
Dieser interessante Berg — mitten in der Wüste gelegen —
muss tatsächlich ein grosses Salzlager in sich tragen, das hei
regnerischem Wetter in seinen Höhlen und Runsen tropfenweise
aussintert und zu Blöcken krystallisirt. Diese sich alljährlich
neu bildenden Salzablagerungsstätten werden dann zeitgemäss
von wandernden Beduinen aufgesucht und ausgebeutet, die gewonnenen
Blöcke aber bilden einen nicht unwichtigen Ausfuhrartikel
nach dem Teil und in die Sähara. — Das Vogelleben erschien
mir augenblicklich bei der gebotenen kurzen Beobachtungszeit
nicht unbedeutend: Schwärme von blauen Felsentauben scheuchte
der fahrende Zug rechts- und linksseitig auf. Zahlreiche Weihen
zogen gaukelnd über die Weizenfelder, und eine Unmenge von
Wachteln sah man hier und dort,fliegend sich erheben. Das Männchen
der grosschnäbligen Haubenlerche tanzte bereits mit gehobenem
Köpfchen und zitternden herabhängenden Flügeln balzend vor
seinem auserkorenen Weibchen, während man die Kalanderlerche
oft singend in der Luft hörte. Am Eisenhahndamme, der von
einem wunderhübsch blühenden Cruciferengewächse bedeckt war,
erkannte man Distelfinken und Bluthänflinge, Schaaren von Gerstenammern
und Sperlingen. Dieser fruchtbare Niederungscharakter
durchzieht die ganze Ebene bis über die Haltestelle Ferme Dufour
hinaus. Dann ändert sich plötzlich das Bild. Die bis jetzt am
Horizonte sich hinziehenden Bergketten treten rechts- und linksseitig
enger zusammen und die Bahn dampft schnaubend der
Höhe zu. Die Gegend wird trocken und steinig. Hier gewahrte
ich den kohlschwarzen Trauersteinschmätzer und einen anderen
aus seiner Familie, welcher die Contrastfarben weiss und schwarz
in anmuthiger Vertheilung zeigte, der mir fremd schien, und den
ich nicht unterzubringen wusste. Es war Saxicola lugens, Licht.,
neu für mich und meine Sammlung. Auch den schönen karmoisin-
rothen Wüstentrompeter (Erythrospisa githaginea) sah ich und
erkannte ihn unzweifelhaft, als er sich auf das fast gleichfarbige
Gestein setzte.
Nun schlängelt sich die Bahn durch einen engen und von
schroffen Wänden umgebenen Gebirgshals, lässt den Col de Sfa,
über den die befahrene Strassenroute führt zur Rechten und
eröffnet uns mit einer Biegung das Panorama auf die Oase Biscra
mit ihrem überraschend hübschen europäischen Stadtviertel, bis
jetzt das Endziel ihrer Strecke, welche von Constantine die Länge
von 202 Kilom. beträgt.