
Loche, Expl. scientif. de l’Algerie, Hist. nat. des Ois., 1867,
I, pag. 286.
Taczanowski, Uebers. der Vögel Algeriens, Cab. Journ. f.
Ornth., 1870 pag. 45.
Gurney, jr., on the Ornth. of Algeria, Ibis, 1871, pag. 78.
Dixon, on the Birds of the Province of Constantine, Ibis,
1882, pag. 568.
Derjenigen Vögel einer, welcher selbst dem Laien in der
Wüste schwer entgehen dürfte, ist die braune Wüstenlärmdrossel.
Wenn auch keineswegs zutraulich, vielmehr scheu und flüchtig
zu nennen, giebt sich die Lärmdrossel durch ihr eigenartiges
Wesen und Benehmen, durch ihr Pfeifen und Betragen leicht zu
erkennen. Sehr selten findet man sie einzeln, häufiger schon in
Paaren, zumeist in Gesellschaften'von 7 — 20 Stück. Nicht nur
ihrer Färbung nach, sondern auch nach ihrem Naturell sind' sie
ausgesprochene Wüstenvögel. Doch verlangen sie immer einen
Boden mit reicherer Buschvegetation, ein Flussbett, an dessen
Rande der Zizyphus wuchert, eine Betama oder Tamarix steht,
oder eine junge Palme wächst. Denn sie sind Buschvögel und
fühlen sich in der nackten Ebene nicht sicher — sie verlangen
Bäume, Sträucher und Büsche zu ihrem jeweiligen Versteck.
Am liebsten ist ihnen daher eine kleine, neuangelegte Oase
mitten in der Wüste. Dort sitzen die Dattelpalmen mit
ihren langen hartspitzigen Wedeln noch dicht dem Boden
auf, dort stehen üppige Granatbäume und dicht belaubte Feigenbäume,
deren undurchdringliches Zweig- und Blättergewirr
unserem scheuen Vogel gerade recht sind. Hier treibt er sich
in Schaaren seines Gleichen herum von einem Busch zum ändern,
dicht über dem Boden fliegend, oder mit senkrecht emporgestelztem
Schwänze auf dem Erdboden hüpfend oder auch in
unvergleichlicher Weise im Pflanzenlabyrinthe kletternd. Es
ist ein scheuer, aber ein sehr geselliger, anmuthiger Vogel. Diesen
Eindruck wird man gewinnen, ja in erhöhtem Maasse in sich
festigen, wenn man den Vogel wiederholt in den verschiedensten
Lagen seines Lebens und Treibens beobachten durfte.
Capitain Loche und Canon Tristram geben eine kurze aber
durchaus richtige und vortreffliche Charakteristik dieses Vogels.
Im Jahre 1892 habe ich nur einen Vogel dieser Art erlegt und
lasse die diesbezügliche Stelle aus meinem Tagebuche folgen:
„Wir hatten heute eine Tour nach dem Bordj-Saada geplant.
Es regnete und gewitterte gestern Abend stark und wir mochten
aus dem Grunde nicht zur rechten Stunde geweckt worden sein,
denn als wir von selbst aufwachten, war die Uhr \ 1 . Rasch
warfen wir uns in die Jagdkleider, erfrischten uns durch ein
Tässchen Kaffee und sassen um 7 Uhr im Wagen. Der Morgen
war prachtvoll, und es war ein hoher Genuss durch die Palmenwaldungen
(Oasis) Biscras zu fahren, was wohl eine halbe Stunde
gedauert haben mochte. Dann folgten bestellte Aecker mit
Gerste oder Weizen und darauf die Wüste, welche mit strauchförmigen
Büschen der feinblättrigen Tamarix africana und einer
halbkugeligen Salycornia bestanden war. Hier zog eine Weihe
meine Aufmerksamkeit auf sich, schwer zu sagen ob ¿J von rufus
oder cineraceus. Haubenlerchen hier und da, sonst wenig sichtbar.
Das Dreigespann zog uns wacker und rasch kamen wir vorwärts.
Ein Steinschmätzer reizte mich. Ich sprang aus dem Wagen und
erlegte denselben; es war Saxicola deserti, Rüpp. Indem ich ihn
auf hob, schlugen ganz eigenartige Laute an mein Ohr, eine
richtige Scala von 5—6 Tönen, hoch anfangend und etwa in
Terz absteigend, — „hi, hü, hü, hü, hü“ in etwa an die Flötentöne
des Tschagra (Telephonus erythropterus, Sw.) erinnernd, nur
nicht so weich und abgerundet, mehr schrill und pfeifend. Bald
gewahrte ich auch den Sänger auf der Spitze eines Strauches,
wo er mich aber nicht ankommen liess. Mehrmals strich er ab
und flüchtete immer ausser Schussweite von Busch zu Busch.
Zuletzt flog er in ein niederes Strauchwerk ein, wo ich ihn
rasch anging, und ihn beim Abfliegen erlegte. Es war ein $
von Orateropus fulvus. Sonderbarer Weise war der Vogel ganz
allein, nicht in Gesellschaft seines Gleichen, der einzige Fall,
den ich diesbezüglich so zu verzeichnen habe.“
Häufiger begegneten wir den braunen Lärmdrosseln auf
unserer Wüstenreise im Jahre 1893. Unter dem 26. März entnehme
ich meinem Tagebuche folgende Stelle:
„Um V27 Uhr Aufbruch vom Bordj Ghegga. In der kleinen
Oase ist viel los. Orateropus fulvus hält sich hier in Schwärmen
von 6 — 12 Stück auf, pfeift und flötet langgezogen. Seine
Stimme hat ungemein viel Aehnlichkeit mit den Flötentönen des
Telephonus. Es ist dieselbe Wiege darin, jedoch nicht so voll
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