
der untergehenden Sonne, die ihre goldenen Strahlen auf das
kleine, hinter unserem Rücken liegende Palmenwäldchen warf. Da
kamen die langgeschwänzten, ätherischen Vögel herangeflogen.
Hunderte von ihnen kreisten über uns, zum Greifen nahe vor
uns. Sie badeten sich und ihr herrliches Gefieder in der Luft
des Sonnenunterganges, im nimmer endenwollenden Gewoge, auf-
und niederschwebend — dabei Hessen sie ihre — ich möchte
wirklich sagen — melodisch klingenden Rufe hören, die selbst
nichts anderes sind, als der Ausdruck verträglicher Brüderlichkeit
und inniger Zusammengehörigkeit. Wenn das Weibchen
lockte, that es auch das <J, wohin dieses flog, folgte jenes, dem
sich bald dann ein zweites, drittes und viertes Paar anschloss
bis die ganze Luft erfüllt schien von diesen lieblichen Gestaltenein
Bild trauten Friedens und ungestörten Zusammenlebens.
Niemals habe ich einen feindlichen, gehässigen Zug an diesen
Geschöpfen bemerkt, sondern immer nur das innigste und schönste
Band der Verträglichkeit durchblicken sehen. Oft genug sitzen
die Vögel reihenweise auf den Tamariskenzweigen, ohne sich jemals
zu befehden, öfters noch in unzählbaren Individuen auf
einem Palmenwedel, um auszuruhen, oder die Nachtstunden gemeinsam
dort zuzubringen. Deshalb klingt auch ihr Lockruf so
weich und melodisch dem Character entsprechend, den der ganze
Vogel zum Ausdruck bringt. Neidisch und missgünstig sind sie
selbst auf der täglichen Kerbthierjagd bei ihrer grossen Fresslust
nicht, sondern rufen sich einander zu, wenn sich ihnen ein
Nahrungsfeld eröffnet, um gemeinschaftlich diesem Thun und
Treiben nachzuhängen. Es ist wirklich ein herrlicher, edler
Vogel, weit schöner noch als sein europäischer Vetter, weil sein
Gefieder einheitlicher, ruhiger im Grundton ist und doch nicht
weniger funkelnd und glänzend strahlt, als das farbenreichere
des nahen Verwandten.
Die Tamarix africana ist der Characterstrauch des pers.
Bienenfressers. Wo jene in grösseren Beständen, oder selbst in
einzelnen Gruppen auftritt, wird man ihn nicht vermissen. Er
passt auch mit seinem ganzen Sein und Wesen zu dieser, wie
zu keiner anderen Pflanze. Wenn sich der bläulichgrün-glänzende
Vogel auf ihre Zweige setzt, deckt ihn der Strauch völlig,
und selbst, wenn eine ganze Gesellschaft auf so einem Zweige
sitzt, gehört ein scharfes Auge dazu, die Einzelwesen zu erkennen
und von einander, nicht minder auch vom Strauche zu unterscheiden.
Aber das Grün des Strauches wechselt seine Farbe,
je nachdem das Auge darauf gerichtet ist, und das einfallende
Licht sie begründet. Denn oft geuug scheint einem das Grün
seiner Blätter einem fahl glänzenden Braun Platz .zu machen,
welches den ganzen Strauch eigenartig umfängt und wie mit
einem Schleier umzieht. Und dieser Wechsel vollzieht sich gerade
so beim Vogel, dem lebendigen Kinde der Pflanze. Aus der
Nähe betrachtet leuchtet das Gefieder prachtvoll grün und blau,
wenn es aber ein wenig aus dem Gesichtskreise rückt, oder das
Auge schräg auf die Federkanten fällt, lagert dieselbe fahlbraune,
glänzende Metallfarbe auf ihm, wie auf der Pflanze. Wie oft
habe ich diesen Contrast vor meinen Äugen sich abspielen sehen,
wie oft die unendliche Weisheit, den Einklang in der schaffenden
Natur angestaunt und bewundert!
Wie alle Immenvögel ist auch dieser ein gewaltiger Fresser.
Am Oued Biscra hatte ich häufig Gelegenheit gehabt, seine Gewölle
zu untersuchen. Gewöhnlich lagen sie als länglich geformte
Ballen zu mehreren am Boden, zumal da, wo das jäh
überhängende Ufer einen Seitenast der Tamarix oder deien
horizontal abstehenden Wurzelzweig in die Luft entsandte. Dort
ruhten die BienenfresSer gerne und würgten zu ihrer Erleichterung
den unverdaulichen Ballast ihrer reichlichen Nahrung als Gewölle
wieder aus. Letzteres bestand zumeist aus den harten Theilen
der Wanderheuschrecke (Schistocerca peregrina, Oliv.), als Flügel,
Beine, Mund und Kauwerkzeuge, enthielt aber auch Reste von
Käfer- und Schmetterlingsflügeln, worunter selbstredend Hymenop-
teren in vorwiegender Anzahl nicht fehlen durften. Ein unbeschreibliches
Vergnügen gewährt es, die herrlichen Vögel
in ihrem emsigen Thun und Treiben auf der Nahrungssuche zu
beobachten. Hat einer von ihnen ein Insect in der Luft erblickt,
so fliegt er geräuschlos von seinem Ruheplätzchen &b, hascht
dasselbe im Fluge und lässt dann seine gurgelnden Kehllaute
im Wohlbehagen ertönen, dadurch seine anderen Gefährten heranlockend
und ihnen Nahrung verheissend. Denn wohl niemals
ist das erhaschte Insect ein vereinzeltes gewesen, sondern hat
stets andere im Gefolge, die gewöhnlich in reicher Anzahl nachgefolgt
kommen, ja die Luft erfüllen. Dann sieht man die persischen
Bienenfresser als leuchtende Edelsteine über den Boden
gleiten, anmuthige Schwenkungen vollführen, zierliche Bögen in
der Luft beschreiben, schweben, gleiten, flattern, kurz den In