
aber siech und krank wird, wenn ihn das Schicksal in ein anderes
Land verschlägt. Ist doch der Sohn der Wüste in ihr so heimisch
mit seinem unzertrennbaren Begleiter, dem Dromedare, wie der
Schiffer in seinem Nachen vertraut ist mit den Wellen des Oceans!
Bewundernd hängen wir an dem Gelände, das eine Meisterhand
formte, und suchen den Gründen, Ursachen und Wirkungen nachzuforschen,
um die Tiefe und den Zusammenhang einer Schöpfung
verstehen zu lernen, die die Weisheit der Mutter Natur in’s
Leben rie f..
Wenn die Bahn den Mund der Wüste „Foum es Sahara“
passirt hat, enthüllt sich unseren Augen ein gar liebliches Bild,
das sich besonders für den Farbenpinsel eignet und daher schon
unzählige Male fixirt worden ist. Unser Blick fällt nämlich auf
die Oase El Käntara, die erste, welche sich dem Reisenden auf
dieser Route bietet, und ihn zugleich in den veränderten Landescharakter
einführt. Sie breitet sich thalwärts in malerischer
Lage vor uns aus mit einem Bestände von 65,000 Dattelpalmen,
ungezählten Oliven und Granatbäumen, durchschnitten von dem
Flüsschen gleichen Namens, in dessen Wasser nackte Beduinenkinder
sich tummeln. Das Dorf liegt oberhalb der anderen Seite
der Thalwand und stellt eine Masse von aus ungebrannten und
in der Sonne erhärteten Lehmziegeln errichteten Häusern dar,
die von ca. 2000 Eingeborenen bewohnt werden. Dieses Bild
wiederholt sich — wenn auch nie mehr in dieser malerischen
Staffage — jetzt öfter, denn wo nur die kleinste menschliche
Ansiedelung stattfindet, stehen auch Dattelpalmen zu grösseren
oder kleineren Beständen vereinigt, unter deren Schatten werfenden
Kronen der Eingeborene seine Felder und Gärten anlegt, sein
Getreide erntet, oder seine Früchte, die ihm zu seinem Lebensunterhalte
dienlich sind. Wir sind in der Ebene von El Outäia,
die wüst und öde im Sommer daliegt, vergilbt und vernichtet
von der monatelang unausgesetzt auf ihr lagernden Sonnengluth,
zur Frühjahrszeit aber mit sprossenden Getreidefeldern begrünt ist
und durch Zuleitung von Wasser, zumal wenn noch die Wolken
segenspendend mitwirken, — oft ganz im nassen Elemente steckt
Vor dem Flecken von El Outäia selbst fesselt uns ein weiss
schimmernder, vielfach zerklüfteter, wulstartig gestalteter Berg.
Es ist der Djebel Gharribou oder kurzweg Djebel el Melah
genannt d. h. der Salzberg, da er von Salzablagerungen strotzt
und sich eben daher in dieser weissglänzenden Farbe präsentirt.