
zum ersten Male in Biscra an mein Ohr schlug, wusste, ich, dass
es keine andere Eule als Scops giu, sein könnte, die diesen Ton
erzeugte, lauschte ihm lange Zeit und rief dadurch die Aufmerksamkeit
der um mich herum spielenden Araberjungen hervor.
„Maroüf, Arfi, Maroüf“ unterrichteten mich die Bengel
und schienen nicht sonderlich erbaut von dem mysteriösen Klangrufe
zu sein. Ich aber hing ihm lange nach und konnte mich
nicht satt an ihm hören, so zauberartig umfing er mich. Auch
in der Oase Biscra hörten wir das Eulchen rufen, wenn wir
unsern Rückgang nach dem Hotel etwas verspätet hatten. Trotz
der relat. Häufigkeit der Zwergohreule ist mir dieselbe in Biscra
nicht zu Händen gekommen. Ich jagte aber auch in der Oase
fast gar nicht, und daher mag es wohl gekommen sein, dass ich
sie nicht zu Gesicht bekommen habe. Ganz unerwartet bin
ich auf der Wüstenreise mit diesem possierlichen Ding zusammengetroffen.
Es war der zweite Ruhetag in Oued N’ga (23. 4. 93).
Nachdem wir am Vormittage fleissig präp arirt und gearbeitet
hatten, machte ich mit meinem Schwager am Nachmittage einen
Rundgang, hauptsächlich, um auf Wüstenhühner zu jagen. Ich
gerade dem Flussbette entlang und warf neugierig meine
Blicke in die hochumsäumten Ufer, wo der Zizyphus wuchs, fest
und undurchdringlich. Plötzlich sehe ich ein Eulchen vor mir
abfliegen in sanft geschwungener Bogenlinie, gleich darauf ein
zweites und, wie ich nach der Abflugsstelle hinseh e, gewahreich
auf einem horizontal abstehenden Zaribzweige noch 3 Stück
dieser niedlichen Zwergohreulen. Sie sassen zutraulich eng aneinander
gerückt mit aufgerichteten Federohren und sahen mit
ihren durchbohrenden Augen wüthend auf mich Störenfried. Ich
stand unbeweglich wie eine Marmorsäule, um das hübsche Bild
noch etwas zu geniessen, als ich aber eine kleine Bewegung
machte, strichen alle drei vor mir ab, wovon ich eins erlegte.
Ein zweites fiel meinem Schwager zur Beute, der sich gleichfalls
über das reizende Thierchen nicht genug freuen konnte. Wir
balgten sie am nächsten Tage in Guörrara ab, wo das Fleisch
bereits einen entsetzlichen Fäulnissgeruch verbreitete, der trotz
allen Waschens noch stundenlang an den Fingern haften blieb.
Vorstehende Erzählung deutet auf den geselligen Hang der
Zwergohreule, während des Zuges, was bereits Alfred Brehm
auf seinen Reisen in Aegypten erfahren hatte. Hochgradig erfreut
war ich, die Eule auch brütend zu finden. Es war am
15. Mai, wo ich in Batnas nahen Bergen auf der Nestersuche
begriffen war. Es war mir hauptsächlich am Auffinden der Gelege
von Fratincola Moussieri und Melizophilus deserticolus gelegen.
Aber jedes andere Nest wurde auch nicht übersehen. So
manches werthvolle war bereits ausgehoben, als der vom vorigen
Jahre mir bekannte Beduinenjunge N’häisch eine Aleppokiefer
erkletterte, worin er einen grossen Horst entdeckt hatte. Als
er in denselben hineinlugte, flog eine Eule heraus, welche ich
aber nicht zu Gesicht bekam. Dagegen brachte er mir ein fast
kugelrundes, glänzend weisses Ei herunter, welches ich sofort als
Eulenei erkannte, indessen meiner Sache nicht gewiss war, ob es
das von Scops giu oder von Athene glaux war. Als wir am
19. Mai an denselben Baum kamen, hiess ich den Jungen wieder
hinauf klettern, was er mit einer affenartigen Geschwindigkeit
that. Kaum war er oben angelangt, als er mit wieherndem
Lachen und Schreien verkündete, dass er die „Omma“ (Mutter)
d. h. also den Vogel auf dem Neste gefangen habe. Grinsend
kam er herabgerutscht und hielt in der einen Hand eine Zwergohreule,
in der anderen wieder ein Ei derselben. Wie ich
den Vogel in die Hände nahm, merkte ich alsbald an den wehenartigen
Bewegungen des Leibes, dass er eben im Begriffe gewesen,
das dritte Ei zu legen, welches ich ihm mühelos — als
völlig reif — unbeschädigt ausdrücken konnte. So hatte ich
3 Eier dieser Eule erlangt, ein viertes legte sie im Käfig nach,
welches aber ein Windei ohne Schale war, und so vermuthe ich,
dass 4 Eier das volle Gelege ausgemacht haben würden. Der
Horst war ein altes vorigjähriges Nest der Fica mauritanica. Das
Eulchen fütterte ich in einem Käfige mit geschossenen Vögeln,
welche es in der Nacht gut annahm. Wir hörten es auch allnächtlich
rufen, wenn wir uns im Nebenzimmer ganz ruhig verhielten.
Das wahrscheinlich zu diesem 9 gehörige cj wurde an
einem der nächsten Tage in der Nähe des Nestplatzes von
Herrn W. geschossen. An dem possierlichen Eulchen hatten
wir grosse Freude und brachten es lebend nach Bonn. Hier
lebte es den ganzen Sommer über in einem wohlgeeigneten
Käfigraume. Es nahm jedoch nur wenig Nahrung zu sich. Todte
Vögel und Mäuse verschmähte es regelmässig und nahm nicht
einmal lebend gefesselte Mäuse an. Die gewöhnliche Ration
bestand aus 2 Stücken Pferdefleisch, die es in der Nacht kröpfte.
Sjchon bemühte ich mich dem 9 ein zu verschaffen, als es