
Europas.^ ImUebrigen gleicht er ihm so sehr, dass man ihn, wenn
man ihn nicht todt oder lebendig in Händen hält, schwerlich nach
Stimme, Lebensart und Wesen würde unterscheiden können. Er
hat denselben unschönen, rätschenden Schrei an sich, den er
weithin erschallen lässt, wenn ihm etwas Ungewöhnliches begegnet,
oder wenn er in seinem Thun und Treiben gestört wird, ist
hauptsächlich Saamen- und Beerenfresser, nichts destoweniger
aber auch kein Verächter animalischer Kost. Dass er ein ebenso
arger Nestplünderer ist, wie unser deutscher Vogel, unterliegt wohl,
keinem Zweifel, da ich mehrfach zerraufte und geplünderte
Nester fand, deren Zustand ich seinen Hantirungen zuschrieb.
Auch sah ich ihn öfters von kleinen Vögeln, als Maurenfinken,
Orpheussängern, Zaunammern u. dgl. heftig angefehdet und verfolgt,
ein Vorgang, der unabweisslich auf die innere feindselige
Stellung und den daraus resultirenden Hass deutet. Mit vieler
Mühe habe ich in beiden Jahren nach den Nestern des Garrulus
cervicalis gesucht, fand sie jedoch erst im zweiten Jahre (93)
und zwar in den dichten Kronen der Steineiche. Das erste,
welches ich am 17. Mai 1893 entdeckte, enthielt 4 nackte, eben
erbrütete Junge. Ein zweites Nest, welches ich an eben demselben
Tage fand, barg neben 4 jungen Vögeln ein stark bebrütetes
Ei, welches ich mitnahm. Ein drittes Nest endlich (gefunden
am 24. Mai 93), von welchem ich den alten Vogel abstreichen
sah, enthielt ein schon mehrere Tage altes Junges und 2 faulgebrütete
Eier. Das war mir höchst willkommen, und ich nahm
Alles mit. Den jungen Vogel hätte ich gern aufgezogen, wenn
wir nicht gerade vor der Abreise gestanden hätten, ■ und das Auffüttern
desselben nicht mit gar zu grösser Mühe und Schwierigkeit
verknüpft gewesen wäre. Ich warf daher den Vogel in
Alkohol. Die kostbaren Eier konnte ich schadlos präpariren
und meiner Sammlung einverleiben.
Eine hierhin gehörige Tagebuchaufzeichnung gebe ich wieder :
S o n n t a g , den 1. Mai 92. „Da das Wetter heute schön und
klar, wenn auch etwas kalt war, entschlossen wir uns rasch, nach
den Steineichen zu fahren, in der Befürchtung, dass es morgen
wieder regnen könnte. Um ^ lO Uhr fuhren wir ab. Bis Lam-
bessa waren wir von Weizenfeldern umringt und sahen nur am
Horizont Höhenzüge. Hinter Lambessa traten die Gebirge näher
zusammen, und dann kommt man bald in die Steineichenbestände,
die, von ferne gesehen, grosse Aehnlichkeit mit Oelbäumen haben.
In den Steineichen fiel uns zunächst der Eichelheher auf. Dieser ist
hier gar nicht scheu, im Gegentheil, man könnte sagen zutraulich. Ich
schoss 6 Stück und hätte noch viel mehr erlegen können. Es ist
eine prachtvolle, ausgezeichnete Art. Die schwarze Haube und die
weissen Wangen kennzeichnen dieselbe vorzüglich, nicht minder
auch der braunrothe Nacken und das sehr characteristische blassaschfarbene
Rückencolorit.“ Die Maasse zweier frisch im Fleisch
gemessenen Vögel waren ff.:
a) <J, erlegt in den Steineichen bei Lambessa (aux trois
pierres), 1. 5. 92. Länge: 34 Ctm.; Breite: 48 Ctm.;-Brustweite:
11 Ctm.; Flügellänge: 19 Ctm.; Schnabellänge: 3,5 Ctm.; Schnabelhöhe:
1,4 Ctm.; Lauf: 4 Ctm.; Schwanz: 17,5 Ctm.; Mittelzehe:
2,5 Ctm.; Nägel: 1,3 Ctm.; Aussenzehe: 1,8 Ctm.; Nagel: 1 Ctm.;
Innenzehe: 1,5 Ctm.; Nagel: 1,1 Ctm.; Iris: milchweiss.
b) 9 , erlegt in den Steineichen bei Lambessa (aux trois
pierres), 1. 5. 92. Länge: 32,5 Ctm.; Breite: 47,5 Ctm.; Brustweite:
10 Ctm.; Flügellänge: 17,7Ctm.; Schnabellänge: 3,3 Ctm.;
Schnabelhöhe; 1,3 Ctm.; Lauf: 4 Ctm.; Schwänz: 15,5 Ctm.;
Iris: milchweiss.
Das stark und daher nicht entleerbar bebrütete Ei (gef. am
17. 5. 93), wär nach Anlage, Form und Färbung durchaus
characteristisch für die Gattung: von gefleckter Eiform, auf oliv
grauem Grunde grau getippelt und gewölkt, zumal am stumpfen
Pole, mit vereinzelten tiefschwarzbraunen Haarzügen. Es maass:
3,1 X 2,2 cm.
Das Nest, welches ich am 24. Mai 93 fand, stand in der
Krone eines Steineichenbäumchens und war ganz nach Art der
Hehernester angelegt, von aussen mit gröberen und stärkeren
Zweigen und Aestchen gebaut, die Nestmulde mit feineren
Würzelchen ausgelegt. Es maass im äusseren Umfange 61 Ctm.;
in der Höhe 13,5 Ctm.; im Durchmesser 19 Ctm.; im Durchmesser
der Nestmulde 12,5 Ctm. und in der Höhe (Tiefe) der
Nestmulde 7,5 Ctm.
Die beiden faul gebrüteten Eier sind von denen unseres
Garrulus glandarius nicht zu unterscheiden, auf olivgrünem
Grunde gleichmässig graubraun getippelt und gewölkt, am stärksten
auf dem stumpfen Pole, wo ein paar tiefschwarze Punkte sichtbar
werden. Sie maassen:
a) 3 x 2,2 cm. b) 3 X 2,2 cm.
0,48 gr. 0,55 gr.