
Die DorngrasmüCke traf ich im März und April häufig in
den Oasen, auf den Bergen und in der Wüste, namentlich an
Abhängen, die mit vereinzelten Sträuchern und Büschen bestanden
waren. Da ich diesen Yogel nur auf dem Zuge angetroffen habe,
möchte ich mein Bedenken aussprechen, dass sich diese Art —
wenigstens im südlichen Theil von Algier — fortpflanzt. Es ist
auffallend und bemerkenswerth, dass Canon Tristram Sylvia
orphaea, curruca und cinerea als Wintervögel in den Oasen aufführt.
Während mir Sylvia curruca völlig entgangen ist, kann
ich mit Bestimmtheit aussprechen, dass Sylvia orphaea und cinerea
nur auf dem Zuge (nicht winternd) von mir gesehen wurden
erstere erscheint in den ersten Apriltagen um dort zu brüten,
letztere um nördlicher gelegenen Gefilden zuzuziehen.
62. S y l v i a c o n s p i c i l la ta , Marm. 1820. —
Mem. Acc. Scienz. Torino, August 1819, fide Temin. Man. d’Orn.
I, pag. 211. — Brillengrasmücke.
Französisch: Sterparole ou Bec fin à lunettes.
Englisch: Spectacled- Warbler.
Fehlt bei Malherbe, Faune Ornith. de l’Algérie, 1846.
Malhetbe, Faune Ornith. de l’Algérie. 1855, p. 13.
Loche, Catal. des Mamm. et des Ois., obs. en Algérie
1858, pag. 69.
Tristram, on the Ornith. of Northern Africa, Ibis, 1859,
pag, 417.
Salvin, Five Months’ Birds’-nesting in the Eastern Atlas,
Ibis, 1859, pag. 305.
Loche, Expl. scientif. de l’Algérie, Hist. nat. des OisH 1867,
I, pag. 242.
Taczanowski, Uebers. der Vögel Algeriens, Cab. Journ. f.
Orn., 1870, pag. 46.
Gurney, jr., on the Ornith. of Algeria, Ibis, 1871, pag. 84.
Fehlt bei Dixon, on the Birds of the Province of Constantine,
Ibis, 1882.
Die Brillengrasmücke ist ein echtes Kind des Mittelmeergebietes
und gehört somit der mediterranen oder subtropischen
Region ab. Sie ist ein ständiger Bewohner der Gegenden in
Nordwest-Africa und repräsentirt der Arten eine, welche zu allen
Jahreszeiten in der Wüste, noch mehr aber am Rande derselben
angetroffen werden. Solche Gelände, welche noch hier und da
unter dem Pfluge und der Hacke stehen, welche Gersten- und
Weizenfelder tragen, aber auch eine grosse Menge sogenannter
Unkräuter einschliessen, welche mit dichten halbkugelförmigen
Genista- und Salycorniabüschen bestellt sind — solche Gelände
sind der Brillengrasmücke die liebsten. Man entbehrt sie aber
auch nicht in der Sebkha wie in der peträischen Wüste, sofern
beide von Strauch und Buschwerk nicht entblösst sind. In der
Umgegend von Biscra gehört dies anmuthige Vögelchen zu den
keineswegs seltenen Erscheinungen, wiewohl seine Verbreitung
keine dichte zu nennen ist. So traf ich dasselbe in der Wüste
rings um Biscra, auch auf den Bergeshängen, in der fruchtbaren
Ebene von Outäüa und in den ausgedehnten und üppigen Feldern
von Batna. Auch die Nester fand ich nicht gerade selten in
dichtem Strauchwerk. Das Vögelchen fand ich äusserst empfindlich
am Neste, das es sofort verliess, wenn es nur halbwegs
gestört wurde. Das einzige mir vorliegende Nest dieser Art aus
Algier fand ich in einem dornigen Wüstenstrauche dicht am Boden
stehend, auf dem peträischen Hochplateau unweit des Bordj
Saada. Es enthielt 4 typische, braungrau marmorirte und gewässerte
Eier, welche schon längere Zeit verlassen waren. Nest
und Eier stimmen genau mit denen von Tunis beschriebenen überein.
Maasse zweier (angepa ar t e r ) Vögel (im Fleisch genommen):
a) <S, erlegt auf der Route von Saada, 15/4. 92.
Länge: 11 cm; Breite: 15,5 cm; Brustweite: 4 cm; Flügellänge:
6 cm; Schwanz: 5 cm; Schnabellänge: 1,3 cm; Lauf länge:
1,8 cm; Mittelzehe: 1,1 cm; Nagel über der Krümmung gemessen:
0,5 cm; Innenzehe: 0,8 cm; Nagel: 0,3 cm; Aussenzehe: 0,8 cm;
Nagel: 0,3 cm; Hinterzehe: 0,6 cm; Nagel: 0,5 cm.
b) <?, erlegt auf der Route nach Saada 15/4. 92.
Länge: 11,3 cm; Breite: 15,5 cm; Brustweite: 4 cm;
Flügellänge: 6 cm; Schwanz: 5 cm; Schnabel: 1,5 cm; Lauflänge
1,8 cm.
63. S y l v i a d e s e r t i , (Loche) 1858. —
Isabellfarbige Wüstengrasmücke.
Stoparola desertii, Loche. Revue et Magaz. de Zool., 1858,
pag. 394, pl. XI, flg. 1;