigte. Dort wurde uns ein leeres, völlig
nacktes Zimmer angewiesen. Zum Glück hatten wir unsere vorzüglichen
Feldbetten mitgebracht, welche gleich aufgeschlagen
Wurden. Nachdem alle Sachen aus dem Wagen in unser Zimmer
gebracht waren, gingen wir noch einmal auf die benachbarten
Höhen, wo ich in einem Juniperusbäumchen das Nest der Pratíncola
Moussieri fand. Es enthielt 2 Junge und 1 Ei. in welchem
der Embryo angefault war. Aber sollten nicht 4 Eier im Neste
gelegen haben? Ich vermuthe es sicher, dann wäre das ev. faul
gebrütete Ei vom 9 aus dem Neste geworfen worden. — Sonst
wenig gesehen, Emberiza cirlus hin und wieder, sowie Thurmfalken.
Uebrigens ist die Natur hier ganz ausserordentlich hart
und streng; im Winter mag es bitter kalt sein, und noch
kürzlich musste die Kälte arg gewüthet haben, denn die jungen
Triebe der Wallnussbäume hingen traurig erfroren an den Astspitzen
herab. Doch standen die Aepfel in schönster Blüthe. Als
wir die junge Frau in der Ferme nach ihrer Obsternte befragten,
klagte sie uns ihr bitteres Leid: die Wallnussbäume trügen nur
alle 10 Jahre und die Aepfel würden meistens zu Schanden durch
die Fröste in der Blüthezeit. Desto üppiger stand das Korn auf
den umliegenden Feldern, die sich bis auf die hochgelegene Mühle
zogen, und die Menge klaren und köstlichen Wassers belebte die
Gegend in hochgradiger Weise. Das Wetter war warm, doch
schwere Wolken bedeckten den Himmel.“
Donner s t a g , den 5. Mai 1892.
„Schon früh weckte uns ein Schwaibenpärchen durch seine
zerrenden und schwätzenden Töne. Doch nahm uns Morpheus
noch einmal in die Arme und liess uns bis 5 Uhr noch den besten
Schlaf thun. Die Schwälbchen (Eirundo rustica) waren nämlich
schon um 3 Uhr wach und arbeiteten fleissig an ihrem Neste.
Meine Vermuthung, dass es heute regnen würde, hatte sich glücklicherweise
nicht bestätigt, wohl aber mochte es in der Nacht
geregnet haben, denn die Wege waren durchfeuchtet und erweicht;
jetzt war der Himmel klar und wolkenlos. Kurz nach 6 Uhr
sassen wir auf starken Maulthieren, welche uns nach dem Djebel
Mähmel tragen sollten, jenem Berge, wo Dixon im Jahre 1882
seine schöne Saxicola Seebohmi aufgefunden hatte, der Hauptzweck
unserer Excursion dorthin, sowie unserer Reise nach Batna überhaupt.
Erst ritten wir durch das sumpfige Muldenthal und strebten
dann allmählig der Höhe zu. Einen kurzen Weg machten wir auch
durch Steineichenbestände, welche mit Juniperus, Uallitris und
anderen, der Maquisvegetation angehörigen Sträuchern ab wechselten,
resp. unterstanden waren. Doch wurde beim Aufstieg die Gegend
freier, die Vegetation trat zurück und machte nur noch einem harten
Strauchgewächse Platz, welches bald zu zwerghaften Bäumchen
gebildet, bald zu Klumpen in Strauchform geballt, die Berghänge
bedeckte. Noch war er unbelaubt, nur hier und da begann es
eben zu schwellen und zu treiben. Die Triebe hatten die Form
von Akazien, denen der Strauch überhaupt sehr nahe kam. Man
sah so recht an dieser Pflanze, welch’ bittere Kälte, welch’ ein
Sturm und Unwetter auf diesen unfreundlichen Höhen den grössten
Theil des Jahres herrschen musste. Lag doch jetzt noch strichweise
auf dem Djebel Mähmel Schnee! Ab und zu erhob sich
auch wohl noch ein Juniperusbäumchen — aber auch dieses hatte
keine langen und weiten Zweige — sondern schien einem hartstacheligen
Klumpen gleich. Ueberall aber wo Juniperus stand,
war auch Pratincola Moussieri zu finden. *— Nach 5/i ständigem
Ritt erreichten wir eine Hochebene, auf welcher ■grauweisse Steine
das vorwiegende Element waren. Wir befanden uns nun in einer
Höhe von 1800 M. ü. d. M. „Hier muss der Steinschmätzer sein“
äusserte ich zu meiner Frau, und kaum hatte ich dies ausgesprochen,
als ich den begehrten Vogel auch schon gewahrte, ein
schönes, grauweisses mit schwarzer Kehle rechts, und links
davon das angegattete 9. Da das letztere überhaupt noch nicht
bekannt war, nahm ich zunächst dieses auf’s Korn und erlegte
es, das <J flog erschreckt von dannen und dreimal vor mir auf,
bis ich mich ihm endlich schussrecht nähern konnte. Nun donnerte