
geländen während unserer Reise gar nicht, in' der Umgegend von
Biscra verhältnissmässig selten an, häufiger schon bei El Käntara
und am häufigsten in Batna. An letzterem Orte ist es nahezu
gemein; gewiss aber eine der häufigsten dort vorkommenden
Vogelarten. Es nimmt mich hochgradig Wunder, dass Tristram
dieses Vögelchen hauptsächlich in die südlichsten Wüstendistricte
verlegt, wie nach Ouärgla und in die M’zab-Gegend, während
ich es dort gar nicht angetroffen habe. Es ist aber wohl möglich
und sogar wahrscheinlich, dass der Moussier’sche Wiesenschmätzer
in den eigentlichen Wintermonaten die Wüstenoasen aufsucht
und sich zur Zeit der Fortpflanzung mehr in das Atlasgebirge
hineinzieht. Er scheint überhaupt ein ausgeprägter Gebirgs-
vogel zu sein und das Tiefland nur dann aufzusuchen, wenn dasselbe
reich an Hügeln, Thälern, Schluchten und Wiesenhalden
ist. Letztere sind geradezu ausschlaggebend für sein Vorkommen.
Auf dürren, nackten und unbewachsenen Bergen wird man ihn
vergeblich suchen. Daher entspricht denn auch gerade Batna
seinen Anforderungen am meisten. Man wird ihn in den nahen
Bergen daselbst nirgends vermissen, mag man sich nun östlich
oder westlich in die Auresberge begeben. Er ist ungemein häufig
an der Basis der Gebirgsstöcke, deren Hügel und Thäler, deren
Schluchten- und Kämme reiche Maquisvegetation tragen. Hauptsächlich
sind es zwei Charakterbäumchen, welche er ungemein
liebt und allen anderen bevorzugt: den stacheligen Wachholder
(Juniperus oxycedrus, L.) und den an unsere Gartenthujä lebhaft
erinnernden Lebensbaum Callitris quadrivalvis, Vent. Wo immer
nur diese Bäumchen Vorkommen, sei es nun in grösseren Beständen
dicht an einander gerückt oder zerstreuet auf den Bergabhängen
stehend, kann man die Existenz des Diadem-Wiesenschmätzers
mit Sicherheit voraussetzen. Denn beim > Gedeihen
dieser Bäume fehlen auch die anderen Bodenbedingungen nicht,
welche unser Vögelchen an sein Vorkommen knüpft. Da sind
die Hänge bedeckt mit dem blühenden Rosmarin (Rosmarinus
officinalis) mit dem duftenden Thymiankräutchen und dem La-
wendel (Lavendula stoechas), üppige Gramineen zieren den Boden
und grossstaudiger Asphodill wechselt mit Scilla und Tulipa ab.
Überall summt es von wollig behaarten Hymenopteren; buntfarbige
Käfer und sammetärtige Falter naschen den Blüthennectar.
Die tiefen Erdrisse und Schluchten bergen Wasser, das hüpfend
und springend von der Höhe herabgestürzt kommt. Wahrlich
kein Wunder, wenn solche Stellen den Lieblingsaufenthalt unseres
Vögelchens ausmachen.
Als ich Batna im Jahre 1892 zum ersten Male sah, und
wir, meine Frau und ich, am 8. April, einem sonnigen, auserwählt
schönen Tage den Djebel Touggour besuchten, wurde es
mir angesichts der vielen Diadem-Wiesenschmätzer sofort klar,
dass diese Vögel daselbst an ihren Brutplätzen waren. Von nun
an galt mein Augenmerk in erhöhtem Maasse diesen hübschen
Vögeln, um endlich ihre Nester und die sehr begehrten Eier
zu finden. Aber lange musste ich suchen, lange forschen und
darnach trachten, bis es mir endlich gelang, das Gewünschte zu
entdecken. Erst als ich es vor mir hatte, — das hübsche Nest
mit den Eiern, — erst als ich den kostbaren Fund in meinen Händen
hielt, kam die gerechte Freude darüber in meinem Herzen zum
Ausdruck und ich erinnere mich noch recht wohl, wie ich vor
gewaltiger, innerer Erregung an allen Gliedern meines Körpers
zu zittern begann. Ich kann mir nicht versagen, die diesbezügliche
kurze Tagebuchaufzeichnung wiederzugeben.
j, Am Freitag, den 29. April 1892 zur Mittagszeit in Batna
eingetroffen. Gleich am Nachmittage gegen 4 Uhr nach den
Pinienbergen (Djebel Aurés) auf die Suche nach Moussierinestern
gegangen. Es hatte stark geregnet, Alles war durchnässt und
durchweicht, aber vielleicht hatte ich es gerade diesem Umstande
zuzuschreiben, dass ich aus einem Juniperusstrauche ein § der
Pratíncola Moussieri aufstöberte und bald darauf das Nest mit
4 wunderhübschen, intensiv blaugrünen Eiern entdeckte. Das
Weibchen sah ich öfters, es lockte und warnte schnärrend, doch
konnte ich es leider wegen eingetretener Dunkelheit nicht mehr
schiessen. Endlich, endlich hatte ich also das Nest mit den für
mich so kostbaren Eiern der Pratíncola JRoussieri gefunden 1“ _
Ich lasse das Tagebuch weiter sprechen! „Sönnabend, den 30.
April 1892 des Morgens in aller Frühe wieder nach den Pinienbergen
ausgezogen. Unermüdlich nach Moussierinestern und
denen von Kreuzschnäbeln gesucht, aber vergebens. Gegen abend
begegneten wir viehhütenden Beduinenknaben, von denen einer
auf Befragen angab, ein Nest vom Boufsiou zu wissen. Ich liess
mich von ihm zur Fundstelle führen und erblickte, wieder in
einem Juniperusbäumchen, richtig das Nest mit weissen Eierchen.
Was ist denn das? fragte ich mich. Die ich gestern gefunden
hatte, waren, doch blaugrün, und doch konnte es kein anderer
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