
Vogel, als Pratíncola Moussieri sein, dem dieses Nest und diese
Eier zugehörten. Ich musste also eine Varietät annehmen, von
welcher, so viel mir bewusst, noch gar nichts bekannt war. Hocherfreut
nahm ich das Nestchen aus, den alten Vogel (Ç) sah ich
nur einmal ganz flüchtig, immerhin deutlich genug, um ihn als
den Besitzer des Nestes anzusprechen.“
„Dienstag, den 3. März 1892. Am Nachmittag auf den
Pinienberg gegangen. Der vorstehend erwähnte Beduinenjunge
hatte uns gesagt, dass er auch noch ein Nest von der Agág
(Pica mauritanica) mit 4 Eiern wüsste. Wir konnten aber den
Bengel erst gar nicht auffinden. Endlich begegnete er uns, reitend
auf einem Esel, dem die Hinterbeine gefesselt waren — ein
wahrhaft urkomischer Anblick. Aïà assléme Jf begrüsste ich ihn,
worauf er mir im Gegensätze zu seiner Schwachheit und Armuth
erwiderte Força beséf2). Es war überhaupt ein Teufelskerl, dieser
L’Hai'sch, wie er sich nannte. Er führte mich denn auch richtig
wieder zu einem inzwischen von ihm entdeckten Boufsiou-Neste,
in welchem abermals 4 weisse Eierchen lagen. 3 Eier waren
stark bebrütet, 1 Ei war faul. Nun liess ich durch Achmed den
L’Haïsch fragen, ob er viele Boufsiou-Nesters) im vergangenen
Jahre gefunden habe. Antwort: Beséf, (viele) — und wie denn die
Eier aussähen? Da gab der Junge fliessend und ungezwungen zur
Antwort: Es sind 2 Eierfarben, aber auch nur diese (bärka) vorhanden,
die einen seien weiss (abiad), die anderen sähen so aus
wie meine Patronenhülsen (I. Eley. grün), die ich im Gurte trüge.
Nun sah ich also meine Vermuthung über die 2 Farben Varietäten
bei den Eiern der Pratíncola Moussieri bestätigt und war hochgradig
erfreut darüber.“
Nach dieser gemachten und vorweg mitgetheilten Erfahrung
will ich das Ergebniss meiner Forschungen über diese Frage in
Folgendem zusammenfassen:
Die Eier der Pratíncola Moussieri bilden 2 Farbenvarietäten,
davon eine grünlichblau ist und nach Form, Schalengefüge und
*) Guten Tag.
2) Força beséf ist eine Schmeichelei, welche die Araber dem Europäer
mit Vorliebe sagen, was etwa soviel sagen soll: Du bist ein starker
Herr. Força ist nicht arabisch, sondern ein verstümmeltes italienisches
Wort in der lingua franca, wie Fantasia u. a. Der Verfasser.
8) Ich will ausdrücklich betonen, dass in Batna unter Boufsiou
ausschliesslich Pratíncola Moussieri begriffen wird. Der Verfasser.
Färbung den Eiern unseres Gartenrothschwänzchens (Buticilla
phoenicwra) zum Verwechseln ähnlich ist, die andere ist weiss
mit einem zarten Anfluge oder einem Stiche in’s Grünliche, wie
es bei manchen sehr blassen Eiern der Saxícola oenanthe der
Fall zu sein pflegt. Zwar gleicht sie auf den ersten Blick den
Eiern unseres Hausrothschwänzchens (Rutidlla tithys), entfernt
sich aber bei genauerer Betrachtung und wiederholter Prüfung
durch die in’s zart Grünliche spielende Nuance sehr und steht
somit dem Typus der Steinschmätzereier entschieden näher, als
dem unserer Hausrothschwänze. Alle Eier, welche ich fand, sind
einfarbig ungefleckt, wodurch sie sich wieder vom Typus der
Wiesenschmätzereier entfernen.
0. Salvin bespricht eingehend (a. a. 0.) die Eier der Gattungen
Buticilla, Pratíncola und Saxícola und sagt, dass man
eine deutliche Abstufung und eine gewisse Reihenfolge der betreffenden
Eier feststellen könnte. Nach seiner sehr hübsch ausgeführten
Ansicht stellt sich die Klimax etwa folgendermaassen dar:
Obenan kämen die auf intensiv grünlichblauem Grunde
stark rothbraun gefleckten Eier von Saxícola leucura, aurita und
stapazina. Darauf folgten die Eier von Pratíncola rubetra, welche
ähnlich, aber nicht so ausdrucksvoll gezeichnet wären, dann
kämen die Eier von Pratíncola rubicela, weche zwar auch gefleckt,
aber doch nicht so gefleckt erschienen. Demnächst stellt er die
Eier der Saxícola oenanthe hin, als zart blassbläulich (einfarbig)
mit ab und zu, d. h. also selten vorkommenden Fleckenzeichnungen
(Varietäten). Dann kämen die Eier von Buticilla phoeni-
cura, bei welchen die gefleckte Varietät wohl auch, aber noch
seltener als bei S. oenanthe vorkäme. Darauf würde er die Eier
von (Buticilla) Moussieri folgen lassen und endlich die von
B. tithys, welche ganz weiss sind und sich genügend unterscheiden
von denen der S. leucura.l) Die Eier von B. tithys hielten
demnach gerade die Mitte ein zwischen den Eiern der S. oenanthe
und B. Moussieri.
Ich bemerke zu dieser fleissig ausgeführten Idee Salvins,
dass dieselbe die grösste Beachtung aller Oologen verdient,
wenngleich die den bestimmten Gattungen zugehörigen Arten
stellenweise durcheinander gebracht worden sind.
*) Hier meint Salvin offenbar die oft sehr blass gefärbten Varietäten
von S. leucura. Der Verfasser.