
gebracht und gezeigt, dass ich wirklich nicht lange genug in
Biscra jagen und sammeln konnte. Dennoch kehrten wir am
Freitag den 29. April wieder nach Batna zurück, wo sich mir
eine reiche, vollständig andere Ornis zur Erforschung darbot.
Nun war alles am Brüten, und ich bedauerte nur, dass ich nicht
mehr arbeitende Hände zur Verfügung hatte: so häufte sich das
Material von Tag zu Tag! Ueber die näheren Resultate meiner
Jagdzüge berichtet das Kapitel „Batna“ — desgleichen in ausführlicher
Tagebuchform über die am 4. und 5. unternommene Ersteigung
des Djebel Mähmel und die Erbeutung der anscheinend
nur dort vorkommenden Saxícola Seebohmi, Dixon. *)
Mit nicht ungetheilten Gefühlen musste ich leider, — gezwungen
durch Pflichten, welche mich nach Bonn riefen, — meine
Thätigkeit in Batna schon mit dem 12. Mai einstellen, viel zu
früh für die dortige Gegend, die gerade in die interessanteste
Periode einzutreten begann. Aber der Urlaub war abgelaufen,
andere Pflichten gemahnten und so musste, — wenn auch meinerseits
mit schwerem Herzen — ein Strich unter die interessanten
Forschungen in Nord-Afrika gemacht werden. Ahnen konnte ich
es freilich nicht, dass uns bereits das nächste Jahr wieder dorthin
führen sollte, obschon ich mir darüber klar war, dass meine
Forschungen in diesem Jahre noch nicht den gewünschten Abschluss
gefunden hatten.
F r e it a g , den 13. Mai sassen wir gegen Mittag im Zuge nach
Constantine. Mit regem Interesse Hessen wir die bereits bekannte
Gegend an uns vorübergleiten, bis wir am Nachmittage um
Yjö Uhr am Ziele unserer heutigen Reise angelangt waren,
nämlich in dem freundlich gelegenen Städtchen Kroubs, von wo
wir am nächsten Morgen nach Tunis Weiterreisen wollten.
Kroubs, Krub,auchKhroubs und Khrub geschrieben,bildet eine
Zweigstation, wo, wie schon erwähnt, die Linie Bóne-Guélma von der
Hauptlinie Constantine-Biscra abgeht. Auf einer Anhöhe liegend,
fallen nach allen Seiten grüne Matten und Felder sanft ab.
Ein Hügel reiht sich an den ändern, im Hintergründe zu etwas
grösserer Höhe aufsteigend. Wir benutzten die Abendstunden
zu einem kleinen Spaziergange in die Umgebung und Hessen unsere
Augen auf dem schwellenden Steppengelände wohlgefällig ruhen,
in welchem wir manche Anklänge an Westphalens „Kämpe“
*) v. Viertes Kapitel, Nr. 78.
Í7
fanden. Auch scheint es dieser Hügellandschaft an Wasser nicht
zu fehlen, da das Grün der Matten einen überraschend frischen
Anblick gewährt. Eine ganze Schaar Brachschwalben zog über
unsere Köpfe weg, und an den Umfassungsmauern einer kleinen
Citadelle fand ich die Federn und Ueberreste des Pharaonenuhus.
Nach einer nur mittelmässig verbrachten Nacht wurden wir
bald nach 4 Uhr geweckt, tranken eine erfrischende Tasse Kaffee
und sassen gegen 6 Uhr im Zuge nach Bone. Dichter, undurchdringlicher
Nebel umfing uns, der, obschon im Fallen begriffen,
nicht weichen wollte, und uns jeden weiteren Ausblick auf die
Landschaft verwehrte. Uebrigens bot die anfangs durchfahrene
Gegend anscheinend nur geringe Reize, und trostlos lagen die
Bahnhöfe in der einförmigen Fläche, die kaum nennenswerthe
Höhenzüge aufwies. Kurz vor Taya, der 5. Station änderte sich
indessen der Charakter, die Gegend wurde sehön und blieb es,
bis es um Guölma herum wieder etwas öder wurde. Zwischen
diesen beiden Orten sahen wir die bis jetzt so sehr vermissten
Olivenbestände. In den Thälern stand die Pistacia lentiscus zu
dichten Büschen geballt, der Feigencactus wucherte in Heckenform,
Feigen- und Mandelbäume stachen hüben und drüben vor-
theilhaft ab, — kurz das Gelände bekam ganz das Aussehen, wie
wir es von Tunis her kannten, bisher aber in der Provinz Constantine
noch nicht wieder angetroffen hatten. Erwähnenswerth
ist die Station Hammam - Meskoutine, (auch Meskhroutin geschrieben)
die, wie der arabische Name „Hammam“ besagt, ein
heisses Bad besitzt, und demgemäss von Europäern sowohl als Eingeborenen,
namentlich aber von Israeliten zur Heilung von Rheuma,
Fieber und anderen körperlichen Gebrechen fleissig aufgesncht.
wird. Dies sind die Aquae Tibilitanae der alten Römer, welche bereits
in grauem Zeitalter eine hervorragende Rolle gespielt haben.
Der Reisende wird durch den prachtvollen Anblick überrascht,
den gewaltige, hervorsprudelnde Wasserstrahlen, sowie Strudeln,
grottenreiche Wasserbecken und zahlreiche Cascaden gewähren',
im Centrum einer romantischen Gebirgslandschaft gelegen.
Um y 212 Uhr waren wir in Düvivier, wo wir in den nach
Tunis fahrenden Zug umsteigen mussten, da dies die Zweigstation
der beiden Linien war. In dem niedlichen Stationshäuschen,
welches mit seinen Nebengebäuden mit einem wunderhübsch
blühenden Bohnengewächs umrankt war, speisten wir zu Mittag
und machten die Beobachtung, dass, je näher wir der tunesischen
2